Quartier Seeblick: Investor in der Krise – Wie geht es weiter?

Quartier Seeblick: Investor in der Krise – Wie geht es weiter?

Neu Zippendorf, Schwerin, Deutschland - In dem geplanten Wohngebiet „Quartier Seeblick“ im Stadtteil Neu Zippendorf in Schwerin tut sich momentan wenig. Wie der Nordkurier berichtet, hat der hessische Investor, der vor etwa einem Jahr den Bau ankündigte, bislang keine Fortschritte vorzuweisen. Die alte Schulruine der ehemaligen SED-Bezirksparteischule steht weiterhin ungenutzt in der Straße Am Hang und zeigt sich in einem bedauerlichen Zustand. Andreas Thiele, der Leiter des städtischen Fachdienstes für Stadtentwicklung und Wirtschaft, erklärt, dass der Investor sich derzeit in einer Restrukturierungsphase befindet. Trotz dieser Rückschläge bleibt die Stadt von der Attraktivität des Standorts überzeugt und hofft auf die Umsetzung des Projekts.

Ursprünglich sollten in dem neuen Quartier mehrere Drei- bis Siebengeschosser in modularer Bauweise errichtet werden. Insgesamt sind 250 Wohneinheiten geplant, für die eine Investition von rund 70 Millionen Euro vorgesehen ist. Marco Rauch, der Vorsitzende der Ortsteilvertretung Neu Zippendorf, äußert jedoch große Bedenken, da das Vorhaben anscheinend auf Eis liege. Gerüchte über finanzielle Schwierigkeiten des Investors machen die Runden, was die Realisierbarkeit des Projekts zusätzlich infrage stellt. Vorangegangene Versuche, die Fläche neu zu beleben, scheiterten bereits, unter anderem durch eine Berliner Immobilienfirma.

Geschichte des Standorts

Die ehemalige Bezirksparteischule wurde 1979 eröffnet und stellte einen modernen Bau für 500 Studierende dar, ausgestattet mit Internat und Mensa. Nach der Wende fiel das Gebäude in die Hände der Treuhand und wurde 1992 von der Schweriner Grundgesellschaft für rund 26 Millionen Mark erworben. Bis 2000 war die Fachhochschule des Bundes für Arbeitsverwaltung Mieter, dann stand das Gebäude leer – eine traurige Entwicklung, die dazu führte, dass Jugendliche immer wieder angezogen wurden, was in mehreren Bränden endete.

Marco Rauch betont nachdrücklich die Wichtigkeit, die Fläche für die Quartiersentwicklung zu nutzen, um der Verfallsgeschichte ein Ende zu setzen. Die nächste Sitzung der Ortsteilvertretung findet am 17. September um 18 Uhr in der Alten Post am Berliner Platz statt, wo die zukünftige Gestaltung des Stadtteils im Mittelpunkt stehen wird.

Planungsansätze und Visionen

Die Stadt hat dennoch eine klare Vision für das Quartier Seeblick. Laut dem urbanophil wird ein städtebaulicher Rahmenplan erarbeitet, der die Errichtung von etwa 250 Wohneinheiten und gemischter Nutzung vorsieht. Die SEMODU AG, seit Anfang 2023 Grundstückseigentümerin, hat das Ziel, die Fläche in ein autoarmes Wohnquartier mit innovativer, nachhaltiger Architektur zu verwandeln. Geplant sind sowohl Riegel- als auch Punkthäuser, die gemeinsam einen Quartiershof mit einem öffentlich zugänglichen Platz und Spielplatz bilden sollen.

Das Freiraumkonzept sieht zudem einen grünen Quartiersanger sowie ruhige Wohnhöfe vor, die mit Versickerungsflächen ausgestattet werden. Eines der aufgefrischten Merkmale wird der sogenannte Seebalkon sein, der Blickbeziehungen zum nahegelegenen Schweriner See bieten soll.

Um die Stadtentwicklung voranzutreiben, hat sich der Verein PRO Schwerin, geleitet von Architekt Henryk Stutz, zum Ziel gesetzt, die Bürger aktiv in den Transformationsprozess einzubeziehen. Die Arbeitsgruppe trifft sich regelmäßig, um Probleme bei Neubau- und Sanierungsvorhaben zu besprechen und Trends im Wohnungsmarkt zu diskutieren, wie auf pro-schwerin.de zu lesen ist.

Die Stadt Schwerin hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht, fügt sich immer mehr an das Wasser an und gewinnt an Attraktivität. Es bleibt nur zu hoffen, dass das Quartier Seeblick bald auch das Licht der Welt erblickt und die lange verwaiste Fläche gegebenenfalls mit neuem Leben erfüllt wird.