Schulzendorf ehrt Richard und Bianca Israel mit Stolpersteinen

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In Schulzendorf wurden Stolpersteine für Richard und Bianca Israel verlegt, um an ihr bedeutendes Erbe und Schicksal zu erinnern.

In Schulzendorf wurden Stolpersteine für Richard und Bianca Israel verlegt, um an ihr bedeutendes Erbe und Schicksal zu erinnern.
In Schulzendorf wurden Stolpersteine für Richard und Bianca Israel verlegt, um an ihr bedeutendes Erbe und Schicksal zu erinnern.

Schulzendorf ehrt Richard und Bianca Israel mit Stolpersteinen

In Schulzendorf wird Geschichte lebendig, und das nicht nur im Rahmen der Feierlichkeiten zum 650-jährigen Bestehen der Gemeinde. Die kürzliche Verlegung von Stolpersteinen zu Ehren von Richard und Bianca Israel trägt dazu bei, die Erinnerung an diese bemerkenswerte Familie aufrechtzuerhalten. Wie die maz-online berichtete, hatten die Israelis von 1890 bis 1939 im Gutschloss gewohnt und prägten damit die örtliche Geschichte. Bürgermeister Markus Mücke betonte bei der Zeremonie die Wichtigkeit der Stolpersteine für das kulturelle und gesellschaftliche Leben in Schulzendorf.

Die Familie Israel war nicht nur als freundliche Arbeitgeber bekannt, sie hinterließen auch einen bleibenden Eindruck durch die Errichtung einer vierklassigen Schule, die den Kindern des Dorfes bessere Lernmöglichkeiten bot. Ein weiteres soziales Engagement war die Gründung einer „Spielschule“ für die Kleinen der Gutsarbeiter. Diese Initiativen zeigen, wie sehr sich Richard und Bianca für das Wohlergehen der Schulzendorfer einsetzten.

Ein bewegtes Schicksal

Doch die friedliche Koexistenz endete mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Wie in der castleholic nachzulesen ist, wurden Richard und Bianca 1939 vertrieben. Wenig später folgte die Deportation nach Theresienstadt. Tragischerweise wurde Richard dort 1943 ermordet. Bianca hatte das Glück, 1945 mit einem „Freiheitstransport“ in die Schweiz zu gelangen, der durch eine Vereinbarung zwischen dem Schweizer Bundespräsidenten und Heinrich Himmler ermöglicht wurde. Ihr Überleben in dieser schrecklichen Zeit ist ein Zeugnis für den ungebrochenen Lebenswillen der Juden, die damals in Deutschland lebten.

Die Stolpersteine wurden in der Richard-Israel-Straße vor dem Rathaus verlegt, um Passanten zum Nachdenken anzuregen. Gunter Demnig, der Initiator des Projekts, musste aus gesundheitlichen Gründen diese Aufgabe an Mitarbeiter des kommunalen Bauhofs übergeben. Anwesend war auch Jochen Palenker, ein Urenkel der Familie Israel, der aus einem bewegenden Brief von Bianca aus dem Jahr 1946 vorlas.

Das Erbe von Schloss Schulzendorf

Schulzendorf ist nicht nur wegen seiner bewegten Geschichte interessant, sondern auch architektonisch. Das Schloss Schulzendorf, ein ehemaliges Rittergut, wurde im 18. Jahrhundert erbaut. Die heutige Erscheinung geht auf Richard und Bianca Israel zurück, die in den späten 1880er Jahren das Grundstück erwarben und das Schloss mit ihren Visionen prägten. Moritz Israel, Richards Vater, war Berlins ältester Kaufmann, und sein Erbe ist stark mit der Geschichte des Kaufhauses Nathan Israel verknüpft. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss von den Sowjets beschlagnahmt und ging in staatlichen Besitz über. Erst 1993 kam das Anwesen wieder in die Hände der Familie Israel, die es bis heute besitzt, auch wenn derzeit keine konkreten Pläne zur Nutzung bestehen.

Die Stolpersteine in Schulzendorf sind mehr als nur ein Gedenken – sie sind ein Zeichen des Wandels, des Erinnerns und der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Wie auch in anderen Städten Deutschlands wird mit solchen Aktionen daran erinnert, was verloren ging und welcher Mut erforderlich war, um zu überleben. Dieses Engagement soll den Menschen nicht nur die Vergangenheit vor Augen führen, sondern auch für die Gegenwart und Zukunft bewusste Werte vermitteln. Auch in den Nachbarorten wachsen zahlreiche Erinnerungsprojekte, die den Opfern des Nationalsozialismus gedenken, wie etwa die Stolpersteine in Charlottenburg oder Babelsberg, die ebenfalls an die Vielfalt des jüdischen Lebens erinnern.