Stichwahl in Polen: Wer entscheidet über Europas Zukunft?

Polen wählt am 1. Juni 2025 zwischen dem Liberalen Trzaskowski und dem nationalkonservativen Nawrocki. Entscheidung über EU-Kurs!
Polen wählt am 1. Juni 2025 zwischen dem Liberalen Trzaskowski und dem nationalkonservativen Nawrocki. Entscheidung über EU-Kurs! (Symbolbild/NAG)

Polen, Land - Am 1. Juni 2025 findet in Polen eine entscheidende Stichwahl um das Präsidentenamt statt. Die beiden Kandidaten, der Liberale Rafal Trzaskowski und der Rechtskonservative Karol Nawrocki, liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Laut den jüngsten Umfragen von Opinia24 liegt Trzaskowski mit 47,4 Prozent leicht vor Nawrocki, der bei 46,3 Prozent liegt. 3,6 Prozent der Befragten sind unentschieden, während 2,7 Prozent keine Antwort geben wollten.

Die Wahl hat eine erhebliche Bedeutung für den zukünftigen Kurs Polens innerhalb der EU und der NATO. Ein Sieg von Trzaskowski könnte die proeuropäische Politik des amtierenden Premierministers Donald Tusk unterstützen, während Nawrocki das Potenzial hat, die Blockadepolitik seines Vorgängers Andrzej Duda fortzusetzen. Nawrocki wird von der nationalkonservativen PiS-Partei unterstützt und zeigt sich skeptisch gegenüber der Hilfe für die Ukraine sowie der EU-Klimapolitik

Wähler und Wahlbeteiligung

Bis zum Mittag lag die Wahlbeteiligung bei 24,83 Prozent, was auf eine zögerliche Wählerschaft hindeutet. Diese Skepsis könnte aus der Politikverdrossenheit resultieren, die in den letzten Jahren zugenommen hat. In der ersten Wahlrunde stimmten über 21 Prozent der Wähler für rechtsextreme Kandidaten, die mittlerweile ausgeschieden sind. Viele Anhänger dieser Kandidaten könnten nun Nawrocki unterstützen.

Trzaskowski zieht vor allem städtische Wähler an und setzt sich für LGBT-Rechte ein. Er spricht fünf Fremdsprachen und gibt sich als der versöhnlichere Kandidat. Nawrocki hingegen hat seine Basis vor allem auf dem Land und bei Wählern, die traditionelle Werte und weniger Einfluss der EU fordern. Er setzt auf die Ängste seiner Wähler und warnt vor einem Verlust der Souveränität Polens durch die EU.

Politische Kontroversen und Einflussnahmen

Die Wahl wird zudem durch persönliche Angriffe und Kontroversen geprägt. Nawrocki wurde unter anderem vorgeworfen, bei einer Massenschlägerei beteiligt gewesen zu sein und eine Kommunalwohnung erschlichen zu haben. Trotz dieser Vorwürfe hält sein politisches Lager fest zu ihm. Trzaskowski hingegen kritisiert Nawrockis Vergangenheit und wird von ihm als „Feigling“ und „Strohmann von Tusk“ bezeichnet.

Die politische Szene wird zusätzlich durch internationale Einflüsse geprägt. Der US-Vizepräsident hat seinen Besuch in Polen abgesagt, während die Heimatschutzministerin Kristi Noem nach Warschau reist, um Nawrocki zu unterstützen und Trzaskowski scharf zu kritisieren. Dieser wird als „Katastrophe“ und „Sozialist“ bezeichnet.

Soziologen analysieren, dass die Wählerschaft in drei Gruppen unterteilt ist: die treue Basis der PiS, die Anhänger der Bürgerkoalition gegen die PiS und eine Gruppe, die mit beiden Seiten unzufrieden ist. Trzaskowski benötigt dringend die Unterstützung von Nichtwählern, um seine Siegchancen zu erhöhen, während Nawrocki gezielt jene Wähler anspricht, die in der ersten Runde für rechtsextreme Kandidaten gestimmt haben

Ausblick auf die Wahl

Die nächste Zeit wird entscheidend sein: Experten prognostizieren, dass die Wahlbeteiligung einen erheblichen Einfluss auf das Ergebnis haben wird. Beide Kandidaten werden versuchen, die unentschlossenen Wähler für sich zu gewinnen. Während Trzaskowski sich als der Kandidat präsentiert, der einen respektvollen und unterstützenden Präsidenten an die Spitze bringen möchte, ist Nawrocki bestrebt, durch seine aggressive Strategie und die Unterstützung seiner konservativen Basis eine Wende herbeizuführen.

Die Zukunft Polens hängt von der Wahlentscheidung ab, die nicht nur das Präsidentenamt betrifft, sondern auch die gesamte politische Landschaft und die Richtung des Landes innerhalb der EU und NATO beeinflussen wird.

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