Vergessene Erinnerungen: KZ-Gegenstände erzählen bewegende Geschichten

Neuengamme, Deutschland - Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme zeigt derzeit eine beeindruckende Ausstellung, die sich mit den persönlichen Gegenständen ehemaliger KZ-Häftlinge befasst. Diese Gegenstände, die den Opfern bei ihrer Einlieferung in die Lager entzogen wurden, stammen aus den Arolsen Archives. Die Ausstellung ist bis zum 25. Juni geöffnet und befindet sich in einem Übersee-Container auf dem ehemaligen Appellplatz des KZ Neuengamme. Jeder der Gegenstände erzählt die bewegende Lebensgeschichte und das Schicksal der Menschen, von denen sie einst stammten, und viele dieser Effekten stammen direkt aus dem KZ Neuengamme, einige auch aus Dachau.
Die Kampagne #StolenMemory wurde ins Leben gerufen, um Angehörige der ehemaligen KZ-Häftlinge aus über 30 Ländern, insbesondere aus Polen, Deutschland und der ehemaligen Sowjetunion, zu finden und ihnen die persönlichen Gegenstände zurückzugeben. Bereits mehr als 1.000 Familien konnten durch diese Initiative gefunden werden. Die Bedeutung dieser Gegenstände ist für die Hinterbliebenen oftmals von unschätzbarem Wert, da sie häufig die letzte Verbindung zu den Opfern darstellen.
Die Bedeutung der persönlichen Gegenstände
Floriane Azoulay, Direktorin der Arolsen Archives, hebt hervor, dass viele Opfer der Nationalsozialisten keine materiellen Spuren hinterließen, da ihnen alles genommen wurde. Dies macht die Rückgabe der Effekten besonders wertvoll und oft unerwartet für die Angehörigen, die nur wenig über diesen Teil der Geschichte ihrer Verwandten wissen. Die Gegenstände reichen von persönlichen Dokumenten bis hin zu Kleidung und anderen Alltagsgegenständen.
Die Ausstellung nutzt moderne Technologien, um den Besuchern ein interaktives Erlebnis zu bieten. Durch QR-Codes können Besucher Videoporträts abrufen, in denen Angehörige der ehemaligen Häftlinge über ihre Familiengeschichten berichten. Dies ermöglicht einen tiefen und emotionalen Zugang zu den Lebensgeschichten der Betroffenen.
Unterstützung durch Freiwillige
Die Kampagne #StolenMemory setzt nicht nur auf die Ausstellung, sondern lädt auch Freiwillige aus verschiedenen Ländern ein, bei der Suche nach den Familien der ehemaligen KZ-Häftlinge zu helfen. Diese Unterstützung erfolgt oft über soziale Medien und die Online-Verfügbarkeit von Archivbeständen. Freiwillige aus Polen, den Niederlanden, Neuseeland, Frankreich und Spanien haben sich bereits engagiert, um möglichst viele der geraubten Erinnerungsstücke zurückzugeben.
Die Arolsen Archives haben auch verschiedene Ausstellungsformate entwickelt, um die Biografien der Verfolgten und die Geschichten der Rückgaben zu präsentieren. Dazu gehören Wanderausstellungen, Ready-to-Print-Ausstellungen und Online-Ausstellungen, die bereits in vielen europäischen Städten wie Paris, Warschau, Moskau, Barcelona und Venedig zu sehen waren. Dies trägt dazu bei, das Bewusstsein für die Geschichte der NS-Verfolgten zu schärfen und die Initiative #StolenMemory weiter voranzutreiben.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Nutzung des Online-Archivs der Arolsen Archives sensitiven Daten unterliegt. Die Informationen können Aspekte wie Religionszugehörigkeit, Herkunft und Gesundheitszustand der damaligen Opfer umfassen. Nutzer sind verantwortlich für die Einhaltung der Datenschutzrechte, da diese Informationen sensibel sind und Teil einer bedeutenden historischen Aufarbeitung darstellen.
Die Ausstellung und die Gesamtinitiative bieten somit nicht nur eine Möglichkeit zur Erinnerung, sondern auch zur aktiven Mitwirkung an der Rückgabe von Erinnerungsstücken, die unverzichtbare Zeugnisse der Geschichte sind. Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme und die Arolsen Archives setzen sich gemeinsam dafür ein, die Geschichten der Überlebenden und der Opfer lebendig zu halten und in das Gedächtnis der Gesellschaft einzuweben.
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Ort | Neuengamme, Deutschland |
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