Dritte Toilette in Wittenberge: Fortschritt oder Ablehnung?

Dritte Toilette in Wittenberge: Fortschritt oder Ablehnung?

Wittenberge, Deutschland - In der Augentagesklinik in Wittenberge hat ein neues, zukunftsweisendes Projekt das Licht der Welt erblickt: eine dritte Toilette für diverse Personen. Dieses inklusive Badezimmer, das zwischen der Herren- und Damentoilette zu finden ist, bietet nicht nur ein WC, sondern auch ein Waschbecken. Die Gestaltung der Toilette ist bemerkenswert, denn das dazugehörige Piktogramm symbolisiert eine Person, die sowohl männliche als auch weibliche Merkmale zeigt. Damit wird ein starkes Zeichen für Akzeptanz und Vielfalt gesetzt. Laut maz-online.de zeigt Klinikmanagerin Isabelle Könning allerdings, dass nicht alle Patienten offen für diese Neuerung sind; einige weigern sich, die dritte Toilette zu nutzen.

Vivian Ohmsen, Mitorganisatorin des Christopher Street Day in der Prignitz, unterstreicht hingegen die Wichtigkeit solcher Toilettenangebote und spricht von der Notwendigkeit, Räume für alle Geschlechter zu schaffen. Königns Einschätzung, dass vor allem jüngere Menschen unter 25 Jahren der dritten Toilette gegenüber aufgeschlossener sind, unterstützt die Idee, dass Akzeptanz oft mit dem Alter korreliert.

Bedarf an familienfreundlichen Einrichtungen

Ein weiterer Vorschlag von Könning ist die Einführung einer niedrigeren Kindertoilette sowie einer Wickelauflage im Erdgeschoss der Klinik, da dort viele junge Patienten behandelt werden. Immerhin wurden seit der Eröffnung im Oktober 2022 knapp 900 Kinder in der Klinik behandelt, was den Handlungsbedarf verdeutlicht.

Die Einführung der dritten Option „divers“ erfolgte im Jahr 2018, nachdem das Bundesverfassungsgericht in einem wegweisenden Urteil einer inter* Person recht gegeben hat. Dies hat nicht nur juristische, sondern auch soziale Konsequenzen – der Verein TransInterQueer setzt sich beispielsweise aktiv für die diskriminierungsfreie Toilettennutzung ein. Auf ihrer Website transinterqueer.org finden sich weitere Informationen zu diesem wichtigen Thema.

Die Notwendigkeit, geschlechtergerechte Toiletten in öffentlichen Einrichtungen anzubieten, ist auch an der Universität Hamburg zu spüren, wo ein Konzept für All-Gender-Toiletten entwickelt wird. Diese sollen ein diskriminierungsfreies Studien- und Arbeitsumfeld ermöglichen. Trans* und inter* Personen müssen oft diskriminierende Erfahrungen beim Toilettengang machen, was ein großes Problem darstellt. Hier wird ein flächendeckendes Angebot forciert, das bereits in vielen Einrichtungen in Form von All-Gender-Toiletten existiert. Diese fördern nicht nur den Zugang und die Gleichberechtigung, sondern sind auch vorteilhaft für verschiedene Nutzergruppen, wie Väter mit Wickelkinder oder Menschen mit Behinderungen. Details dazu findet man unter uni-hamburg.de.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Akzeptanz solcher Angebote regional weiterentwickeln wird, aber das Engagement der Augentagesklinik Wittenberge ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Um ein gleichberechtigtes Miteinander zu fördern, ist es entscheidend, dass die Gesellschaft sich stetig weiterentwickelt und alle Menschen anerkennt und respektiert werden, egal welchem Geschlecht sie angehören.

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OrtWittenberge, Deutschland
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