Lippach feiert 75 Jahre Blutritt: Tradition und Hoffnung vereint!

Lippach, Deutschland - Am 1. Juni 2025 fand in Lippach das 75. Jubiläum des Blutritts statt, einer traditionsreichen Reiterprozession, die tief in der katholischen Gemeinschaft verwurzelt ist. Der festliche Anlass begann mit einer Eucharistiefeier auf der Altarinsel des Dorfplatzes, bei der der Lippacher Chor Vita Musica das Eingangslied „O Happy Day“ präsentierte. Trotz des regnerischen Wetters schien die Sonne, während Weihbischof Gerhard Schneider den Segen erteilte. Im Rahmen der Feier erhielten die Besucher symbolische Schlüsselanhänger in Form eines Blutstropfens, die die Reliquie in Lippach repräsentieren und von Pfarrer Matthias Reiner gesegnet wurden, der dafür auch ein ständiges Gebet für die Träger des Anhängers versprach.
Der Blutritt stellt einen wichtigen Treffpunkt für bäuerliche Familien aus der Umgebung dar und hat sich über die Jahre zu einer bedeutenden Tradition entwickelt. Ältere Teilnehmer erinnerten sich an die ersten Blutritte vor 75 Jahren. Gottlieb Vetter aus Aalen-Himmlingen erzählte von seiner Teilnahme als 15-Jähriger ohne Sattel, während Paul Bandel aus Lippach die Weihe der Blutreiterstandarte vor vielen Jahren in Erinnerung rief.
Die Heilig-Blut-Reliquie
Die Heilig-Blut-Reliquie, die seit 75 Jahren in Lippach verehrt wird, hat eine lange Geschichte. Sie befindet sich seit 1787 in Lippach und wurde ursprünglich 1758 in Trugenhofen von Pfarrer Franz Anton Vaas empfangen. Diese Reliquie gilt als ein Stück Erde, auf das das Blut von Jesus Christus vergossen wurde. Bereits 1771 wurde eine Urkunde über ihre Echtheit ausgestellt, wobei die Reliquie geteilt wurde – eine Hälfte ging nach Rühlingstetten, die andere verblieb in Lippach.
Die feierliche Einsetzung der Reliquie fand 1787 statt und die jährliche Feier wurde auf Pfingstmontag angesetzt. Nach einer Phase, in der die Reliquienverehrung aufgrund der Säkularisation um 1800 unterbrochen wurde, wurde die Tradition 1950 durch Pfarrer Josef Letzgus mit der Einführung der Reiterprozession wiederbelebt. Der erste Blutritt zählte 113 Reiter; im folgenden Jahr stieg die Zahl auf 185.
Religiöse Bedeutung der Reliquien
Die Verehrung von Reliquien ist ein fester Bestandteil der katholischen Tradition, die sich über die Jahrhunderte entwickelt hat. Reliquien haben eine tiefere Bedeutung und werden als Mittel verstanden, durch die Gott wirkt. Millionen von Gläubigen verehren sie und pilgern zu Orten, wo sie aufbewahrt werden. Historische Berichte zeigen, dass Reliquien wundersame Wirkungen entfalten können, wie in der Heiligen Schrift nachzulesen ist. Beispiele aus der Bibel belegen, wie Gegenstände oder auch die Körperteile heiliger Personen einen tiefen Einfluss auf das Leben der Gläubigen hatten.
Das Konzil von Trient und das Zweite Vatikanische Konzil bestätigten die Bedeutung und Verehrung von Heiligen und Reliquien in der katholischen Kirche. Reliquien sind nicht als magische Objekte zu verstehen, sondern lenken die Aufmerksamkeit auf die Heiligen, die als Vorbilder und Fürsprecher für die Gläubigen gelten. Die katholische Kirche unterscheidet zudem drei Klassen von Reliquien, die von den sterblichen Überresten der Heiligen bis hin zu Gegenständen reichen, die mit ihnen in Berührung gekommen sind.
Das Jubiläum des Blutritts in Lippach bekräftigt nicht nur die lokale Traditionspflege, sondern reflektiert auch das anhaltende religiöse Engagement vieler Menschen, die trotz schwieriger Umstände zusammenkommen, um ihren Glauben zu feiern und zu zelebrieren.
Bürgermeister Markus Knoblauch ließ den bischöflichen Gesandten im goldenen Buch der Gemeinde eintragen und dankte den Musikkapellen aus Westhausen, Lippach und Röttingen für ihre musikalische Begleitung der Prozession. Pfarrer Josef Höfler erteilte den Segen mit der Heilig-Blut-Monstranz aus einer Kutsche. Der Festgottesdienst endete mit einem Schlusssegen um circa 11 Uhr, gefolgt von einer Einladung der Gemeinde zu einem gemeinsamen Essen in der Turn- und Festhalle.
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Ort | Lippach, Deutschland |
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