Jugendpsychiater warnen: Strengere Regeln für Social Media nötig!

Jugendpsychiater warnen: Strengere Regeln für Social Media nötig!
In den letzten Jahren ist die Zahl der Jugendlichen mit Essstörungen in Deutschland dramatisch gestiegen. Dieses alarmierende Phänomen zieht nun die Aufmerksamkeit von Fachärzten und Psychologen auf sich. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) fordert deshalb klare und verbindliche Regeln für die Nutzung von Social Media. Laut Tixio ist es an der Zeit, ein Wirrwarr von Online-Trends und deren Einfluss auf die seelische Gesundheit junger Menschen zu regeln.
Wie Eva Möhler, Vorstandsmitglied der DGKJP, bestätigt, leiden immer mehr Mädchen und junge Frauen unter Essstörungen, die zur stationären Behandlung führen müssen. Die Statistiken sprechen eine deutliche Sprache: Im Jahr 2023 wurden rund 6.000 Patientinnen im Alter von 10 bis 17 Jahren behandelt – eine Verdopplung im Vergleich zu 2003, wo es noch knapp 3.000 waren. Diese Entwicklung ist nicht nur besorgniserregend, sondern zeigt auch die drängende Notwendigkeit für politische Maßnahmen, die Eltern und Ärzte unterstützen sollen. Immer mehr Eltern fühlen sich überfordert, ihre Kinder vor schädlichen Online-Einflüssen zu schützen, während Social-Media-Trends wie „Skinny Tok“ weiter verbreitet sind und psychische Probleme verstärken.
Essstörungen im Blick
Die Zunahme stationärer Behandlungen spiegelt sich auch in weiteren Statistiken wider: Jährlich wurden 2023 insgesamt 12.100 Jugendliche mit Essstörungen behandelt, davon waren 93,3 % Frauen. Die häufigste Diagnose bleibt die Magersucht, auch wenn insgesamt weniger Essstörungen registriert wurden als vor einigen Jahren. Der Einfluss der Corona-Pandemie ist nicht zu leugnen. Laut dem RP Online zeigen mehrere Berufsverbände einen Anstieg von 40-50 % bei Essstörungen mit und nach Corona. Die Kontaktbeschränkungen während der Pandemie haben deutlich dazu beigetragen, dass Kinder und Jugendliche vermehrt ins Internet flüchteten.
Ein weiterer Aspekt, der in der Diskussion um den Medienkonsum nicht außer Acht gelassen werden sollte, ist die problematische Nutzung sozialer Medien. Umfragen zeigen, dass 11 % der Jugendlichen Anzeichen eines problematischen Verhaltens aufweisen. Bei Mädchen liegt dieser Wert sogar bei 13 %. Die WHO hebt hervor, dass eine hohe Mediennutzung unter Jugendlichen mit schlechteren schulischen Leistungen, geringerem seelischen Wohlbefinden und einem gestiegenen Risiko für Substanzkonsum einhergeht. Dr. Hans Henri P. Kluge von der WHO fordert daher mehr Medienkompetenz und Interventionen, die altersgerecht gestaltet sind.
Ressourcen und Lösungen
Die Fachärzte betonen, dass es nicht nur darum gehen sollte, Kinder von digitalen Medien fernzuhalten. Alternativen wie Natur, Bewegung, Musik und Kunst sollten gefördert werden, um ein gesundes Gleichgewicht zu schaffen. Eva Möhler appelliert an die Politik, entsprechende Regelungen zu schaffen, um die digitale Gelassenheit der Jugendlichen zu stärken. Gleichzeitig ist auch ein Ausbau der Schulpsychologie und eine bessere Zusammenarbeit zwischen Schulen und Gesundheitsdiensten notwendig, um gezielte Präventionsmaßnahmen entwickeln zu können.
In einer Zeit, in der das Online-Leben zunehmend unseren Alltag bestimmt, sind klare Regeln und Maßnahmen zur Förderung der mentalen Gesundheit dringend erforderlich. Es ist offensichtlich: Der digitale Raum birgt sowohl Chancen als auch Gefahren, und es liegt an uns, die nächste Generation auf verantwortungsvolle Weise zu führen.