In Erfurt: Legendäre Läden schließen – Was steckt dahinter?

In Erfurt: Legendäre Läden schließen – Was steckt dahinter?

Schlösserstraße 20, 99084 Erfurt, Deutschland - In der Erfurter Innenstadt läuft es gerade nicht besonders rund. Vor allem rund um den beliebten Anger schließen in letzter Zeit mehrere Geschäfte, was bei den Bewohnern und Besuchern ein mulmiges Gefühl hinterlässt. So hat der Klamottenladen „Only“ seine Türen bereits geschlossen, und die Modeschmuck-Kette „Claire’s“ zog ebenfalls überraschend den Stecker. Auf der Schlösserstraße 20 hat es außerdem einen Wechsel gegeben: der frühere Laden „Brink“ zog im vergangenen Jahr in größere Räumlichkeiten am Domplatz um. An seine Stelle trat der Schmuck- und Uhrenservice „Rewa TimeCheck”, der jedoch nach wenigen Monaten wieder schließen musste.

Die Situation auf dem Einzelhandelsmarkt ist nicht gerade rosig. Die Corona-Krise hat das ohnehin angespannte Geschäft zusätzlich belastet. Viele Einzelhändler berichten von einem spürbaren Attraktivitätsverlust der Innenstädte. Besonders für die jüngeren Generationen hat sich das Einkaufsverhalten stark gewandelt. Laut aktuellen Erhebungen ist der Anteil der unter 30-Jährigen, die die Innenstadt zum Shoppen schätzen, von 75% im Jahr 2015 auf nur noch 40% im Jahr 2021 gefallen. Das bringt nicht nur alteingesessene Geschäfte in Bedrängnis, sondern führt auch zu einem sinkenden Interesse an herkömmlichen Verkaufsstandorten.

Neuer Schwung durch Kunst

Das Citymanagement Erfurt versucht dennoch, frischen Wind in die Branche zu bringen. Seit dem 11. Juni 2023 sind in der freien Handelsfläche in der Schlösserstraße 20 Kunstwerke ausgestellt – ein Teil des Kunstprojekts 2.13, das passend zum Krämerbrückenfest ins Leben gerufen wurde. Diese künstlerische Initiative könnte vielleicht dazu beitragen, mehr Menschen in die Innenstadttore zu locken. Das kreative Event hat in der Vergangenheit stets viele Besucher begeistert und war von Musik, Theater und regionaler Kulinarik begleitet, was auch zur allgemeinen Lebensfreude beiträgt. Das nächste Krämerbrückenfest findet planmäßig vom 19. bis 21. Juni 2026 statt und wird das 49. seiner Art sein.

Reihenweise Schließungen, wie die von „Besterampe“, die Ende Mai trotz anfänglicher Hoffnungen wieder die Pforten schloss, zeigen, dass die Herausforderungen weiterhin groß sind. Kunden wünschen sich nicht nur eine attraktive Einkaufslandschaft, sondern auch neue Orte zum Verweilen und Verweben von sozialen Kontakten. Gut 45% der Befragten legen Wert darauf, dass es mehr solche Plätze gibt, während sich gleichzeitig der Wunsch nach mehr Grünflächen und weniger Autoverkehr in der Innenstadt festigt.

Die Entwicklungen im Einzelhandel sind Ausdruck eines größeren Wandels, der auch die Erfurter Innenstadt nicht unberührt lässt. Rund 47 Filialen von Galeria-Karstadt-Kaufhof stehen vor der Schließung, ein weiteres Indiz für die Probleme, mit denen Innenstädte im gesamten Land kämpfen. Die Herausforderungen sind vielfältig: Ein verändertes Kaufverhalten durch den Online-Handel, demografische Veränderungen und nicht zuletzt die inflationäre Verbraucherstimmung haben tiefgreifende Auswirkungen auf den stationären Einzelhandel.

Während das Citymanagement nach neuen Mietern für die geschlossenen Geschäfte sucht, bleibt zu hoffen, dass Initiativen wie das Krämerbrückenfest und Kunstprojekte nicht nur kurzfristig für Begeisterung sorgen, sondern auch langfristig dazu beitragen, die Attraktivität der Erfurter Innenstadt wieder zu beleben. Schließlich bleibt der Wunsch nach einem lebendigen Miteinander und einem bunten Treiben in der Altstadt eine Hauptsäule für alle Erfurter.

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OrtSchlösserstraße 20, 99084 Erfurt, Deutschland
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