Turn-Skandal: Milbradt fordert Wandel vor der EM in Leipzig!

Cheftrainer Jens Milbradt spricht über Doping im DDR-Turnen und die Herausforderungen der deutschen Turner bei der Heim-EM 2025 in Leipzig.
Cheftrainer Jens Milbradt spricht über Doping im DDR-Turnen und die Herausforderungen der deutschen Turner bei der Heim-EM 2025 in Leipzig. (Symbolbild/NAG)

Leipzig, Deutschland - Jens Milbradt, der seit November 2024 als Cheftrainer der deutschen Turner tätig ist, äußert sich vor der Heim-Europameisterschaft in Leipzig zu den Herausforderungen, denen sich der Deutsche Turner-Bund (DTB) gegenübersieht. Besonders die Vorwürfe und Missstände rund um den Turnsport, die vor allem im Kontext des Missbrauchsskandals aufgekommen sind, belasten die Vorbereitungen und den aktuellen Kader. In einem Gespräch berichtet Milbradt von seinen eigenen Erfahrungen. Er „ahnte“ während seiner aktiven Karriere, dass Doping im Turnen eine Rolle spielte, und stellt fest, dass es damals üblich war, sich vor Ausreisen ins kapitalistische Ausland Tests zu unterziehen. Auf die direkte Frage, ob er tatsächlich mit Doping in Berührung gekommen sei, reagiert er ausweichend und fokussiert sich stattdessen auf die drängenden Themen der Zukunft des deutschen Männerturnens.

Die aktuelle Situation der deutschen Turn-Elite ist angespannt. Zahlreiche prominente Turnerinnen fehlen im Aufgebot des DTB für die Heim-EM 2025, was die ohnehin schwierige Lage weiter verschärft. Verletzungen und Operationen, wie bei Elisabeth Seitz (Schulterverletzung), Pauline Schäfer-Betz (Hüft-OP) und Emma Malewski (Verletzungspause), werfen einen Schatten auf das Team. Hoffnungsträgerin ist die 17-jährige Helen Kevric, die bei den Olympischen Spielen 2024 gute Leistungen zeigte, jedoch aufgrund von Trainingsrückstand nach dem Missbrauchsskandal ungewiss ist. Unter den gegebenen Umständen strebt der Cheftrainer Jens Milbradt für die Männer einen Platz unter den besten Acht im Mannschaftswettbewerb an und hofft auch auf die Teilnahme an Finalwettkämpfen.

Missbrauchsskandal und dessen Folgen

Der Missbrauchsskandal im DTB macht sich zunehmend bemerkbar und überschattet nicht nur die Heim-EM, sondern auch die gesamte Organisation des deutschen Turnens. Die Sportlerin Tabea Alt und andere betroffene Turnerinnen haben seit Ende 2024 die Missstände im Turnsport angeprangert. Ehemalige Turnerinnen berichten von körperlichem und mentalem Missbrauch, wie die 13-jährige Zoé Meißner, die „kaputt trainiert“ wurde. Der DTB sieht sich nun mit einem offenen Brief von 28 ehemaligen Spitzensportlerinnen konfrontiert, die eine Rücknahme des Mandats an die Kanzlei Rettenmaier fordern, die bereits seit Jahren mit der Untersuchung von Missständen beauftragt ist.

Die Verfasserinnen des offenen Briefes hegen erhebliche Zweifel an der Unabhängigkeit der Untersuchung und fordern eine neutrale Klärung der vorliegenden Vorwürfe. DTB-Präsident Alfons Hölzl hat klargestellt, dass er keine weiteren Missbrauchsfälle ausschließen kann und betont, wie wichtig es sei, die angesprochenen Probleme anzugehen. Der Sportvorstand Thomas Gutekunst erklärte, dass die Emotionen im DTB nicht überwunden seien und das Thema während der EM in Leipzig angesprochen werden solle.

Für die Zukunft gewappnet?

Während sich der DTB intensiv der Aufarbeitung der Vorwürfe widmet, bleibt die Frage, wie Sportlerinnen und Trainer in Zukunft geschützt werden können. Cheftrainer Gerben Wiersma äußerte sich optimistisch über die 17-jährige Kevric, während die Leistungen des Frauen-Teams im Mehrkampf und in den Gerätefinals gefordert werden, um die sportlichen Ziele zu erreichen. Inmitten der Turbulenzen blickt der DTB den aktuellen Herausforderungen mit gemischten Gefühlen entgegen. Die Heim-EM ist Teil des Deutschen Internationalen Turnfests, das vom 28. Mai bis 1. Juni viele Besucher anziehen wird und damit eine Plattform bietet, um die Ereignisse und die Zukunft des deutschen Turnens zu diskutieren.

Für viele bleibt abzuwarten, inwiefern der DTB aus diesen Herausforderungen lernt und welche Schritte in der Aufklärung und im Schutz der Athleten unternommen werden. Eines ist sicher: Das Thema wird nicht nur die Heim-EM prägen, sondern auch die Zukunft des deutschen Turnens stark beeinflussen.

Details
Ort Leipzig, Deutschland
Quellen