Kassel: Lehramt-Studierende stärken interreligiösen Dialog in der Synagoge!
Kassel: Lehramt-Studierende stärken interreligiösen Dialog in der Synagoge!
Kassel, Deutschland - Die Universität Kassel hat eine Kooperation mit dem Sara-Nussbaum-Zentrum formalisiert. Diese Zusammenarbeit soll dazu beitragen, interreligiöse Kompetenzen unter zukünftigen Lehrkräften zu fördern und zu schärfen. Im Rahmen dieser Initiative finden fortan Exkursionen mit Studierenden der Lehrämter Katholische und Evangelische Religion in die Synagoge statt, die mindestens einmal pro Semester angeboten werden. Diese neuen Angebote unterstützen das Studienprofil „Interreligiöse Kompetenz“, das an beiden Instituten für Theologie, Evangelische sowie Katholische Theologie, verfügbar ist und das Verständnis für den interreligiösen Dialog vertiefen soll.
Das Institut für Katholische Theologie bietet zusätzlich das Modul „Ökumenische und Interreligiöse Kompetenz“ an, in dem auch Aspekte des Judentums behandelt werden. Ute Clement, eine der Ansprechpartnerinnen für das Projekt, betont die Notwendigkeit, authentische religiöse Positionen im interreligiösen Lernen sichtbar zu machen. Sie weist darauf hin, dass unzureichendes Wissen über das Judentum nicht nur Unsicherheiten, sondern auch Vorurteile schüren kann.
Ilana Katz hebt die Bedeutung dieser interkulturellen Kompetenzen für angehende Lehrkräfte hervor und fordert, dass das Sara-Nussbaum-Zentrum jüdische Perspektiven aktiv in die universitäre Ausbildung integriert. Bei der Eröffnung waren bedeutende Persönlichkeiten anwesend, darunter Ute Clement, Ilana Katz und Prof. Dr. Martin Bauspieß. Ein zentraler Punkt der Veranstaltung war die Missbilligung der Nutzung der israelischen Politik als Vorwand für Antisemitismus, was im Kontext des interreligiösen Lernens von besonderer Relevanz ist.
Interreligiöser Dialog in Europa
Der interreligiöse Dialog ist im Europa des 21. Jahrhunderts von entscheidender Bedeutung. Die Gesellschaft ist multikulturell und multireligiös geprägt, und Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen leben eng zusammen. Daher ist ein gelebter Dialog zwischen den Religionen von großer Notwendigkeit. Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz fördert zurzeit aktiv solche Initiativen, um das Verständnis für die religiösen Wurzeln anderer Kulturen zu stärken. Interreligiöse Kompetenzen werden dabei als Schlüsselqualifikation angesehen, die in der heutigen pluralen Gesellschaft unabdingbar ist.
Die Aufgaben der landeskirchlichen Pfarrerin für den interreligiösen Dialog umfassen unter anderem die Förderung von Begegnungen zwischen Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen sowie die Bearbeitung theologischer Grundsatzfragen. Daneben spielt die Beratung und Fortbildung von Gemeinden eine wesentliche Rolle.
Religiöser Dialog als Antwort auf gesellschaftliche Herausforderungen
In den letzten Jahrzehnten hat sich der interreligiöse Dialog in Deutschland zunehmend weiterentwickelt. Seit den 1980er Jahren liegt der Fokus vor allem auf den Beziehungen zwischen Christen und Muslimen. Die Diskussion über den „Kampf der Kulturen“ und den „Dialog der Kulturen“ gewinnt an Brisanz. Angesichts wichtiger gesellschaftlicher Herausforderungen, insbesondere nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001, erhält der Dialog zwischen den Religionen eine neue Dringlichkeit. Der interreligiöse Dialog wird hier als eine Möglichkeit gesehen, die unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen zusammenzuführen.
Die Herausforderungen und Spannungen im interreligiösen Dialog sind nicht zu unterschätzen. Die Auseinandersetzungen sind oft geprägt von unterschiedlichen Erwartungen und Ansätzen, insbesondere zwischen Christen und Muslimen. Auch die Frage, ob der Dialog über Identitäten hinausgehen kann, ist von Bedeutung und bedarf umfangreicher Diskussion.
An der Universität Kassel studieren etwa 20 Prozent aller Immatrikulierten auf Lehramt, wovon im Wintersemester 2024/25 allein 323 Studierende für ein Lehramtsfach Religion eingeschrieben waren. Dieser Studiengang wird nun durch die neue Kooperation mit dem Sara-Nussbaum-Zentrum bereichert und optimiert, indem er interkulturelle und interreligiöse Perspektiven stärker integriert. So wird nicht nur das Lehrangebot diversifiziert, sondern auch die Sensibilität für religiöse Themen gefördert. Bestrebungen wie diese sind essenziell in einer Zeit, in der Verständnis für kulturelle und religiöse Vielfalt immer wichtiger wird.
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Ort | Kassel, Deutschland |
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