Krisenfest oder abhängig? So steht es um Deutschlands Lebensmittelversorgung

Krisenfest oder abhängig? So steht es um Deutschlands Lebensmittelversorgung
In Deutschland genießen wir den Luxus eines reichhaltigen und vielseitigen Lebensmittelangebots, das dank globalisierter Märkte ganzjährig verfügbar ist. Doch wie sicher ist diese Versorgung in Krisenzeiten? Handelsstreitigkeiten und geopolitische Spannungen verunsichern viele Verbraucher, insbesondere wenn es um die Selbstversorgungssicherheit geht. Aktuelle Berichte zeigen, dass Deutschland sich in vielerlei Hinsicht gut schlägt, aber auch vor Herausforderungen steht.
Die Zahlen sprechen für sich: Im Jahr 2022/23 lag der Selbstversorgungsgrad der Deutschen bei 82 Prozent, was bedeutet, dass über ein Fünftel der benötigten Lebensmittel importiert werden müssen. Die Landwirtschaft hat sich jedoch in den letzten Jahrzehnten stark entwickelt und kann mittlerweile fast 147 Menschen pro Landwirt ernähren – eine bemerkenswerte Steigerung im Vergleich zu den 1990er Jahren. Dies geht aus einem Bericht der ZDF hervor.
Selbstversorgungsgrad nach Lebensmittelkategorien
- Schweinefleisch: Hier liegt der Selbstversorgungsgrad bei 135 Prozent, wobei Deutschland über 2,2 Millionen Tonnen exportiert und gleichzeitig 942.000 Tonnen importiert, um die Nachfrage zu decken. Beliebt sind vor allem Schnitzel und Koteletts.
- Getreide: Mit einem Selbstversorgungsgrad von 104 Prozent, davon 111 Prozent für Weizen, ist Deutschland in dieser Kategorie gut aufgestellt und kaum von Lieferengpässen betroffen.
- Kartoffeln: Hier kann Deutschland sogar beeindruckende 153 Prozent an Selbstversorgung vorweisen und ist Europameister im Kartoffelanbau.
- Obst: Leider muss sich Deutschland mit einer Selbstversorgung von lediglich 20 Prozent begnügen, wobei 50 Prozent der konsumierten Äpfel importiert werden.
- Gemüse: Nur 37 Prozent des Gemüsebedarfs wird aus heimischen Anbau gedeckt, wobei Rot- und Weißkohl die einzigen Ausnahmen bilden, die die Nachfrage übertreffen.
Besonders interessant: Der Selbstversorgungsgrad bei Zucker zeigt einen Anstieg auf 155 Prozent, was auf eine bemerkenswerte überregionale Produktion hinweist. Und doch bleibt festzuhalten, dass das Angebot an Obst und Gemüse stark von Importen abhängt, oft bedingt durch günstigere Produktionsbedingungen in anderen Ländern.
Wachsende Herausforderungen
Die deutsche Landwirtschaft sieht sich weiteren Herausforderungen ausgesetzt. Der Klimawandel sorgt zunehmend für extremes Wetter, das Ernten gefährdet und Schädlinge begünstigt. Besonders besorgniserregend ist die breitere Ausbreitung der Schilf-Glasflügelzikade, die sich negativ auf die Kartoffelernte auswirkt. Dies verstärkt die Abhängigkeit von Lebensmittelimporten, was in Krisenzeiten zu einem erheblichen Risiko werden kann. Ohne Importe von landwirtschaftlichen Nebenprodukten, die für die Nahrungsmittelproduktion unerlässlich sind, würde die autarke Versorgung im Krisenfall nicht gesichert sein.
Dennoch bleibt die Einschätzung optimistisch, da die Lebensmittelversorgung in Deutschland als gesichert gilt, selbst wenn Schwächen und Abhängigkeiten vorhanden sind. Für viele Grundnahrungsmittel wie Brot, Schnitzel und Pommes sind wir gut gerüstet, doch für die Vielfalt an Gemüsebeilagen und frischen Obstsalaten – da müssen wir oft über die Grenzen hinweg schauen.
Die Entwicklungen in der Lebensmittelproduktion und -versorgung sind schnelllebig. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass ein Umdenken notwendig ist, um auch in Zukunft auf uns selbst zählen zu können. Bleibt nur zu hoffen, dass die heimische Landwirtschaft weiterhin ein gutes Händchen hat, um die heimischen Märkte zu bedienen und die Verbraucher zufriedenzustellen. Weitere Informationen zu diesem Thema bietet die Webseite der Landwirtschaft.de.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Während Deutschland in vielen Bereichen der Lebensmittelproduktion stark aufgestellt ist, bleibt die Herausforderung, die Abhängigkeit von Importen in kritischen Momenten zu reduzieren. Ein bewusster Umgang mit heimischen Produkten und der direkte Anbau im eigenen Garten können hier einen wertvollen Beitrag leisten und so die Versorgungssicherheit langfristig stärken.