Kiebitz-Retter: Landwirte schaffen neues Zuhause für bedrohte Vogelart

Sauldorf, Deutschland - In den letzten 30 Jahren ist die Anzahl der Kiebitze in Baden-Württemberg um mehr als 90 Prozent zurückgegangen. Dies ist eine alarmierende Entwicklung, die durch die Intensivierung der Landwirtschaft und den Verlust von geeigneten Bruthabitaten verursacht wurde, berichten lokale Naturschutzorganisationen. Um dieser bedrohlichen Situation entgegenzuwirken, kooperiert der Naturschutzbund (NABU) mit Landwirten im Land, um die Lebensbedingungen der Kiebitze zu verbessern. Besonders herausragend in diesem Engagement ist die Zusammenarbeit zwischen NABU und Alexander Gabele, dem Geschäftsführer der Herbert Gabele GmbH in Sauldorf.
Gabele bewirtschaftet 50 Hektar Land, wovon die Hälfte als Grünland für Heu genutzt wird. Seit drei Jahren arbeitet er eng mit dem NABU zusammen, um Lebensraum für die vom Aussterben bedrohten Kiebitze zu schaffen. In diesem Frühjahr wurden bereits 45 Kiebitze auf seinen Flächen gesichtet, wovon 20 nach einem trockenen Frühjahr verblieben sind.
Projekt „Kiebitz-Land“
Eines der zentralen Projekte ist das „Kiebitz-Land“, das vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft mit vier Millionen Euro über fünf Jahre unterstützt wird. In diesem Rahmen entstehen auf sieben Hektar Fläche eines von zwölf Kiebitz-Kerngebieten in Baden-Württemberg. Ziel ist es, rund 60 Kiebitzinseln zu schaffen, die als Brutstätten für diese reizvolle Vogelart dienen. Um dem Rückgang der Kiebitzpopulation entgegenzuwirken, erhalten Landwirte 1.750 Euro pro Hektar, wenn sie auf den Anbau von Mais und Getreide verzichten und stattdessen Lebensraum für die Kiebitze bereitstellen.
Das Projekt erprobt zudem Maßnahmen zum Schutz von Gelegen und Küken, die durch die Überschneidung von Brutzeit und landwirtschaftlicher Bewirtschaftung oft gefährdet sind. Kiebitze brüten fast ausschließlich auf landwirtschaftlich genutzten Flächen und sind somit stark von den Entscheidungen der Landwirte abhängig. Insbesondere die Zerstörung von Bruthabitaten und die unsachgemäße Bewirtschaftung haben zu einem Rückgang von über 50 Prozent der Kiebitze in den letzten Jahren geführt.
Kiebitzinseln und ihre Bedeutung
Ein weiterer wichtiger Aspekt des NABU-Projekts sind die sogenannten Kiebitzinseln, die als kleine Brachen auf Äckern und im Intensivgrünland angelegt werden. Diese speziellen Flächen sollen den Kiebitzen sichere Brutplätze bieten und tragen dazu bei, die Biodiversität in den betroffenen Regionen zu fördern. Das Projekt wird in Kooperation mit den Landwirten durchgeführt und integriert verschiedene Schutzmaßnahmen in bestehende Förderprogramme.
Zusätzlich kommen Galloway-Rinder zum Einsatz, um den Bewuchs auf diesen Arealen flach zu halten, und das gesamte Gelände wird mit einem Elektrozaun geschützt, um Kiebitznester vor Raubtieren wie Füchsen zu sichern. Die Überwachung der Nester erfolgt durch den NABU, der auch Drohnen zur Nestüberwachung einsetzen will.
Ein interessanter Faktor im Kontext der Naturschutzmaßnahmen ist die Rolle des Bibers, der in diesem Jahr den Seewaldbach aufstaute und Teile der Wiese flutete. Dies hat zur Sicherung der Kiebitzpopulation beigetragen, indem es neue Brutstätten geschaffen hat.
Die Förderung des Kiebitz-Projekts ist Teil der umfassenden Artenschutzoffensive des Landes Baden-Württemberg, die gezielt auf vom Ausbau erneuerbarer Energien betroffene Arten fokussiert ist. Der Kiebitz, der unter dem Schutz der FFH- und Vogelschutzrichtlinie steht, bleibt jedoch stark bedroht, und die Zusammenarbeit zwischen Naturschutzverbänden und Landwirtschaft ist unerlässlich für seine Zukunft.
Für weitere Informationen zu den Kiebitz-Schutzmaßnahmen in Deutschland können Interessierte den Bericht auf idiv-biodiversity.de nachlesen.
Um mehr über die Aktionen des NABU und die Schaffung von Lebensräumen für den Kiebitz zu erfahren, besuchen Sie bitte nabu.de sowie die Artikel auf schwaebische.de.
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Ort | Sauldorf, Deutschland |
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