Kunst im Fokus: DDR-Ausstellung zeigt vergessenes Meisterwerk in Berlin

Am 5. Juni 2025 eröffnet die Universität Potsdam eine Ausstellung über DDR-Kunst, geleitet von Professorin Melanie Franke.
Am 5. Juni 2025 eröffnet die Universität Potsdam eine Ausstellung über DDR-Kunst, geleitet von Professorin Melanie Franke. (Symbolbild/NAG)

Kunst im Fokus: DDR-Ausstellung zeigt vergessenes Meisterwerk in Berlin

Potsdam, Deutschland - Die Kunstszene der DDR wird derzeit in der Ausstellung „Zerreißprobe“ in der Neuen Nationalgalerie in Berlin umfassend gewürdigt. Unter den ausstellenden Künstler*innen ist auch Wolfgang Mattheuer, dessen Werk „Die Ausgezeichnete“ erstmals 1974 im Dresdener Albertinum gezeigt wurde. Dieses Bild, das eine Frau mit hängenden Schultern und einem verhärmten Blick auf Tulpenstängel darstellt, bietet eine kontrastierende Perspektive zu dem von den Massenmedien propagierten Bild von „Aktivistinnen der Arbeit“, wie uni-potsdam.de berichtet.

In den 1980er Jahren wurde das Bild im Unterricht für Kunsterziehung an DDR-Schulen diskutiert, wobei wichtige Themen wie die Rolle der berufstätigen Frau und die damit verbundenen Doppelt- und Dreifachlasten behandelt wurden. Nach der Wiedervereinigung fand das Gemälde jedoch nur noch Platz in Depots und Archiven. Die aktuelle Ausstellung bringt es zurück ins Licht der Öffentlichkeit, was die künstlerischen und gesellschaftlichen Fragen jener Zeit neu aufgreift.

Die Rolle der DDR-Kunst

Die kuratorische Stimme hinter der Ausstellung, Melanie Franke, Professorin für Kunstwissenschaften, beschreibt die Präsentation als experimentell und mutig. Sie betont, dass die DDR-Kunst einen bedeutenden Beitrag zur Kunstentwicklung geleistet hat. Ebenso hebt Joachim Jäger, Vizedirektor der Neuen Nationalgalerie, die Ernsthaftigkeit der Fragen hervor, die in Kunst, Theater und Literatur der DDR aufgeworfen wurden.
Zu den weiteren künstlerischen Positionen, die in der Ausstellung vertreten sind, gehören Uwe Pfeiffer, Harald Metzkes, Angela Hampel und Strawalde. Eine besondere Erwähnung verdient Cornelia Schleime, deren performative Arbeiten sich mit der Enge der Überwachung befassen. Gabriele Stötzer und Tina Bara sind Beispiele für Künstlerinnen, die alternative Kunsträume zur Selbstermächtigung nutzten.

Ein weiteres Werk, das in der Ausstellung thematisiert wird, ist das von Ruth Wolf-Rehfeldt, die 1990 die letzte Mail-Art-Aktion der DDR durchführte, um gegen die Abschaffung des Staates zu protestieren. Elske Rosenfeld untersucht die Entwertung des revolutionären Begehrens in Ostdeutschland und beleuchtet die Relevanz der Unmutsäußerungen in der Region.

Die Ausstellung „DDR: Sachlich“

Parallel zur Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie präsentiert das BLMK eine umfangreiche Schau unter dem Titel „DDR: Sachlich“. In dieser Ausstellung werden rund 80 Bilder und Skulpturen von 46 Künstler*innen gezeigt, darunter auch Wolfgang Mattheuer. Der sachliche Blick der Werke führt zu einem Innehalten im Alltag und bietet eine individuelle Repräsentation. Die Künstler*innen zeigen, inspiriert von internationalen Strömungen der Neuen Figuration, einen kritischen Bezug zur Realität, der vom sozialistischen Realismus und abstrakten Kunststilen im Westen abweicht.

Insgesamt reflektiert die anhaltende Auseinandersetzung mit der DDR-Kunst die gesellschaftlichen und persönlichen Umstände der Zeit und fördert ein tiefes Verständnis für die komplexen Narrative, die durch das Werk von Künstler*innen wie Mattheuer und anderen vermittelt werden.

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OrtPotsdam, Deutschland
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