Mückenplage trotz BTI: Bürgermeisterin kann keine Tabletten ausgeben!

Au am Rhein, Deutschland - Die Probleme mit Stechmücken sind in Au am Rhein (Kreis Rastatt) ein wiederkehrendes Thema, das die Gartenbesitzer in der Region betrifft. Besonders die Anwendung von BTI-Tabletten, die mit dem biologischen Wirkstoff Bacillus thuringiensis israelensis arbeiten, ist ein viel diskutiertes Mittel zur Bekämpfung von Mückenlarven in Wassergefäßen. Laut SWR ist die kostenlose Abgabe dieser Tabletten momentan jedoch erschwert. Die EU-Verordnung zur Abgabe von Bioziden wird als hinderlich wahrgenommen, insbesondere während der Hochsaison für Schnaken.
Aktuell können Gartenbesitzer BTI-Tabletten lediglich einmal wöchentlich vom örtlichen Förster erhalten, der einen Sachkundenachweis vorzeigen muss. Bürgermeisterin Veronika Laukart, die BTI-Tabletten im Rathaus lagert, ist nicht berechtigt, diese auszugeben, da sie über keinen solchen Nachweis verfügt. In einem Tresor im Rathaus werden die Tabletten aufbewahrt, während die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) nicht in der Lage ist, neue Einheiten auszuliefern, da ihre Mitarbeiter ebenfalls keinen Sachkundenachweis haben.
Verwendung und Bedeutung von BTI
Der wissenschaftliche Direktor der KABS, Dirk Reichle, hebt die Wichtigkeit von BTI im Kampf gegen die Asiatische Tigermücke hervor, die gefährliche Viruserkrankungen übertragen kann. In den letzten Jahren wurden schätzungsweise rund 60.000 BTI-Tabletten-Einheiten an betroffene Gartenbesitzer ausgegeben. Eine Online-Schulung für KABS-Mitarbeiter ist geplant, um die Ausgabe der BTI-Tabletten wieder zu ermöglichen.
BTI wirkt, indem es die Larven von Stechmücken im Wasser abtötet, indem es deren Darmzellen schädigt. Es hat eine Breitbandwirkung auf alle Stechmückenarten sowie auf nichtstechende Zuckmücken, die eine wichtige Nahrungsquelle für viele Tiere darstellen. Studien zeigen jedoch, dass die Anwendung von BTI signifikante Reduktionen in der Population von Zuckmücken und Stechmücken verursacht, was auch negative Auswirkungen auf die Nahrungskette haben kann, wie Bund Naturschutz berichtet.
Die Flächendeckende Bekämpfung von Stechmücken, so der Bund Naturschutz, ignoriert häufig die ökologischen Zusammenhänge und kann mehr schaden als nutzen. Stechmücken leben nicht nur in Gewässern, sondern auch in anderen Habitaten, sodass die Bekämpfung am Wasser ineffektiv sein könnte. Die Tiere haben einen Aktionsradius von bis zu 20 km, wodurch behandelte Gebiete nicht garantiert stechmückenfrei bleiben.
Ökologischer Kontext und Risiken
Zusätzliche Bedenken hinsichtlich der Verwendung von BTI ergeben sich aus aktuellen Studien. Forscher der Universität Koblenz-Landau haben die Empfindlichkeit der Mückenart Chironomus riparius gegenüber diesem Biozid untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass jüngere Larvenstadien bis zu 100-mal empfindlicher auf BTI reagieren als ältere, was auf eine potenzielle Überschreitung der Risikoschwellenfaktoren hinweist. Diese Befunde legen nahe, dass das Risiko für andere Tiergruppen in behandelten Schutzgebieten nicht ausgeschlossen werden kann.
In Deutschland gibt es bislang kein Langzeitmonitoring, das eine differenzierte Bewertung der Auswirkungen von BTI ermöglicht. Der Bund Naturschutz fordert daher unabhängige Untersuchungen, um die ökologischen Folgen zu verstehen und den Einsatz von BTI, besonders in Naturschutzgebieten, kritisch zu überdenken. Schließlich gibt es in Bayern keine Hinweise auf gesundheitliche Gefährdungen durch Mückenstiche, sodass alternative Maßnahmen zur Mückenbekämpfung, wie die Förderung natürlicher Fressfeinde oder die Reduzierung von Brutstätten, das bessere Mittel darstellen könnten.
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Ort | Au am Rhein, Deutschland |
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