Tierärztemangel in Sachsen-Anhalt: Patienten müssen lange warten!

Tierärztemangel in Sachsen-Anhalt: Patienten müssen lange warten!
In den vergangenen Jahren hat sich in der Tiermedizin einiges getan. Während die Zahl der Tierärzte in Sachsen-Anhalt kontinuierlich steigt, zeigt sich ein markanter Mangel an verfügbaren Terminen für Tierhalter. Besonders in ländlichen Gebieten wie Bad Schmiedeberg, wo die Alleinunternehmerin Sabine Meumann die einzige Tierärztin ist, wird die Situation immer prekärer. Laut MDR gibt es immer wieder Probleme mit den Öffnungszeiten der Praxen, da viele Veterinärmediziner nachmittags nicht arbeiten oder nur an bestimmten Tagen in der Woche Termine anbieten. Dies führt dazu, dass Tierhalter oft wochenlang auf einen Termin warten müssen.
Trotz der angespannten Situation bundesweit gibt es jedoch einen Anstieg der Tierärzte: Zum Ende des Jahres 2024 waren in Sachsen-Anhalt 836 Veterinäre aktiv, von denen 321 eine eigene Praxis führten. Der Trend geht dabei eindeutig zur Anstellung, insbesondere bei Frauen, die oft eine weniger hektische Arbeitsumgebung bevorzugen. Viele junge Mediziner entschieden sich gegen die Selbstständigkeit und wählen stattdessen städtische Praxen, Ämter oder sogar die Industrie.
Eine Tierärztin kämpft gegen den Trend
Sabine Meumann, die ihre Praxis mit Unterstützung einer Tierarzthelferin und ihrer vierbeinigen Begleiter meistert, ist in ihrer Region die einzige Tierärztin. Sie betreut sowohl kleine als auch große Tiere und kennt die Herausforderungen: „Ein Drittel meiner Arbeitszeit entfällt auf bürokratische Aufgaben,“ berichtet sie. Diese Belastung ist nicht einzigartig, sondern spiegelt ein zunehmendes Phänomen wider, dass Tierärzte deutschlandweit in ähnlichen Situationen stecken, wie Vetline zeigt.
Die Nachfrage nach tierärztlicher Versorgung im Kleintierbereich ist in den letzten Jahren merklich gestiegen. Gleichzeitig sinkt aber die Bereitschaft von Tierärzten, auf dem Land zu arbeiten. Die Belastungen durch lange Arbeitszeiten, weite Fahrten und zunehmende Bürokratie treiben die Kolleginnen und Kollegen in die Städte, wo die Bedingungen oft angenehmer sind. Ein Beispiel ist Michael Kreher, ein Fachtierarzt für Rinder und Pferde, der mit einer Vielzahl von Betrieben zusammenarbeitet und ortsübergreifend tätig ist.
Situation in Zahlen
Die Statistiken sprechen für sich: Die Zahl der Tierärzte in Deutschland hat zwar zugenommen, trotzdem gibt es immer weniger Landtierärzte. Von 2019 bis 2023 verringerte sich die Zahl der niedergelassenen Tierärzte von 12.019 auf 11.437, ein Rückgang von 5%. Im Vergleich dazu stieg die Zahl der angestellten Veterinäre von 9.701 auf 11.686. Über acht Tausend Veterinäre arbeiten nicht direkt am Tier, was am Markt und den Bedingungen auf dem Land sehr deutlich wird.
Die Rückbesinnung auf die klassischen Nutztierpraxen ist ebenfalls stark rückläufig: Während in den 1990ern noch 130 Praxen reinen Fokus auf Nutztiere hatten, sind es heute nur noch 22. Dies führt zu einem großen Handlungsbedarf, den auch Kammerpräsident Wolfgang Gaede erkennt. Er schlug bereits die Einführung einer Landtierarztquote nach bayerischem Vorbild vor, eine Maßnahme, die in Sachsen-Anhalt allerdings durch das Fehlen einer tiermedizinischen Fakultät erschwert wird.
Die Herausforderungen in der Tiermedizin sind also vielfältig und zeigen, dass trotz der steigenden Anzahl von Tierärzten, der Druck auf die Praxen und die Arbeitsbedingungen Viele dazu bringt, ihren Beruf aufzugeben oder die Berufung an einen städtischen Standort zu verlegen. Die Tierhalter im ländlichen Raum stehen vor Schwierigkeiten, die in den kommenden Jahren nur schwer zu lösen sein werden, wenn sich nicht rasch etwas ändert.