Krankenschwester für 44 Patienten! Sigmaringen: Eine Patientin schlägt Alarm

Krankenschwester für 44 Patienten! Sigmaringen: Eine Patientin schlägt Alarm
Sigmaringendorf, Deutschland - Ingrid Grießhaber, eine 57-jährige Patientin aus Sigmaringendorf, hat einen dreimonatigen Aufenthalt in ihrem ehemaligen „Stolz“ – dem Sigmaringer Krankenhaus – als zutiefst deprimierend empfunden. Nach einer Hüft-Operation erlebte sie während eines dreiwöchigen Aufenthalts dort Bedingungen, die sie als unzumutbar bezeichnet. Sie berichtet, dass oft nur eine Krankenschwester für 44 Patienten zur Verfügung gestanden haben soll, insbesondere in der Nacht. Dies führt nicht nur zu einer Überlastung des Personals, sondern lässt auch wertvolle Zeit für Gespräche und Trost für ängstliche Patienten vermissen, wie Grießhaber hervorhebt, die sich zudem aktiv dafür einsetzen musste, dass eine andere Patientin ein Schmerzmittel erhielt. „Ich dachte, das Krankenhaus ist ein Ort, der für Pflege und Sicherheit sorgt, aber das Gegenteil war der Fall“, fasst sie zusammen und verspricht, die Missstände öffentlich zu machen, wie die Schwäbische Zeitung berichtet.
Grießhaber kritisiert auch das Angebot an Verpflegung im Krankenhaus, das sie als unzureichend und geschmacklos empfindet. In drei Wochen hat sie nicht ein einziges Mal Salat erhalten, was sie als enttäuschend schildert. Das Krankenhaus reagiert auf die Beschwerden: Gisela Dürr, die Leiterin der Unternehmenskommunikation, besonders betont, dass der Personalschlüssel tatsächlich bei einem Verhältnis von 1:20 liege, räumt jedoch ein, dass kurzfristige personelle Engpässe nicht ausgeschlossen werden können. Um die Arbeitsbedingungen zu verbessern, hat die Einrichtung ein Programm initiiert, das unter anderem einen „Flexpool“ zur Abdeckung von Krankheitsausfällen beinhaltet ung, das auch die Integration ausländischer Pflegekräfte im Anerkennungsverfahren vorsieht.
Aktuelle Herausforderungen in der Pflege
Diese Situation steht nicht für sich allein. In Deutschland herrscht seit Jahren ein akuter Pflegenotstand. Laut dem Böckler-Institut sind mehr als 100.000 Vollzeitstellen im Pflegebereich vakant. Dieser Fachkräftemangel wird durch schlechte Arbeitsbedingungen und unzureichende Bezahlung verstärkt. Der Druck auf das Personal ist enorm, was sich auch auf die Patientensicherheit auswirkt. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass Burnout unter Pflegekräften einen direkten Einfluss auf die Sicherheit der Patienten hat. Studien aus den letzten Jahren belegen, dass das Wohlbefinden des Gesundheitspersonals eng mit der Qualität der Patientenversorgung verknüpft ist.
Die Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen werden lauter. Bettina Rödig, eine Kinderkrankenpflegerin und Betriebsrätin, sowie Dorothea Voss, Expertin für Arbeitsbedingungen in sozialen Berufen, betonen die Notwendigkeit von Tarifverträgen für angemessene Löhne. Trotz der vermehrten Aufmerksamkeit, die während der Corona-Krise auf den Gesundheitssektor gerichtet war, haben sich die Arbeitsbedingungen kaum verbessert. Eine Umfrage zeigt, dass 86 Prozent der Deutschen eine öffentliche Investitionsoffensive im Gesundheits- und Pflegebereich befürworten.
Der Weg in die Zukunft
Eine Studie schätzt, dass mindestens 300.000 Vollzeit-Pflegekräfte zur Verfügung stünden, wenn die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Die Ökonomisierung der Krankenhäuser wird in diesem Zusammenhang als eine der Hauptursachen für die schlechten Bedingungen identifiziert. Die bestehende Krankenhausfinanzierung führt häufig zu Kostensenkungen und damit zu Stellenabbau. Familien- und Pflegeeinrichtungen haben sich dem offiziellen Ziel gegenüber gesehen, einen „Flexpool“ zur Abdeckung von engpässen zu schaffen, aber bereits jetzt ist klar, dass zusätzliche Maßnahmen notwendig sind.
Der medizinische Sektor befindet sich an einem kritischen Punkt. Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat in den letzten Monaten die Notwendigkeit einer Entökonomisierung in den Krankenhäusern hervorgehoben, um sowohl die Personalsituation als auch die Patientenversorgung zu verbessern. Die Herausforderungen sind zahlreich, aber die Dringlichkeit, diese Missstände anzugehen, ist größer denn je. Der Fall von Ingrid Grießhaber zeigt, wie sehr die realen Bedingungen im Gesundheitswesen von den offiziellen Statistiken abweichen können.
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Ort | Sigmaringendorf, Deutschland |
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