DDR-Ferienlager auf Rügen: Nostalgie oder Zukunft in Gefahr?
Thüringen bietet einzigartige DDR-Erinnerungen im Ferienlager Rügen; Zukunft unsicher wegen neuer Auflagen.

DDR-Ferienlager auf Rügen: Nostalgie oder Zukunft in Gefahr?
In Thüringen, einem Landstrich bekannt für malerische Wälder, historische Burgen und köstliche Bratwurst, hat ein altes Ferientraumziel an der Ostsee seine Pforten wieder geöffnet. Das Betriebsferienlager Gera auf Rügen zieht seit vielen Jahren Urlauber aus ganz Deutschland an, vor allem aus Thüringen. Besonders der nostalgische Charme der originalen DDR-Bungalows lässt die Erinnerungen an frühere Urlaubstage bei vielen Familien wieder aufleben.
Doch die Zukunft des Ferienlagers steht auf der Kippe. Ein neues Sanitärhäuschen hat in den Behörden für Aufregung gesorgt, denn die Installationen werden als „Ersatzneubau“ eingestuft. Damit wird die Nutzung des Lagers gefährdet. Betreiber Candy Dassler sieht in den neuen Auflagen einen massiven Eingriff in sein Konzept, welches er seit dem Erwerb der Anlage im Jahr 2017 verfolgt. Durch die Erhaltung des DDR-Charakters möchte er seinen Gästen ein authentisches Urlaubserlebnis bieten, das an die Zeiten von 1986 erinnert, als die DDR-Urlauber in ähnlichen Bungalows verweilten. Dassler ist der Sohn eines Mitarbeiters des VEB Rationalisierung Gera und hatte seine eigene Kindheit in diesem Ferienlager verbracht. Das bedeutet ihm viel – nicht nur für seine Familie, sondern auch für die Tradition und Erinnerung der ehemaligen DDR.
Ein besonderes Urlaubserlebnis
Mit 13 original erhaltenen Bungalows, deren Einrichtung größtenteils auf die 80er Jahre zurückgeht, erlebe die Generation von heute, wie es früher war. Gegenwärtig können Gäste sogar in Wohnwagen übernachten, die im typischen DDR-Stil ausgestattet sind. Obwohl die Unterkünfte keine eigenen Sanitäranlagen bieten, gewöhnen sich viele Besucher daran. Die Preise sind dazu auch sehr familienfreundlich: Eine Woche im Bungalow kostet unter 500 Euro, wobei noch zusätzliche Kosten für Strom und Wasser hinzukommen können.
- Originale Möbel und Geräte sind vorhanden, nur die Polstermöbel wurden durch Z-Stühle ersetzt.
- Zusätzlich stehen fünf Trabants mit Dachzelten für Übernachtungen zur Verfügung.
- Ein Waschcontainer sorgt für die nötige Hygiene, selbst wenn es bei Stoßzeiten eng werden kann.
- Am Ost-Seekiosk gibt es dreimal wöchentlich Speisen aus der DDR-Schulküche.
Die Lage des Ferienlagers hat sich als reizvoll erwiesen, mit Parkplätzen voll von Autos aus ostdeutschen Bundesländern und sogar aus dem Westen oder nicht-sozialistischen Ausland. So macht auch die Familie Wolf aus Leipzig, die nun in Dänemark lebt, regelmäßig Halt im Ferienlager. Die ruhige, abgelegene Atmosphäre wird von den Gästen geschätzt, die einen Ausblick auf das FKK-Baden am Strand genießen können.
Der Tourismussektor der DDR
Diese nostalgischen Urlaubserinnerungen sind tief in der Geschichte des DDR-Tourismus verwurzelt, der vor allem der Erholung der Bürger und der Stärkung der sozialistischen Haltung diente. Besonders beliebt waren Strandurlaube an den Ostseeinseln Rügen und Usedom. Und auch heute ist die Anziehungskraft der Region ungebrochen, nicht zuletzt durch die Möglichkeit, in einem original DDR-Bungalow Ferien zu machen, während man die Schönheiten der Natur erkundet und sich in die Vergangenheit zurückversetzt fühlt. 60% des damaligen Tourismus wurde durch staatliche Institutionen organisiert, und die Erinnerung daran wird durch Orte wie das Ferienlager Gera lebendig gehalten.
So bleibt das Betriebsferienlager Gera nicht nur ein Ort der Erholung, sondern auch ein lebendiges Zeugnis der Geschichte der DDR, wodurch Generationswechsel nicht nur an Erinnerungskultur, sondern auch an Leben und Erleben sinnerfassend durch die Zeit miteinander verknüpft werden.