Universitäten in der Krise: Wo bleibt der Respekt für die Wissenschaft?

Oliver Günther, Präsident der Universität Potsdam, warnt am 29.05.2025 vor globaler Wissenschaftsfeindlichkeit und deren Auswirkungen.
Oliver Günther, Präsident der Universität Potsdam, warnt am 29.05.2025 vor globaler Wissenschaftsfeindlichkeit und deren Auswirkungen. (Symbolbild/NAG)

Potsdam, Deutschland - In einer eindringlichen Warnung hat Oliver Günther, Präsident der Universität Potsdam, die weltweite Krise an Universitäten thematisiert, die durch eine zunehmende Wissenschaftsskepsis geprägt ist. Diese Skepsis wurde besonders durch die Herausforderungen der Klima- und Corona-Krise verstärkt. Laut Tagesspiegel fällt es den Hochschulen zunehmend schwer, ihre wesentlichen Beiträge zum Gemeinwohl der Gesellschaft verständlich zu kommunizieren.

Besonders besorgniserregend ist die wachsende Meinung in Teilen der Bevölkerung, dass Universitäten sich zu stark mit Themen wie Diversität und Genderforschung befassen. Günther betont daher die Notwendigkeit einer verbesserten Kommunikation mit der Gesellschaft, um zu verdeutlichen, dass wissenschaftliche Forschung zahlreiche gesellschaftliche Probleme adressiert und Lösungen bietet.

Politische Spannungen an Hochschulen

Die politischen Spannungen an Hochschulen nehmen zu, was sich beispielsweise in israelfeindlichen Protesten und dem Aufkommen rechtsextremer Diskurse manifestiert. Günther hebt hervor, dass Universitäten als Orte für kontroverse Meinungen und politischen Austausch fungieren sollten. Er selbst wurde von Ministerpräsident Woidke für seine Äußerungen zur israelischen Siedlungspolitik gerügt, macht jedoch deutlich, dass das Recht auf unterschiedliche Meinungen gewahrt bleiben muss.

In den USA gibt es Verwerfungen, die sich in antisemitischen Inhalten und einer Überbetonung von Diversity-Programmen zeigen. Trumps Angriffe auf die Wissenschaft werden als selbstzerstörerisch wahrgenommen, da sie den entscheidenden Beitrag der Universitäten zum Gemeinwohl unterminieren. Diese Situation hat zur Folge, dass die Wissenschaft in den USA unter einem Rückgang der Attraktivität für internationale Talente leidet.

Die Lage in Europa

Günther ist der Meinung, dass Europa im Vergleich zu den USA relativ besser aufgestellt ist, was die Wissenschaftsfreiheit betrifft. Dennoch warnt er eindringlich vor der wachsenden Wissenschaftsfeindlichkeit in vielen Ländern. Wissenschaftsfreiheit wird als grundlegend für eine funktionierende Gesellschaft betrachtet, und es besteht die Möglichkeit für europäische Staaten, Wissenschaftler aus Ländern mit eingeschränkter Wissenschaftsfreiheit anzuziehen.

Ein Beispiel für ein autokratisches System, das dennoch erfolgreiche Wissenschaft hervorbringt, ist China. Trotz der Herausforderungen bleibt Günther optimistisch, dass die Ideale der Aufklärung weiterhin gesellschaftliche Resonanz finden und dass eine aktive Verteidigung demokratischer Werte essenziell ist, um der Wissenschaftsfeindlichkeit zu begegnen.

Wissenschaft im Wandel

Die aktuelle Diskussion über Wissenschaftsfeindlichkeit wird auch in zahlreichen Publikationen aufgegriffen. Sophie G. Einwächter thematisiert in einem Schwerpunktartikel die Angriffe gegen Wissenschaftler*innen und deren Bedeutung für Bildung und Demokratie. Gleichzeitig beleuchten Gamze Damat und Nicola Schuldt-Baumgart in verschiedenen Analysen die historischen und kommunikativen Herausforderungen, die mit der Wissenschaftsskepsis verbunden sind. Insbesondere die Covid-19-Pandemie hat zur Radikalisierung und zur Verbreitung von Verschwörungsideologien beigetragen, wie Nora Feline Pösl aufzeigt.

Das Spannungsverhältnis zwischen Wissenschaft, Öffentlichkeit und Gesellschaft bleibt ein zentrales Thema, das auch auf Podiumsdiskussionen und in Publikationen behandelt wird.Wochenschau-Verlag dokumentiert diesen Diskurs und gibt Einblicke in die Herausforderungen, denen Wissenschaftler*innen heutzutage gegenüberstehen.

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Ort Potsdam, Deutschland
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