IG Metall verzichtet auf Viertagewoche – Forderung nach Investitionen!

Deutschland - Derzeit steht die IG Metall vor einer wichtigen Wende in ihrer Tarifpolitik. Chefin Christiane Benner hat klar stellt, dass die Gewerkschaft vorerst auf die Forderung nach einer Vier-Tage-Woche mit vollem Lohnausgleich verzichtet. In einem Interview mit der „Bild“ begründete sie diesen Kurs mit der gegenwärtig schwierigen konjunkturellen Lage, die viele Betriebe belastet, und forderte angemessene politische Maßnahmen, um die wirtschaftliche Situation zu stabilisieren. Arbeitgeber würden häufig Arbeitszeiten verkürzen, was zu einer zusätzlichen Belastung der Beschäftigten führe. Aus diesem Grund fordert Benner von der neuen Bundesregierung größere Investitionen in den Wirtschaftsstandort Deutschland und Entlastungen für die Beschäftigten, um die Rahmenbedingungen zu verbessern.
Benner übernahm die Führung der IG Metall zu einem entscheidenden Zeitpunkt. 2024 wird als „Super-Tarif-Jahr“ bezeichnet, da in diesem Jahr Tarifverhandlungen in sieben Branchen anstehen, wobei die Metall- und Elektroindustrie mit 3,9 Millionen Beschäftigten die größte Rolle spielt. Benner hat deutlich gemacht, dass der Schwerpunkt der kommenden Verhandlungen auf Entgeltfragen liegen wird und nicht auf einer 32-Stunden-Woche. Diese Entscheidung steht im Kontext, da in der Stahlindustrie im vergangenen Herbst sowohl Lohnerhöhungen als auch Arbeitszeitflexibilisierungen gefordert wurden.
Fokussierung auf Arbeitnehmerbedürfnisse
Die IG Metall hat bereits begonnen, die Belegschaften zur aktuellen Stimmung zu befragen, die durch die Inflation und gestiegene Energiepreise beeinflusst wird. Hierbei betont Benner das Konzept der „Arbeitszeitsouveränität“, das den Beschäftigten Wahlmöglichkeiten zwischen Zeit und Geld einräumt. Erfreuliche Erfahrungen zeigen, dass viele Beschäftigte eine Präferenz für mehr Freizeit haben, sofern diese Wahl besteht.
Zusätzlich hat die IG Metall neue Rahmenbedingungen in den Tarifverhandlungen eingeführt. Beschäftigte mit besonderen Bedürfnissen, wie etwa Eltern oder pflegende Angehörige, können seit 2018 zwischen einem tariflichen Zusatzgeld und bis zu 8 zusätzlichen freien Tagen im Jahr wählen. Diese Regelungen wurden jüngst weiter verbessert, sodass Eltern von Kindern bis zu 12 Jahren nun zusätzliche freie Tage wählen können, und Beschäftigte in Wechselschicht nach fünf Jahren Dienst auch Anspruch auf mehr Freizeit haben. Die Beantragungsfrist für die T-ZUG-Tage wurde bis zum 31. Januar 2025 verlängert, um den Bedürfnissen der Mitarbeiter besser gerecht zu werden.
Wirtschaftspolitische Appelle
Christiane Benner äußerte darüber hinaus Bedenken bezüglich der wirtschaftlichen Stabilität in Deutschland. Die IG Metall beobachtet eine kritische Phase der Industrie und fordert ein klares Signal von der Politik, um Unsicherheiten sowohl bei Unternehmen als auch bei den Beschäftigten zu verringern. In ihrer Analyse warnt Benner, dass die aktuellen Klimaziele möglicherweise zu einer Überforderung der Wirtschaft und Gesellschaft führen könnten.
Sie stellte die Umsetzung der Klimaziele in Frage und plädiert für eine Reform der Schuldenbremse oder die Schaffung eines Sondervermögens, um die notwendigen Investitionen zu finanzieren. Schätzungen zufolge sind dafür zwischen 500 und 600 Milliarden Euro erforderlich. Benner argumentiert, dass die ökologischen Schäden bis 2050 in den Kosten über denen der heutigen Schulden liegen könnten, wenn nicht rechtzeitig gehandelt wird.
Insgesamt zeigt die IG Metall mit ihrem aktuellen Kurs, dass sie nicht nur die Interessen der Beschäftigten in der Tarifpolitik im Blick hat, sondern auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Entwicklung der Industrie und den Wirtschaftsstandort Deutschland neu gestalten will. Die Forderung nach schnelleren Investitionen sowie eine verantwortungsvolle Energiepolitik stehen dabei im Mittelpunkt.
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