Junge Pfarrer im Aufbruch: Social Media als Brücke zur Kirche!

Cremlingen, Deutschland - Der Rückgang der Mitgliederzahlen in den Kirchen und die sinkende Zahl der angehenden Vikarinnen und Vikare werfen Fragen zur Zukunft des Pfarramts auf. Ein Beispiel für eine neue Generation von Pfarrern ist Morten Hennebichler aus Cremlingen. Er hat kürzlich ein virales Video auf Instagram veröffentlicht, in dem er seinen Talar zeigt. Trotz der Verlockungen, eine Karriere als christlicher Influencer einzuschlagen, entschied sich Morten für den klassischen Weg ins Pfarramt, der ein mehrjähriges Theologiestudium, drei Staatsexamen und ein Vikariat umfasst. In der Landeskirche Hannover sind aktuell rund 100 Pfarrstellen unbesetzt, was auf einen drastischen Rückgang der Bewerberzahlen hinweist, die in den letzten zehn Jahren um mehr als die Hälfte gesunken sind. Laut der Evangelischen Kirche in Deutschland gab es in den letzten fünf Jahren einen Rückgang der angehenden Vikarinnen und Vikare um 20 Prozent.
Die Shell Jugendstudie 2024 zeigt, dass nur 38 % der katholischen und 35 % der evangelischen Jugendlichen den Glauben für wichtig halten. Ungefähr die Hälfte der 12- bis 25-Jährigen gehört noch einer der großen Kirchen an. Im Jahr 2024 verloren die Kirchen etwa 1,1 Millionen Mitglieder, was einen historischen Rückgang darstellt. Morten selbst wuchs in einem wenig religiösen Elternhaus auf und fand erst durch eine Jugendfreizeit zum Glauben. Er vertritt die Ansicht, dass Gott in den menschlichen Gesten zu finden ist und betont die Bedeutung von Zweifeln im Glauben.
Neue Wege für die Kirche
Saskia Schoof, eine 33-jährige evangelische Pfarrerin aus Oldenburg, nutzt ebenfalls Social Media, um mit Menschen zu kommunizieren, die sich von der Kirche entfernt haben. Mit über 4.000 Followern erreicht sie eine jüngere Zielgruppe und reflektiert ebenfalls ihren eigenen Wegen zur Glaubensbildung. Ursprünglich skeptisch gegenüber dem Beruf der Pfarrerin, erkannte sie schließlich, dass ihre Persönlichkeit eine Stärke darstellt. Sie warnt jedoch vor christlichen Influencern, die ihre Botschaften mit „Höllendrohungen“ versehen, und sieht hierin eine gefährliche Radikalisierung.
Die Rolle von Social Media wird als immer wichtiger für die Kirche angesehen. Eine Studie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) belegt, dass christliche Influencer auf Instagram ein missionarisches Potenzial haben. Etwa 12 % der Follower dieser Influencer sind keine Mitglieder von Kirchen und haben keinen Kontakt zu Kirchengemeinden. Der Leiter der Studie, Daniel Hörsch, bezeichnet über 10% als „Träumchen“ für das missionarische Potenzial. Interessant ist auch, dass 58 % der Follower aus der Generation Z (20-29 Jahre) und der Generation Y (30-39 Jahre) stammen, während 38 % 40 Jahre oder älter sind.
Authentizität und Relevanz der Inhalte
Die Authentizität der Influencer ist für 75 % der Befragten von großer Bedeutung, und 66 % der Followerschaft findet die Inhalte relevant für ihre Spiritualität. Inhalte müssen spannend, aktuell und innovativ gestaltet sein, um die Zielgruppen zu erreichen, die in traditionellen Gottesdiensten häufig fehlen. Zusätzliche Untersuchungen zeigen, dass ein hoher Frauenanteil von 85 % in der Followerschaft christlicher Influencer vorhanden ist, was die Sichtbarkeit der evangelischen Pluralität auf Social Media unterstreicht.
Morten und Saskia sind Beispiele für eine neue Generation von Geistlichen, die versuchen, die Kirche neu zu denken und innovative Ansätze zu verfolgen. Inspiriert von den Möglichkeiten, die Social Media bietet, möchten sie Gemeinschaft stiften und neue Formen des Glaubens erleben. Morten plant, nach seinem Vikariat in Kopenhagen als Pfarrer in Braunschweig zu arbeiten. Die Erneuerung innerhalb der Kirche steht am Anfang, und es bleibt abzuwarten, wie diese Entwicklungen die zukünftigen Angebote des Glaubens prägen werden.
Die Entwicklungen in der Kirche zeigen also, dass die neue Generation von Pfarrern sich stark von ihren Vorgängern unterscheidet. Social Media wird als unerlässliche Brücke zur Kirche betrachtet, sowohl um mit bestehenden Mitgliedern in Kontakt zu treten als auch um neue Zielgruppen zu erreichen, die bisher wenig oder gar keinen Kontakt zur Kirche hatten. Der Weg in die Zukunft könnte für die Kirche also nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine große Chance darstellen.
Für weitere Details zu diesen Themen können die Studien und Berichte hier eingesehen werden: Sächsische berichtet, Jesus.de über die Zukunft der Kirche, und HAW Hamburg zur Kirche auf Social Media.
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Ort | Cremlingen, Deutschland |
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