Autofahrer im Prozess: Wachkoma-Opfer nach krimineller Auseinandersetzung

Prozessbeginn am Landgericht Stuttgart: Angeklagter soll rivalisierendes Gruppenmitglied mit Auto angefahren haben, Opfer im Wachkoma.
Prozessbeginn am Landgericht Stuttgart: Angeklagter soll rivalisierendes Gruppenmitglied mit Auto angefahren haben, Opfer im Wachkoma. (Symbolbild/NAG)

Stuttgart-Vaihingen, Deutschland - Am Landgericht Stuttgart hat heute der Prozess gegen einen 26-jährigen Mann begonnen, der beschuldigt wird, ein Mitglied einer rivalisierenden Gang absichtlich mit seinem Auto angefahren zu haben. Der Vorfall, der im Mittelpunkt der Verhandlung steht, fand in Stuttgart-Vaihingen statt und ist Teil einer anhaltenden Gewaltserie zwischen zwei Gangs in der Region Stuttgart. Laut Informationen von SWR soll das Opfer, das einst fliehen konnte, frontal mit einer Geschwindigkeit von 64 km/h getroffen worden sein. Die lebensgefährlichen Verletzungen führen dazu, dass das Opfer sich seitdem im Wachkoma befindet.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten versuchten Totschlag vor. Der Mann wird des Weiteren beschuldigt, gemeinsam mit vier Komplizen gehandelt zu haben. Bisher hat das Gericht 14 Verhandlungstage bis Oktober 2025 angesetzt. Dies ist bereits das 16. Verfahren am Landgericht im Zusammenhang mit dem Konflikt dieser beiden Banden, was den hohen Aufwand für die Justiz verdeutlicht.

Schießerei in Zuffenhausen

Parallel zum Fall in Stuttgart-Vaihingen startet am Landgericht auch der Prozess gegen drei junge Männer im Alter von 20 und 21 Jahren. Diese sind in Verbindung mit einer Schießerei in Zuffenhausen, die im März 2023 stattfand, angeklagt. Laut Stuttgarter Nachrichten wurde ein Mann dabei lebensgefährlich verletzt und hat bleibende Schäden erlitten. Die Angeklagten gehören ebenfalls zu gewaltbereiten Gangs in Esslingen und Ludwigsburg. Ihnen werden versuchter Mord, gefährliche Körperverletzung sowie Verstöße gegen das Waffengesetz zur Last gelegt.

Auch in diesem Prozess ist die Jugendkammer verantwortlich, da die Beschuldigten noch jung sind. Zwei der Angeklagten wurden bereits zuvor wegen einer schweren Straftat verurteilt, was Fragen zur Einflussnahme von Gangs und der Jugendkriminalität in der Region aufwirft.

Einblicke in die Jugendkriminalität

In Deutschland ist ein besorgniserregender Anstieg der Jugendkriminalität festzustellen. Im Jahr 2024 wurden laut Statista rund 13.800 Fälle registriert, was einen Höchststand darstellt und mehr als doppelt so hoch ist wie 2016. Der Anstieg betrifft insbesondere die Altersgruppen zwischen 14 und 17 Jahren sowie Heranwachsende bis 20 Jahre.

Experten führen den Anstieg auf verschiedene Faktoren zurück, darunter psychische Belastungen durch die Corona-Maßnahmen und Risikofaktoren bei jungen Schutzsuchenden. Die Mehrheit der jungen Tatverdächtigen ist männlich, wobei die Verurteilten unter 21 Jahren einen Männeranteil von etwa 84 Prozent aufweisen. Diese Entwicklung wirft auch Fragen nach der gesellschaftlichen und juristischen Verantwortung auf.

Die aktuelle Gewaltserie und die zahlreichen Verfahren am Landgericht Stuttgart verdeutlichen, wie tief die Konflikte zwischen den Gangs im Alltag verankert sind und machen die Notwendigkeit von effektiven präventiven Maßnahmen und der Stärkung der Kinder- und Jugendhilfe deutlich. Nur durch gezielte Interventionen könnte es gelingen, kriminelle Verläufe zu unterbrechen und den negativen Trends entgegenzuwirken.

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Ort Stuttgart-Vaihingen, Deutschland
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