Schülerproteste gegen Stellenstreichungen: Jetzt gemeinsam handeln!

Annaberg, Deutschland - In einem bemerkenswerten Protest haben Schülerinnen und Schüler gegen die geplante Streichung befristeter Stellen an ihrer Schule mobil gemacht. Betroffen sind eine Schulassistentin, eine Schulverwaltungsassistentin und ein Inklusionsassistent. Die Schüler zeigen sich besorgt über das potenzielle Ende der Unterstützung, die sie durch diese Fachkräfte regelmäßig erfahren. Wie MDR berichtet, beinhalten die Protestmethoden Bilder, auf den Gehweg gemalte Sorgen und Plakate. Außerdem sammeln die Aktivisten Unterschriften für eine Petition gegen die Stellenstreichungen und -befristungen. Innerhalb von zwei Wochen konnten fast 10.000 Unterschriften gesammelt werden.
Die Stimmen der Schüler sind laut. Aallyah, 10 Jahre alt, ruft dazu auf: „Jeder soll unterschreiben, damit die Assistenten nicht gehen.“ Simon, 13 Jahre, ergänzt: „Es wäre schlimm, wenn sie gehen müssten. Wenn es uns nicht so gut geht, muntern sie uns auf und sind für uns da.“ Insbesondere wird die Bedeutung der Unterstützung für die Leseförderung betont. Astrid Leonarczyk, Direktorin des Förderzentrums Annaberg, hat sich ebenfalls zur Situation geäußert und zeigt sich besorgt über die möglichen Folgen.
Bildungspolitische Proteste in NRW
Die Proteste in Annaberg sind Teil einer größeren Welle von Schülerprotesten, die von der „Landesschüler*innenvertretung NRW“ organisiert werden. In insgesamt elf Städten waren Demonstrationen angekündigt, um auf Missstände in der Bildungspolitik aufmerksam zu machen. Die erste Demo begann um 9 Uhr in Bergisch Gladbach mit rund 100 Teilnehmenden. In Bonn versammelten sich etwa 130 Schülerinnen und Schüler mit Plakaten, während in Wuppertal 350 Protestierende durch das Luisenviertel zogen. Auch in Bielefeld, Düsseldorf und Mönchengladbach waren Hunderte Teilnehmer anwesend. Die Schüler fordern ein Sondervermögen von 10 Milliarden Euro für Bildung, um die technische Ausstattung und Renovierung der Schulgebäude voranzutreiben.
Ein zentrales Anliegen der Protestierenden ist die Forderung nach mehr Lehrkräften, um die Klassengrößen zu halbieren. In den Reden wird auch die Digitalisierung an Schulen als unzureichend kritisiert. Dabei wird eine Anpassung des Schulsystems an individuelle Lernstile gefordert. NRW-Schulministerin Dorothee Feller hat das Engagement der Schüler begrüßt, jedoch betont, dass Probleme wie der Lehrermangel nicht sofort gelöst werden können. Die Gewerkschaft Erziehung und Bildung (GEW) hat zudem einen Investitionsstau von 10 Milliarden Euro festgestellt.
Der Stand der Inklusion in Deutschland
Die Diskussion um die Schulpolitik und die aktuellen Proteste werfen auch einen Blick auf den Zustand des inklusiven Schulsystems in Deutschland. Laut der Bertelsmann Stiftung hat sich Deutschland dem Ziel der UN-Behindertenrechtskonvention nur langsam angenähert. Die Exklusionsquote ist von 4,8 % im Jahr 2008/09 auf 4,2 % im Jahr 2022/23 gesunken. Trotz Fortschritten beim Ausbau inklusiver Schulen bestehen zwischen den 16 Bundesländern große Unterschiede in der Exklusionsquote, die von 0,7 % bis 6,4 % reicht.
Es zeigt sich, dass es kein länderübergreifendes, koordiniertes Vorgehen für den Ausbau des inklusiven Schulsystems gibt. Fortschritte hängen stark von den Bestrebungen der einzelnen Bundesländer ab. Das aktuelle Geschehen und die Proteste verdeutlichen die Dringlichkeit für Reformen in der Bildungspolitik und die Notwendigkeit, die Rahmenbedingungen für alle Schülerinnen und Schüler zu verbessern. Weitere Informationen zur Thematik finden Sie auf der Webseite der Bertelsmann Stiftung.
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Ort | Annaberg, Deutschland |
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