Thyssenkrupp vor radikalem Umbau: Nur noch ein Schatten des Stahlgiganten?

Thyssenkrupp plant umfassenden Umbau zur Finanzholding, reduziert Mitarbeiterzahl und strukturiert Unternehmensbereiche zur Verkaufsvorbereitung.
Thyssenkrupp plant umfassenden Umbau zur Finanzholding, reduziert Mitarbeiterzahl und strukturiert Unternehmensbereiche zur Verkaufsvorbereitung. (Symbolbild/NAG)

Essen, Deutschland - Der Traditionskonzern Thyssenkrupp steht vor einem tiefgreifenden Umbau. Geplant ist die Umwandlung des Unternehmens in eine Finanzholding, wie welt.de berichtet. Ziel dieses radikalen Schrittes ist es, die Basis für den Verkauf weiterer Unternehmensbereiche zu schaffen. Die Pläne sehen vor, die Zentrale des Unternehmens von derzeit 500 auf nur 100 Mitarbeiter zu verkleinern, was eine drastische Reduzierung der Verwaltung mit sich bringt, bei der rund 1.000 Stellen wegfallen sollen.

Insbesondere der Stahlbereich ist von den Umstrukturierungen betroffen. Mit 16.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 12,1 Milliarden Euro gehört der Stahlbereich zu den größten Sparten von Thyssenkrupp. Dieser soll vollständig an die Börse gebracht werden, was das Ende des Stahlhandels für den Konzern bedeuten könnte. Auch in der Autozulieferersparte sind gravierende Veränderungen in Form von Schließungen oder Verkäufen geplant. Laut boerse.de wird gewarnt, dass am Ende nur noch eine „Dachgesellschaft ohne Inhalt“ verbleiben könnte.

Herausforderungen und Entscheidungsprozesse

Der Aufsichtsrat von Thyssenkrupp steht vor der Aufgabe, diese weitreichenden Pläne zu genehmigen. Größere Gegenstimmen innerhalb des Gremiums sind nicht zu erwarten. Besondere Aufmerksamkeit gilt zudem der geplanten Vertragsverlängerung des Vorstandsvorsitzenden Miguel López. Diese soll am 16. September zur Abstimmung kommen; Thyssenkrupp selbst lehnte es jedoch ab, sich zu den Details der Vertragsverlängerung zu äußern.

Ein weiterer interessanter Aspekt ist die mögliche Veränderung bei der Handelstochter des Unternehmens. Die Notwendigkeit einer Umstellung auf die Rechtsform einer Finanzholding bringt viele Herausforderungen mit sich. Nach § 2f des Kreditwesengesetzes, welcher seit Ende 2020 in Kraft ist, müssen Finanzholding-Gesellschaften strengen Regulierungen unterliegen. Diese Regelung, als Reaktion auf den Wirecard-Skandal eingeführt, sorgt dafür, dass die BaFin nicht nur die Institute, sondern auch die gesamte Unternehmensgruppe intensiver überwachen kann, wie KPMG erläutert.

Rechtliche Perspektiven und regulatorische Rahmenbedingungen

Die Umstellung auf eine Finanzholding erfordert nicht nur eine Genehmigung durch die BaFin, sondern bringt auch zahlreiche Anforderungen an die Verwaltungs- und Aufsichtsorgane sowie umfangreiche Reportingpflichten mit sich. Dies könnte für Thyssenkrupp zusätzlichen administrativen Aufwand bedeuten, während das Unternehmen sich gleichzeitig auf die anstehenden Verkäufe und Umstrukturierungen konzentriert.

Zusammengefasst steht Thyssenkrupp an einem bedeutenden Wendepunkt in seiner Unternehmensgeschichte. Die Entwicklungen der kommenden Wochen und Monate werden entscheidend sein, um zu klären, wie sich der Konzern künftig auf dem Markt positionieren wird und ob die Veränderungen die erhofften Erfolge bringen können.

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Ort Essen, Deutschland
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