Männer dominieren Berlins Straßen: Nur 4,7% tragen Frauennamen!

In Berlin sind über 25% der Straßen nach Männern benannt, während weniger als 5% Frauennamen tragen. Ein Artikel über Geschlechtergerechtigkeit und Umbenennungen.
In Berlin sind über 25% der Straßen nach Männern benannt, während weniger als 5% Frauennamen tragen. Ein Artikel über Geschlechtergerechtigkeit und Umbenennungen. (Symbolbild/NAG)

Berlin, Deutschland - Die Diskussion um die Benennung von Straßen und Plätzen in Berlin gewinnt zunehmend an Bedeutung. Laut einer Untersuchung von rbb24 sind in der Hauptstadt mehr als 25% der Straßen nach Männern benannt, während nur weniger als 5% weibliche Namen tragen. Insgesamt sind in Berlin rund 10.000 Straßen und Plätze verzeichnet, wovon lediglich 4,7% den Namen einer Frau tragen. Diese Diskrepanz verdeutlicht, dass mehr als sechsmal so viele Straßen nach Männern wie nach Frauen benannt sind.

Besonders auffällig ist die Lage in den Bezirken Treptow-Köpenick und Pankow, wo der Anteil an Frauennamen bei etwa 2% liegt. Im Bezirk Mitte, der durch zahlreiche Umbenennungen geprägt ist, liegt der Anteil immerhin bei 13%. In Pankow sind nur rund 9% der Straßen und Plätze nach Personen benannt, während in Friedrichshain-Kreuzberg fast die Hälfte diese Ehre erfährt.

Ungleichheiten in der Erinnerungskultur

Eine Analyse von Strassenlaerm Berlin postuliert, dass diese Ungleichheiten in der Straßenbenennung nicht nur geschlechtsspezifisch, sondern auch in Bezug auf ethnische Zugehörigkeit problematisch sind. Nur 10% der Straßen in Berlin ehren Frauen, wobei lediglich neun Straßen nach nicht-weißen Personen benannt sind. Diese geschlechtliche und rassistische Ungleichheit spiegelt eine patriarchale und kolonial-rassistische Erinnerungskultur wider.

Die Organisationen Straßenlärm Berlin e.V. und AK Stadtraum des Bündnisses Decolonize Berlin e.V. haben eine digitale Liste aller Berliner Straßen und Plätze erstellt, um auf diese Problematik aufmerksam zu machen. Ihr Ziel ist eine größere Repräsentation von Frauen, People of African Descent (PAD) sowie Black, Indigenous, and People of Color (BIPoC). Wissenschaftler und Experten fordern eine feministische und dekoloniale Erinnerungskultur zur nachhaltigen Veränderung der Straßenbenennungen.

Umbenennungen im Fokus

In den letzten zehn Jahren wurden in Berlin mindestens 25 Straßen und Plätze umbenannt. Aktuell sind acht Umbenennungen beschlossen, jedoch noch nicht umgesetzt. Zudem stehen mindestens acht weitere Umbenennungen zur Prüfung an. Bei diesen Umbenennungen wird empfohlen, vermehrt Frauennamen zu wählen, was von vielen als notwendigen Schritt zur Gleichstellung angesehen wird. Dennoch gibt es Herausforderungen: Umbenennungen sind nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich, etwa bei doppelten Straßennamen oder der Ehrung rassistischer und kolonialer Bezüge.

Einige Bezirke gehen jedoch proaktiv vor. In Friedrichshain-Kreuzberg beispielsweise soll künftig ausschließlich auf Frauennamen zurückgegriffen werden, bis 50% der Straßen nach Frauen benannt sind. Ein Beispiel für eine aktuell umgesetzte Umbenennung ist die Manteuffelstraße, die nun zur Audre-Lorde-Straße wurde. Auch die Freia-Eisner-Straße wurde im Oktober 2024 offiziell in Tempelhof-Schönberg eingeweiht und der Vorschlag zur Schaffung einer Betty-Katz-Straße in Steglitz-Zehlendorf steht ebenfalls zur Debatte.

Der Tagesspiegel berichtete, dass der Anteil der Straßen mit Frauennamen in den meisten Bezirken zwischen 3 und 13 Prozent liegt, wobei Spandau und Reinickendorf keine aktuellen Daten zur Verfügung gestellt haben. Der hohe Anteil an Männernamen hat historische Wurzeln, da neue Straßen nur selten angelegt werden.

Zusammenfassend zeigt sich, dass der Weg zu einer gleichberechtigten Repräsentation in Berlins Straßen und Plätzen noch lang ist. Während Initiativen zur Förderung von Frauennamen und einer diverseren Erinnerungskultur an Bedeutung gewinnen, bleibt die Gleichstellung im Stadtbild eine zentrale Herausforderung der Gegenwart.

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Ort Berlin, Deutschland
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