Wassermangel in Brandenburg: Bauern kämpfen gegen trokenes Erbe der DDR

Wassermangel in Brandenburg: Bauern kämpfen gegen trokenes Erbe der DDR
In den trockenen Sommern der letzten Jahre, insbesondere 2018 und 2019, kämpfte Jan Sommer, ein engagierter Biobauer aus Dahmsdorf in Brandenburg, mit den Herausforderungen extremer Trockenheit. Damals machte er ein eindrückliches Erlebnis mit seinem Trecker, als er einen Hydranten beschädigte, während er seine Felder bewässerte. Diese Erfahrung führte ihn zu Überlegungen über die nachhaltige Bewässerung seiner 70 Hektar umfassenden Äcker. Der Rückgang des Grundwassers und die damit verbundenen Herausforderungen sind gleichsam für ihn und viele andere Landwirte zu einem drängenden Thema geworden. Laut der taz hat Brandenburg im Winter 2024/25 den geringsten Niederschlag bundesweit verzeichnet, während auch für den Sommer 2025 unbarmherzige Hitze und Trockenheit vorhergesagt werden.
Ein zentrales Problem in Sommer’s Region sind die alten Drainagen, die in der ehemaligen DDR im Zuge der Melioration großflächig verlegt wurden. Diese Systeme leiten viel Regenwasser ab und sind dafür verantwortlich, dass wertvolles Wasser aus dem Boden verschwindet. Sommer machte eine bemerkenswerte Entdeckung: An besonders trockenen Tagen fließen über 200 Kubikmeter Wasser täglich durch diese Drainagen ab. Um dem entgegenzuwirken, begann er ein Projekt mit Naturschützern und Hydrologen, bei dem er einen Entwässerungsschacht verschloss, um Wasser im Boden zu halten. Die ersten Ergebnisse nach einem Jahr sind vielversprechend – eine kleine Pfütze bleibt selbst während der Dürre erhalten, und Sommer kann nun etwa 80 Kubikmeter Wasser im Boden bewahren.
Herausforderungen und Zukunftsperspektiven
Diese Problematik ist nicht nur ein lokales, sondern ein weitreichendes, dem das Projekt “Wasser auf den Flächen halten!” gewidmet ist. Eine in diesem Rahmen veröffentlichte Kurzstudie von Lea Spelzhausen und Sassa Franke analysiert die historischen, aktuellen und zukünftigen Aspekte des Wassermanagements in Brandenburg. Sie weist darauf hin, dass die Brandenburger Landschaft stark von Entwässerungsmaßnahmen geprägt ist, die vor allem zur landwirtschaftlichen Nutzbarkeit der Flächen beigetragen haben. Diese bestehenden Systeme beeinflussen jedoch weiterhin die Wasserkreisläufe und die ökologischen Bedingungen vor Ort.
Die Studie empfiehlt Maßnahmen wie den Rückbau von Drainagen und die Wiederherstellung von Feuchtgebieten als Schlüssel zu einem nachhaltigeren Wassermanagement. Angesichts der Herausforderungen des Klimawandels, wie sie auch im Projekt WADKlim vom Umweltbundesamt zu beobachten sind, wird eine nachhaltige Wasserrückhaltung als unabdingbar erachtet. Die ökologischen und wirtschaftlichen Notwendigkeiten stehen somit im Vordergrund.
Der Weg zum Bewusstsein
Jan Sommer betont, dass das Thema Drainagen für die Landwirtschaft das drängendste Problem darstellt. Viele Landwirte sind sich oft nicht bewusst, welche Drainagen unter ihren Feldern verlaufen und welche langen Umbaumaßnahmen erforderlich wären. Das Landesamt für Umwelt hat ein Pilotprojekt ins Leben gerufen, um den Wasserabfluss aus diesen Drainagesystemen zu messen. Experten zeigen reges Interesse an den positiven Effekten von Sommer’s Experiment, doch der Weg zur umfassenden Reform ist lang und komplex.
In Brandenburg gibt es mehr als 20 Wasser- und Bodenverbände, die für die Verwaltung dieser Drainagen zuständig sind. Allerdings mangelt es oftmals an digitalisierten Karten, die klare Informationen liefern könnten. Dies erschwert nicht nur die Planungen der Landwirte, sondern auch die Co-Produktion zwischen Landwirtschaft und Naturschutz, die dringend notwendig ist, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen.
In der Summe zeigt sich, dass die Frage des Wasserrückhalts und der richtigen Bewässerungsstrategien für die Landwirtschaft nicht nur eine technische, sondern vor allem auch eine soziale Herausforderung ist. Die aktiven Schritte von Landwirten wie Jan Sommer sind unverzichtbar für die Gestaltung einer nachhaltigeren Zukunft in Brandenburg und über diesen Rahmen hinaus.
Für weitere Details zu den Studien und Projekten verweisen wir auf die vollständigen Arbeiten unter taz, Klimapraxis und Umweltbundesamt.