Syrische Wurzeln und deutsche Heimat: Samer Tannous' bewegte Geschichte

Syrische Wurzeln und deutsche Heimat: Samer Tannous' bewegte Geschichte

Rotenburg (Wümme), Deutschland - Im Jahr 2015 floh Samer Tannous mit seiner Familie vor dem Krieg in Damaskus, Syrien, nach Deutschland. Seit seiner Ankunft hat der mittlerweile in Rotenburg (Wümme) ansässige Syrer eine positive Willkommenskultur erfahren. Diese Situation beschreibt Tannous als durchgehend dankbar, während er die täglichen Raketenangriffe und Explosionen, die das Leben seiner Kinder gefährdeten, nicht aus dem Gedächtnis verliert. Um kulturelle Unterschiede zu thematisieren, begann er, Kolumnen zu schreiben, die Leser über seine Erfahrungen und Perspektiven informieren sollten.

Seine erste Kolumne erschien am 14. August 2018 in der Wümme-Zeitung. Seitdem hat Tannous beeindruckende 154 Kolumnen für den Spiegel veröffentlicht und drei Bücher herausgebracht, wobei das letzte am 16. April im Spiegel Buchverlag erschien. Die ersten beiden Bücher fanden großen Anklang und erreichten die Spiegel-Bestseller-Liste. Trotz der überwiegend positiven Rückmeldungen sieht sich Tannous auch Hasskommentaren von intoleranten Menschen gegenüber.

Integration und Identität

Obwohl seine Töchter, 11 und 13 Jahre alt, sich in Rotenburg wohlfühlen und nicht umziehen möchten, bleibt die Frage der Integration im Vordergrund. Tannous hebt hervor, dass Deutschland auf Zuwanderer angewiesen sei, um das Gesundheitssystem zu unterstützen. Dennoch äußert er Besorgnis über den Aufstieg der AfD und den damit verbundenen Hass, was die Notwendigkeit einer besseren Integration von Zugewanderten unterstreicht. Beispielsweise ist er der Meinung, dass wiederholt kriminelle Ausländer abgeschoben werden sollten.

Um die Integration von Migranten zu unterstützen, wurde im EU-finanzierten Forschungsprojekt BELONGINGNESS untersucht, wie sich psychologische und soziokulturelle Anpassung auf Migranten und gastgebende Gesellschaften auswirken. Dieses Projekt beleuchtet das Zugehörigkeitsgefühl und die Gruppenzugehörigkeit von Migranten aus der Perspektive der Mehrheit in Deutschland. Erste Ergebnisse zeigen, dass ein starkes Gefühl der Zugehörigkeit mit einem besseren Gedeihen in vielseitigen Gruppen verbunden ist, was die Relevanz interkultureller Verständigung unterstreicht.

Kulturelle Begegnungen

Tannous ist Fan des Fußballvereins Werder Bremen und wünscht sich ein Nordderby gegen den HSV. Die Schönheit der Natur und die Sauberkeit in Norddeutschland schätzt er besonders. Zudem lobt er die Vielfalt der syrischen Küche, insbesondere ihre vegetarischen Gerichte. Dieser kulturelle Austausch trägt wesentlich zum interkulturellen Verständnis bei und eröffnet neue Perspektiven auf das Leben in Deutschland.

Mit dem beständigen Streben nach Integration und dem Wunsch, kulturelle Brücken zu schlagen, sehen Tannous und seine Familie Deutschland mittlerweile als ihr Zuhause an. Tannous, der 1970 in Syrien geboren wurde und zuvor als Dozent für französische Literatur arbeitete, ist ein Beispiel dafür, wie Migration nicht nur Herausforderungen, sondern auch Chancen mit sich bringt.

In Anbetracht der derzeitig laufenden Entwicklungen bleibt abzuwarten, wie die gesamtgesellschaftliche Stimmung und politische Entscheidungsträger auf die Bedürfnisse und Beiträge von Migranten wie Tannous reagieren werden. Die Ergebnisse des BELONGINGNESS-Projektes könnten hierbei eine wichtige Rolle spielen, um soziale Konflikte zu entschärfen und ein harmonisches Zusammenleben zu fördern. Daher sind die Stimmen von Menschen wie Samer Tannous für die Diskussion über ein modernes Zusammenleben in Deutschland unerlässlich.

Weitere Informationen zu Tannous‘ Erfahrungen in Deutschland finden sich im Weser-Kurier und zu den aktuellen Erkenntnissen zur Integration im CORDIS.

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OrtRotenburg (Wümme), Deutschland
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