Kultur oder Provokation? Ehemalige Linksterroristen auf Wiener Festwochen!

Wien, Österreich - Die Wiener Festwochen stehen in der Kritik, nachdem die Einladung zweier ehemaliger Linksterroristen für eine Diskussionsveranstaltung Bedenken aufwirft. Robert Willacker äußert sich zu den geplanten Auftritten von Karl-Heinz Dellwo, einem ehemaligen Mitglied der Roten Armee Fraktion, und Gabriele Rollnik, die einst zur Bewegung 2. Juni gehörte. Diese Veranstaltung, die Teil der Reihe „Revolutionary Love“ ist, zielt darauf ab, „radikal neue Perspektiven zur Befreiung des Menschen“ zu erörtern. Willacker, der die Meinungsfreiheit befürwortet, hinterfragt kritisch, ob Steuergelder für ein solches Kulturformat verwendet werden sollten, in dem Gewalt als Mittel zur Zielverwirklichung behandelt wird.
Seine Argumentation stützt sich auf die Befürchtung, dass die gesellschaftliche Akzeptanz von Dialogen mit ehemaligen Linksterroristen im Gegensatz zur Ablehnung ähnlicher Gespräche mit Rechtsterroristen steht. Willacker warnt vor einer Romantisierung der Motive dieser ehemaligen Terroristen und schlägt vor, dass sie sich in einer kritischen Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit der Öffentlichkeit stellen sollten, anstatt Visionen für die Zukunft zu präsentieren.
Veranstaltung und politische Kontexte
Die Wiener Festwochen haben die Diskussion mit Dellwo und Rollnik unter dem Titel „Zeitenwende – Zerstörung ohne Ausweg?“ angekündigt. Diese Veranstaltung wird von den Festwochen selbst als radikal beschrieben, da sie zwei Personen einlädt, die nach ihrer Verurteilung und Haftentlassung als Experten für gesellschaftliche Transformation auftreten. Beide Redner sind durch ihre Verstrickung in Terrorakte geprägt; Dellwo war 1975 an der Stürmung der deutschen Botschaft in Stockholm beteiligt und wurde 1977 zu zweimal Lebenslänglich verurteilt. Rollnik, die an der Entführung des CDU-Politikers Peter Lorenz sowie des Unternehmers Walter Palmers beteiligt war, erhielt eine 15-jährige Haftstrafe und wurde 1993 entlassen.
Die geplante Diskussion soll sich auf aktuelle Themen wie Krisen, Gewalt und die Enteignung durch den globalen Kapitalismus konzentrieren und mögliche Lösungen aufzeigen. Die Wiener Festwochen bewerben die Veranstaltung mit dem Satz: „Wer die Welt liebt, muss sie verändern.“
Radikalität im Diskurs
Der Begriff „radikal“ hat in verschiedenen Kontexten unterschiedliche Konnotationen. Im kulturellen Bereich wird „radikal“ oft mit Neuheit und aufrüttelnden Ideen verbunden, während im politischen Diskurs häufig negative Assoziationen wie Extremismus und Gewalt im Vordergrund stehen. Die Unterscheidung zwischen Radikalismus und Extremismus ist entscheidend für das Verständnis, wie gesellschaftliche Normen verletzt werden können, ohne die grundlegenden Werte der Demokratie in Frage zu stellen. Radikalismus strebt nach Systemveränderungen, während Extremismus darauf abzielt, die demokratischen Grundwerte zu beseitigen.
Diese Differenzierung ist besonders relevant in der Diskussion um Gewalt und Radikalisierung. Während Radikalismus potenziell gewaltfrei sein kann, führt Extremismus häufig zu Gewalthandlungen. Der Umgang mit ehemaligen Terroristen in gesellschaftlichen Debatten ist daher eine heikle Angelegenheit, die gut überlegt und kritisch reflektiert werden sollte, um einen verantwortungsvollen Dialog zu gewährleisten.
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Ort | Wien, Österreich |
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