Französische Schüler erkunden die Geschichte von Rothenburgs Soldaten!

In Görlitz dokumentieren Schüler von Matthieu Delatte die Geschichte des Wehrmachtssoldaten Willi Hirsch und seiner Familie.
In Görlitz dokumentieren Schüler von Matthieu Delatte die Geschichte des Wehrmachtssoldaten Willi Hirsch und seiner Familie. (Symbolbild/NAG)

Französische Schüler erkunden die Geschichte von Rothenburgs Soldaten!

Rothenburg, Deutschland - Ein kleines Stück Geschichte wird lebendig, wenn man die Erlebnisse der Rothenburgerin Eveline Neumann hört. Am 1. Juli 2025 erzählt sie von ihrer 94-jährigen Mutter, die ein erfülltes Leben führte und sich über ihre Enkel und Urenkel freuen konnte. Dabei schaut Eveline zurück auf ihre Kindheit, die sie mit Willi Hirsch verbrachte, einem Wehrmachtssoldaten, der als 18-Jähriger im Zweiten Weltkrieg fiel, während sie lange Jahre überlebt hat. Dies ist nicht nur die Geschichte eines Verlustes, sondern auch eine Aufarbeitungen der Erinnerungen, die die heutige Generation mit den Schrecken des Krieges verbinden. Sächsische.de berichtet, dass Geschichtslehrer Matthieu Delatte aus Nancy mit seinen Schülern die Geschichte von Willi Hirsch aufarbeitet und den Auswirkungen des Krieges nachspürt.

Durch Zufall stieß ein Nachbar von Delatte auf alte Dokumente von Wehrmachtssoldaten, die im Zweiten Weltkrieg in Lothringen ihr Leben ließen. Dies war der Ausgangspunkt für die Schüler, die sich nicht nur mit der Vergangenheit auseinandersetzen, sondern auch mit den Hinterbliebenen der Gefallenen in Kontakt treten. Die Schüler wendeten sich an den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und durchsuchten Archive, um mehr über Willi Hirsch und seine Geschichte zu erfahren.

Die bewegende Recherche

Über die Recherchen fanden die Schüler heraus, dass Willi Hirsch am 21. Mai 1926 in Rothenburg zur Welt kam und im November 1944 fiel. Dies führte sie zu seinen Angehörigen, darunter seine Nichte Doris Mätzke aus Spremberg. Sie übergab den Schülern Familienfotos, die diese bewegende Geschichte weiter abrunden. Auch Karin Gerdesius, eine weitere Nachfahrin, ist durch eine Klassenkameradin auf die Recherche aufmerksam geworden und ist nun ebenfalls aktiv dabei.

Die Schüler aus Nancy planten eine Reise nach Sachsen, um die Geschichte von Willi Hirsch direkt vor Ort weiter zu dokumentieren und seine Nachfahren kennenzulernen. Im Rothenburger Rathaus übergaben sie den Angehörigen persönliche Dokumente, darunter Briefe von Willis Schwester Elli, die in Sütterlin verfasst waren und persönliche Wünsche enthielten. Dies brachte für alle Beteiligten einen emotionalen Moment, in dem die Menschlichkeit der Soldaten in den Vordergrund rückte und zeigte, wie wichtig es ist, diese Erinnerungen lebendig zu halten.

Ein Blick in die Vergangenheit

Das Engagement der Schüler ist Teil eines größeren Kontexts der Erinnerungskultur. Im Mai 2020 veröffentlichte Ancestry eine Datenbank, die die Verlust- und Grabmeldungen deutscher Soldaten von 1939 bis 1948 umfasst. Die Daten stammen aus dem Deutschen Bundesarchiv und sind über eine Suchmaske zugänglich. Diese Datenbank ist eine wertvolle Sammlung für all jene, die mehr über ihre Vorfahren im Krieg erfahren möchten, auch wenn nicht alle gefallenen Soldaten erfasst sind. Laut ahnengeschichte.de wird die Datensammlung weiterhin ergänzt, um die Schicksale der vermissten Soldaten zu beleuchten.

Die Erinnerungsarbeit ist ein wichtiges Anliegen des Volksbundes, der sich für Frieden, Versöhnung und ein vereintes Europa stark macht. Jeder Mensch, der im Krieg sein Leben verlor, hat das Recht, erinnert zu werden, auch wenn die Umstände seiner Taten tragisch sind. Jeder Verlust ist eine Mahnung und verlangt nach einem aufrichtigen Umgang mit der Geschichte, um zukünftigen Konflikten vorzubeugen und eine bessere Welt zu schaffen.

Die persönlichen Dinge von Willi Hirsch, die den Schülern anvertraut wurden, werden dem Stadtmuseum Rothenburg übergeben, um sicherzustellen, dass sie nicht verloren gehen und künftigen Generationen als Zeugnis der Vergangenheit dienen können. In einer Zeit, in der Krieg und Gewaltherrschaft nach wie vor vorhanden sind, ist dieses Engagement für das Erinnern nicht nur wichtig, sondern notwendig.

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OrtRothenburg, Deutschland
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