Bertomeu warnt: Euroleague steht vor unsicheren Zeiten und NBA-Druck!

Genf, Schweiz - Der ehemalige Geschäftsführer der Euroleague, Jordi Bertomeu, äußert in einem aktuellen Interview ernsthafte Bedenken über die gegenwärtige Situation der Liga. Nach über zwei Jahrzehnten an der Spitze von 2000 bis zu seinem Rücktritt 2022 beschreibt er die Euroleague als instabil und sieht eine klare Abwesenheit einer gemeinsamen Vision unter den Clubs. In diesem Kontext stimmt Bertomeu der Kritik von Marco Baldi zu, dass die Liga droht, sich an den individuellen Interessen der Clubs zu zerreiben. Während der letzten drei Jahre hatte die Euroleague bereits zweimal einen Wechsel in der Geschäftsführung, und aktuell führt Paulius Motiejunas die Liga, nachdem er zuvor Funktionär bei Zalgiris Kaunas war.
Bertomeu sieht die Notwendigkeit, Ruhe in das System zurückzubringen, und kritisiert die passive Haltung vieler Clubs, die auf die NBA warten. Neben dieser Problematik äußert er außerdem Unverständnis über die zurückhaltende Rolle der FIBA in der Basketballentwicklung. Er begrüßt die Entscheidung der Euroleague, auf 20 Teams aufzustocken, und hofft sogar auf eine Erhöhung auf 24 Teams in naher Zukunft. Dennoch warnt er, dass eine solche Aufstockung den bereits dichten Spielplan zusätzlich belasten könnte, was für die Teams mehr als 90 Spiele pro Saison bedeuten könnte.
Herausforderungen und Chancen für die Euroleague
Der Euroleague, so Bertomeu, steht momentan ein kritisches Jahr bevor. Der Verlust von Berlin als Standort und die Hinzufügung von Dubai sind Veränderungen, die er sowohl bedauert als auch als Teil des Geschäftsbetriebs versteht. Obwohl er darauf hinweist, dass die Euroleague für die Fans arbeitet und eine hohe Anzahl an Zuschauern verzeichnet, gibt es auch alarmierende Trends. Insbesondere der Einfluss der NBA auf den europäischen Basketball bereitet Bertomeu Sorgen, da immer mehr Talente an nordamerikanische Colleges verloren gehen. Selbst so erfolgreiche Clubs wie Real Madrid denken in diesem Kontext über die Abschaffung ihrer Jugendabteilung nach.
In einem weiteren Gespräch mit dem BasketballSphere äußerte Bertomeu, dass es ein realistisches Szenario gebe, dass die Euroleague nach 25 Jahren möglicherweise ganz eingestellt werden könnte. Die aktuelle Unklarheit in der Ausrichtung der Liga und interne Meinungsverschiedenheiten unter den Clubs tragen dazu bei, dass die NBA die Schwächen der Euroleague erkannt hat und daraus Kapital schlagen möchte. Vor fünf Jahren hätte es noch als unvorstellbar gegolten, dass die NBA die Euroleague übernehmen könnte.
Zukünftige Entwicklungen und neue Liga-Modelle
Bei einem Treffen in Genf, an dem sowohl Vertreter der NBA, FIBA als auch der Euroleague teilnahmen, wurde über die Zukunft des Basketballs in Europa diskutiert. Alle Euroleague-Clubs mit „A“-Lizenz waren anwesend, mit Ausnahme von CSKA Moskau. Laut dem BasketballSphere war die Stimmung während des Treffens positiv. Zu den Themen gehörten unter anderem die FIBA-Fenster und Regelungen bezüglich NCAA und College-Basketball.
Die NBA brachte Pläne für eine neue Liga in Europa vor, die teilweise offen sein soll, sodass Teams sich sportlich qualifizieren können, etwa über die FIBA Basketball Champions League und nationale Meisterschaften. Jedoch besteht Skepsis unter Euroleague-Stakeholdern über die finanziellen Beiträge, die für die Teilnahme an diesem neuen Modell erforderlich sein würden. Historisch gesehen hatten Euroleague-Clubs garantierte Plätze ohne zusätzliche Kosten, was nun auf dem Spiel stehen könnte.
Die Herausforderung für Clubs wie Partizan und Crvena zvezda sowie andere nicht lizenzierte Teams besteht darin, dass sie hohe Investitionen tätigen müssen, um Zugang zu den besten Wettbewerben zu erhalten. Diese Thematik könnte in der kommenden Saison noch verstärkt auftreten und die Struktur des europäischen Basketballs erheblich verändern.
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Ort | Genf, Schweiz |
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