Rostock plant Bundeskompetenzzentrum für Munitionsbergung im Meer!

Mecklenburg-Vorpommern plant ein Kompetenzzentrum für Munitionsbergung in Rostock, um Umweltrisiken in Ost- und Nordsee zu mindern.
Mecklenburg-Vorpommern plant ein Kompetenzzentrum für Munitionsbergung in Rostock, um Umweltrisiken in Ost- und Nordsee zu mindern. (Symbolbild/NAG)

Rostock plant Bundeskompetenzzentrum für Munitionsbergung im Meer!

Rostock, Deutschland - Die Ost- und Nordsee sind nicht nur beliebte Urlaubsziele, sondern bergen auch eine erhebliche Gefahr: Rund 1,6 Millionen Tonnen konventioneller Kriegsmunition lagern in den Gewässern. Dies stellt ein großes Risiko für die marine Umwelt und die Menschen dar, die in diesen Regionen leben und arbeiten. Bundesumweltminister Carsten Schneider hat die Bedeutung der Bergung dieser Munition betont, um die Freisetzung giftiger Substanzen ins Wasser zu verhindern. Am 2. Juli 2025 wurde in Rostock über die Gründung eines Bundeskompetenzzentrums zur Munitionsbergung beraten, unterstützt von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, die während des Antrittsbesuchs von Schneider ihre Zustimmung äußerte. Beide Politiker besichtigten den Ocean Technology Campus (OTC), der sich als möglicher Standort für das geplante Zentrum präsentiert, wie Stern berichtet.

Weshalb ist das so wichtig? Die Munitionsaltlasten in der Ostsee und Nordsee sind besonders problematisch, da etwa 300.000 Tonnen in der Ostsee und 1,3 Millionen Tonnen in der Nordsee lagern. Diese Munition fand vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg ihren Weg ins Meer. Tomasz Leefken, ein Wissenschaftler der Universität Rostock, erklärt, dass wir zwar wissen, wo die Munition liegt, aber oft nicht in welchem Zustand sie sich befindet. Die ständigen Bewegungen von Wasser und Sedimenten führen zu Korrosion, die nicht nur die Munition selbst gefährdet, sondern auch die Umwelt um sie herum, wie das Umweltbundesamt in einem ausführlichen Bericht darlegt. Die Metallhüllen rosten und setzen schädliche Stoffe wie Sprengstoffrückstände und Schwermetalle wie Quecksilber frei, die sich in der Meeresumwelt anreichern können, in der Nähe der Versenkungsgebiete allerdings in höheren Konzentrationen, so Umweltbundesamt.

Ein Kompetenzzentrum im Fokus

Ein weiterer Schritt in Richtung Lösung dieser drängenden Problematik ist der Aufbau eines Kompetenzclusters „Munition im Meer“ in Mecklenburg-Vorpommern. Am 20. Mai 2025 besuchte Umweltminister Dr. Till Backhaus das Leibniz-Institut für Ostseeforschung (IOW) in Rostock, um über die Herausforderungen und den Schutz der Meeresumwelt zu sprechen. Der Austausch drehte sich dabei auch um die vielschichtigen Probleme, die mit maritimen Munitionsaltlasten verbunden sind.

Das IOW punktet mit modernster Forschungsinfrastruktur, einschließlich Forschungsschiffen und Laboren und ist aktiv in Forschungsprojekte zur Munitionsbergung eingebunden. In Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut wird sogar eine KI-gestützte Auswertung von Mikroorganismen im Wasser entwickelt, um gefährliche Stoffe wie TNT aufzuspüren. Diese innovative Forschung kann entscheidende Informationen liefern, um die nötigen Maßnahmen zur Bergung zu ergreifen, so der Minister WWT.

Die Herausforderung bleibt bestehen

Doch trotz dieser positiven Ansätze bleibt die Bergung der Munitionsaltlasten eine Herausforderung. Die Einflüsse des Klimawandels und eine steigende Nährstoffbelastung in den Meeren beschleunigen die Korrosion der Munition, was das Risiko weiter erhöht. Ein Sofortprogramm zur Bergung von Munitionsaltlasten wurde 2022 ins Leben gerufen und bereits drei Pilotprojekte in der Lübecker Bucht umgesetzt. Eine vierte Pilotierung steht in der Mecklenburger Bucht bevor. Diese Projekte sind wichtig, um die Vorgehensweise und mögliche Techniken zur effektiven Bergung zu erproben.

Die Munitionsbergung ist im derzeitigen Koalitionsvertrag als gesamtstaatliche Aufgabe verankert. Eine nachhaltige finanzielle Basis ist nötig, um das Kompetenzzentrum langfristig operational zu halten. Das Land Schleswig-Holstein hat bereits seine Bereitschaft zur Unterstützung angeboten und die Schaffung gemeinsamer Strukturen zur Vermeidung von Doppelarbeiten angeregt. Die Diskussion um den Bau einer mobilen Entsorgungsanlage könnte dabei ein weiterer wichtiger Schritt sein, um die Altlasten aus den Gewässern zu schaffen.

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OrtRostock, Deutschland
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