Starke Tarifautonomie: Weg aus dem Pflegenotstand in Deutschland!

Die Universität Kassel veröffentlicht eine Studie zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Pflegebereich am 26. Mai 2025.
Die Universität Kassel veröffentlicht eine Studie zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Pflegebereich am 26. Mai 2025. (Symbolbild/NAG)

Kassel, Deutschland - Die Situation in der deutschen Pflege wird zunehmend kritisch. Trotz der erhöhten Aufmerksamkeit während der Corona-Krise zeigt sich, dass der Pflegenotstand seit Jahren besteht und sich weiter verschärft. Der stetig wachsende Bedarf an Pflegeleistungen wird durch einen eklatanten Personalmangel und unzureichende Arbeitsbedingungen konterkariert, wie zahlreiche Studien belegen. Eine neue Veröffentlichung beschäftigt sich mit der Tarifautonomie und den Möglichkeiten zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Altenpflege. uni-kassel.de berichtet über die Notwendigkeit starker Interessenvertretungen der Beschäftigten, um den Herausforderungen im Sektor wirksam zu begegnen.

Die Studie von Wolfgang Schroeder und Saara Inkinen hebt hervor, dass viele Beschäftigte in der Altenpflege kaum organisiert sind und es an einer bundesweiten Struktur fehlt. Die Arbeitgeber verweigern sich häufig tarifvertraglichen Lösungen. Ein „Teufelskreis defekter Interessenvertretung“ entsteht, der durch fehlenden politischen Willen noch verstärkt wird. Diese Situation erfordert dringend mehr Personal und bessere Bedingungen, um die Attraktivität der Pflegeberufe zu steigern und so den Fachkräftemangel zu beheben.

Der Fachkräftemangel und seine Folgen

Nach Angaben des Deutschen Pflegerats wird ein Bedarf von rund 500.000 Pflegekräften bis 2034 geschätzt, wobei bereits jetzt über 115.000 Stellen unbesetzt sind. Der Fachkräftemangel führt dazu, dass Pflegekräfte aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen oft aus dem Beruf aussteigen. Laut einer Umfrage unterstützen 86% der Deutschen eine öffentliche Investitionsoffensive im Gesundheits- und Pflegebereich. boeckler.de hebt hervor, dass die Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen und in der Pflege weiterhin unzureichend sind, was die Situation zusätzlich verschärft.

Hinzu kommt, dass die jährliche Zahl der Pflegebedürftigen seit 2017 kontinuierlich steigt, von zuletzt 361.000 im vergangenen Jahr. Prognosen zufolge wird diese Zahl bis 2040 auf etwa sechs Millionen ansteigen. deutschlandfunk.de warnt, dass ohne entscheidende Veränderungen in der Pflege der Personalmangel zu einer Unterversorgung führen könnte.

Politische Initiativen und Reformbedarf

Union und SPD arbeiten an einer „großen Pflegereform“, die darauf abzielt, den Personalmangel zu bekämpfen und die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Vorschläge beinhalten die Förderung ausländischer Pflegekräfte, flexiblere Arbeitszeitmodelle und eine Verbesserung der Ausbildungsbedingungen. Dr. Eike Windscheid und andere Experten fordern zudem, dass der Druck auf die Arbeitgeber erhöht werden muss, um tarifvertragliche Lösungen zu ermöglichen.

Es zeigt sich, dass die Digitalisierung in der Pflege ebenfalls eine Rolle spielen könnte. Technologische Lösungen, wie smarte Bettdecken und Krankheitsmanagement-Programme, werden entwickelt, um die Arbeitsabläufe zu optimieren. Dennoch bleibt der Aufruf nach besserer Bezahlung und verbesserten Bedingungen für die Pflegekräfte entscheidend, damit der Beruf für Nachwuchs attraktiv bleibt.

Insgesamt steht die Branche vor enormen Herausforderungen, während die Politik gefordert ist, deutlichere Maßnahmen zu ergreifen. Nur durch ein gemeinsames Handeln kann der Pflegenotstand langfristig bekämpft und die Zukunft der Pflege gesichert werden.

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Ort Kassel, Deutschland
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