CSD in Wittenberg: Trotz rechter Bedrohung für Vielfalt auf die Straße!

CSD in Wittenberg: Trotz rechter Bedrohung für Vielfalt auf die Straße!

Lutherstadt Wittenberg, Deutschland - Die Lutherstadt Wittenberg steht vor einem bedeutsamen Ereignis: Am Samstag wird hier zum ersten Mal der Christopher Street Day (CSD) gefeiert. Ab 13 Uhr geht es los, und das Motto lautet „Vielfalt sichtbar machen“. Die Veranstalter rechnen mit rund 200 Teilnehmern, doch die Freude über diesen festlichen Anlass wird durch die aktuelle Lage getrübt.

Die Polizei hat die Situation als potenziell gefährlich eingestuft. Grund für die erhöhten Sicherheitsvorkehrungen sind die Anmeldungen einer Gegenkundgebung mit etwa 50 Teilnehmern, die der rechten Szene zugeordnet werden. Die Polizeibehörden setzen auf Unterstützung aus anderen Dienststellen und hoffen auf einen friedlichen Verlauf der Veranstaltung, ähnlich wie beim CSD in Dessau, der ohne größere Vorfälle stattfand. „Wir möchten eine sichere Umgebung für alle schaffen“, so ein Sprecher der Einsatzleitung, wie MDR berichtet.

Wachsende Ängste in der queeren Community

Die Alarmglocken läuten jedoch laut, und die Veranstalter warnen vor zunehmender Angst in der queeren Community. Falko Jentsch, Vorstandsmitglied des CSD Sachsen-Anhalt, äußert Besorgnis über die wachsende rechte Aggressivität in der Region. Er hebt hervor, dass das Land gute Voraussetzungen für den Schutz solcher Veranstaltungen geschaffen hat, betont jedoch gleichzeitig, dass die Sorgen der Teilnehmer nicht unbegründet sind. „Die Stimmung in der Community ist angespannt“, berichtet Süddeutsche.de.

Ein besonders alarmierendes Beispiel ist der gewaltsame Angriff auf eine Kundgebung gegen Hass in Bad Freienwalde, die erst am vergangenen Sonntag stattfand. Dort waren ebenfalls Mitglieder der queeren Community anwesend. Diese Ereignisse tragen zu einer allgemeinen Verunsicherung bei – Eltern erkundigen sich nach der Sicherheit, und viele Jugendliche trauen sich nicht, an solchen Veranstaltungen teilzunehmen, weil sie um ihre Sicherheit fürchten müssen.

Rechte Übergriffe als bekanntes Problem

Rechte Übergriffe auf CSDs sind in Sachsen-Anhalt ein Thema, das immer wieder für Schlagzeilen sorgt. Nach Vorfällen in Städten wie Weißenfels, Halle/Saale und Wernigerode wird die Lage auch von tagesschau.de thematisiert. „Queeres Leben in Ostdeutschland wird zunehmend von rechten Drohgebärden bedroht“, zitiert die Nachrichtenseite Experten. Die AfD hatte sich in vielen Regionen Ostdeutschlands zur stärksten politischen Kraft entwickelt, was die Sorgen in der Community verstärkt.

Die CSDs in Sachsen-Anhalt werden mittlerweile unter besonderen Schutz gestellt. So entschied der Landtag Ende 2023, dass extra Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden müssen, um die Veranstaltungen zu schützen. In Köthen wird beispielsweise der genaue Verlauf der Route für den CSD am 12. Juli aus Sicherheitsgründen nicht im Voraus veröffentlicht. Jentsch äußert zudem Kritik an den bürokratischen Hürden bei der Organisation solcher Events.

Die bevorstehenden CSDs sind nicht nur eine Feier der Vielfalt, sondern auch ein starkes Zeichen gegen Diskriminierung und gewaltsame Übergriffe. Es bleibt zu hoffen, dass der erste CSD in Wittenberg friedlich verläuft und ein positives Zeichen für alle Teilnehmer sendet.

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OrtLutherstadt Wittenberg, Deutschland
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