Geiselnahme, Tunnel und Millionen: Der spektakuläre Bankraub von Berlin

Am 27. Juni 1995 ereignete sich in Berlin-Zehlendorf ein spektakulärer Bankraub mit Geiselnahme und Tunnel-Flucht.
Am 27. Juni 1995 ereignete sich in Berlin-Zehlendorf ein spektakulärer Bankraub mit Geiselnahme und Tunnel-Flucht. (Symbolbild/NAG)

Geiselnahme, Tunnel und Millionen: Der spektakuläre Bankraub von Berlin

Berlin-Zehlendorf, Deutschland - Es war die Nacht zum 28. Juni 1995, als ein spektakulärer Banküberfall in Berlin-Zehlendorf für Schlagzeilen sorgte, die bis heute nachhallen. Vier Männer, darunter mehrere Ausländer, stürmten die Commerzbank-Filiale an der Breisgauer Straße 8 und nahmen insgesamt 16 Geiseln. Bei diesem Überfall forderten die Täter ein Lösegeld von 17 Millionen D-Mark, einen Hubschrauber und einen Fluchtwagen. [WDR] berichtet, dass die Polizei das Gebäude umstellte und letztlich 5,62 Millionen D-Mark als Lösegeld zahlte.

Der vorab gegrabene Tunnel, der sich von einer Garage in der Matterhornstraße 48 erstreckte und etwa 20 Meter lang war, war das Herzstück des Überfalls. Die Tunnelarbeiten begannen im März 1994 und führten die Täter direkt zu den Geldvorräten in der Bank. Die gesamte Aktion, die bereits um 10:25 Uhr begann, wurde durch geschickt durchgeführte Ablenkungsmanöver unterstützt. Doch die Geiselnahme dauerte über 17 Stunden und war von ständigen Verhandlungen unterbrochen. Über die Geiselnahme selbst und den dramatischen Sturm des SEK um 3:43 Uhr früh, als alle Geiseln unversehrt befreit wurden, ist in den Berichten von [WDR] und [Wikipedia] zu lesen. Dabei entkam die Täterbande durch den Tunnel und verschwand mit einer Beute von mehr als 10 Millionen D-Mark.

Die Täter und die Folgen

Die Tätergruppe bestand aus vier Männern: drei Syrern, einem Libanesen und einem Italiener, ergänzt durch einen Deutschen. Ihre umfangreiche Planung führte sie zunächst in die Fänge des Gesetzes: Nach dem Überfall konnten sechs der mutmaßlichen elf Räuber gefasst werden. Der Festgenommene Moutaz Al Barazi, bekannt als „Tunnel-Toni“, war nur zwei Wochen später in den Gefängniszellen, während Ermittlungen zur Feststellung seiner Komplizen führten. Letztendlich wurden mehrere Mitglieder der Tätergruppe zu langen Haftstrafen verurteilt.

Weniger als die Hälfte der Beute konnte gesichert werden, summarisch sind es etwa 5,3 Millionen D-Mark, die wieder in den Staatskassen landeten. Fehlen immer noch große Summen, stellt sich die Frage, ob diese jemals gefunden werden können. Jüngste Daten zeigen, dass Banküberfälle in Deutschland eine teils traurige Konstante sind, wobei laut [Statista] von 2020 insgesamt 92 Raubüberfälle auf Geldinstitute gemeldet wurden.

Ein vorangegangenes Erbe

Die brachiale Vorgehensweise der Täter erinnerte an früheren bankhistorischen Ereignisse, etwa die Raubüberfälle, die von den Brüdern Sass im Jahr 1929 verübt wurden. Diese Parallelen und die mediale Aufbereitung des Überfalls sichern dem Eintritt in die deutsche Kriminologie einen speziellen Platz. Dokumentationen und Filme, wie die True-Crime-Serie XY ungelöst, nahmen sich dieser Begebenheit an und verhalfen dem Überfall zu anhaltender Berühmtheit.

Am Ende bleibt die Frage: Wie effizient sind die Behörden mittlerweile in der Verfolgung solcher Verbrechen? Deutschlandweit wird in den letzten Jahren von einem stetigen Anstieg der Raubüberfälle auf Geldinstitute berichtet, und die Sicherheitslage bleibt ein heiß umstrittenes Thema. Die gesamte Geschichte der Geiselnahme in Berlin-Zehlendorf ist dabei ein schockierendes Beispiel für gut geplante Verbrechen in einer recht krisengeschüttelten Zeit.

Die Erinnerung an diesen Überfall bleibt, und die gesetzten Fragen nach den Hintergründen und der Justiz sind nach wie vor relevant und spannend.

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OrtBerlin-Zehlendorf, Deutschland
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