Burg-Apotheke in Siedenburg schließt nach 166 Jahren – was nun?

Die Burg-Apotheke in Siedenburg schließt am 31. Juli 2025 nach 166 Jahren. Gründe sind Fachkräftemangel und politische Rahmenbedingungen.
Die Burg-Apotheke in Siedenburg schließt am 31. Juli 2025 nach 166 Jahren. Gründe sind Fachkräftemangel und politische Rahmenbedingungen. (Symbolbild/NAG)

Burg-Apotheke in Siedenburg schließt nach 166 Jahren – was nun?

Siedenburg, Deutschland - Die Burg-Apotheke in Siedenburg wird am 31. Juli 2025 geschlossen, was das Ende einer 166-jährigen Geschichte der pharmazeutischen Versorgung im Flecken Siedenburg markiert. Apotheker Tim Piasta führt die Schließung auf „personelle Engpässe und schwierige politische Rahmenbedingungen“ zurück. Die Apotheke, die 1857 gegründet wurde, hat seitdem mehrere Inhaberwechsel und sogar einen Konkurs im Jahr 1881 erlebt. Piasta, der die Apotheke 1997 übernahm, hat erfolglos nach einem neuen Inhaber oder qualifiziertem Personal gesucht. In der gegenwärtigen Situation fällt es schwer, Apotheker auf dem Land zu finden. Der Rückgang der Apotheken in Deutschland ist alarmierend, wie Kreiszeitung berichtet.

Dabei ist die Zahl der Apotheken in Deutschland seit Jahren rückläufig. Ende September 2024 waren es nur noch 17.187 Apotheken, was einem Rückgang von 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Seit Jahresbeginn 2024 haben bereits 384 Apotheken ihre Türen geschlossen. Die Gründe für das Apothekensterben sind vielfältig und umfassen steigende Personal- und Sachkosten, Lieferengpässe sowie Fachkräftemangel. Während im Jahr 2010 noch 21.441 Apotheken existierten, sind die Zahlen alarmierend gesunken. Nur 36 neue Eröffnungen wurden im gesamten Jahr 2024 verzeichnet, was die besorgniserregende Situation zusätzlich verdeutlicht, wie Tagesschau feststellt.

Eine Apotheke mit Tradition

Die Burg-Apotheke hat nicht nur eine lange Tradition, sondern steht auch im Kontext eines sich wandelnden Gesundheitsmarktes. Die erste Konzession wurde 1857 an Friedrich Müller vergeben, und seitdem hat die Apotheke mehrere Höhen und Tiefen durchlebt. Der Neubau an der Mühlenstraße wurde erst 1963 eingeweiht. Tim Piasta ist der 16. Apotheker in der Geschichte dieser Apotheke und hat, trotz der Schließung, die Absicht, die Arzneimittelversorgung in Siedenburg über einen Botendienst aus Kirchdorf sicherzustellen. Außerdem plant er eine eigene Apotheken-App für die Medikamentenbelieferung.

Während die Burg-Apotheke schließt, bleibt die Heide-Apotheke in Kirchdorf bestehen, und einige Mitarbeiter der Burg-Apotheke werden weiterhin dort tätig sein. Die Herausforderungen, die Piasta erlebt hat, spiegeln jedoch die Schwierigkeiten wider, die viele Apotheken zurzeit erleben. Apotheken Umschau berichtet, dass jeder vierten Apotheke in Deutschland akut das Aus droht.

Forderungen an die Politik

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) hat Aktionen gestartet, um auf die existenzielle Bedrohung vieler Apotheken aufmerksam zu machen. Eine kürzlich durchgeführte Aktion namens „Wir sehen rot“ zielt darauf ab, die Politiker zum Handeln zu bewegen. Ein Thema von zentraler Bedeutung ist die Vergütung der Arzneimittel. Seit 2013 wurde die Honoraranpassung für rezeptpflichtige Medikamente nicht mehr verändert, während die Kosten für Personal und Betrieb in der gleichen Zeit dramatisch gestiegen sind.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach plant, die Gründung neuer Apotheken zu erleichtern und pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) in ländlichen Regionen zur Sicherstellung der Versorgung einzusetzen. Experten und Apotheker warnen jedoch vor möglichen Qualitätseinbußen. Apotheken Umschau hat auf die Schutzpflicht des Staates in der Arzneimittelversorgung hingewiesen, insbesondere im Zusammenhang mit dem Grundrecht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.

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OrtSiedenburg, Deutschland
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