Gedenkstätte Brandenburg: Mahnmal für die Opfer der Euthanasie-Morde
Entdecken Sie die Gedenkstätte in Brandenburg an der Havel, die an die Opfer der Euthanasie-Morde erinnert und Führungen anbietet.

Gedenkstätte Brandenburg: Mahnmal für die Opfer der Euthanasie-Morde
In Brandenburg an der Havel gibt es einen Ort, der von schrecklicher Geschichte und unvorstellbarem Leid erzählt. Der heute noch existierende Bau ist der letzte Überrest einer Gedenkstätte, die an die Opfer der nationalsozialistischen Euthanasie-Morde erinnert. Alf Düsterhöfft, ein Guide in dieser Gedenkstätte, führt heute eine Gruppe junger Auszubildender durch die düstere Geschichte, die hier verankert ist. Während er normalerweise in einer Metallwerkstatt arbeitet, widmet er sich heute der Aufgabe, über die systematische Ermordung von über 9.000 Menschen aufzuklären, die hier zwischen Februar und Oktober 1940 unter dem Vorwand, frische Luft zu atmen, in einer Gaskammer getötet wurden. Diese Menschen waren häufig geistig oder körperlich behindert, psychisch krank oder jüdischer Herkunft. Die Minderheiten, die als ‘lebensunwert’ galten, waren die Zielgruppe dieses verhängnisvollen Programms.rbb-online.de
Eine der grausamsten Methoden, die hierbei eingesetzt wurden, war die täuschende Anordnung von “Duschräumen”, in die die Opfer geschickt wurden. Durch ein kleines Fenster beobachtete ein Arzt den Vorgang, während Kohlenmonoxid in die Kammer geleitet wurde. Nach dem Tod wurden die Leichname von SS- oder SA-Männern ausgeplündert und in angrenzende Öfen zur Kremation gebracht. Das Euthanasieprogramm, ein Teil der eugenischen Maßnahmen zur Wiederherstellung der ‘rassischen Integrität’, ließ in der Nähe des Gefängnisses in Brandenburg an der Havel über 9.000 Patienten sterben, darunter auch Kinder und Jugendliche, welche die grausame Realität erleiden mussten.brandenburg-euthanasie-sbg.de
Die Bedeutung der Gedenkstätte
Die Gedenkstätte zieht jährlich bis zu 60 Gruppen an, die mehr über die schlimmsten Kapitel der deutschen Geschichte erfahren möchten. Museumspädagoge Christian Marx hat mit den Guides, die vor Ort führen, ein Konzept entwickelt, das die schweren Themen anschaulich und greifbar vermittelt. Zum Beispiel erzählt Christel Kindel die Geschichte von Elvira Hempel, einem Mädchen, das in einem Pflegeheim lebte und vor der Gaskammer verschont blieb – ein Schicksal, dessen Ursachen bis heute unklar sind.
Die schockierenden Erlebnisse werden den Teilnehmenden bei den Führungen in eindrucksvoller Weise nähergebracht. Die Guides sammeln am Ende der Touren die Rückmeldungen und Eindrücke der Teilnehmer, um die Wirkung ihrer Arbeit zu reflektieren. „Es läuft in unseren Schulen kaum etwas über Euthanasie“, bekräftigt Alf Düsterhöfft. Umso wichtiger sei es, dass solche Gedenkstätten lebendig bleiben und den Opfern eine Stimme geben. Er äußert auch seine Besorgnis über das Wiederaufkeimen von Neonazis und hebt die Notwendigkeit von Menschlichkeit und Respekt hervor.
Historischer Kontext der Euthanasie
Das Euthanasieprogramm war nicht nur eine brutale Vorgehensweise der Nationalsozialisten. Es war die erste organisierte Tötung von Menschen mit Behinderungen im Deutschen Reich und stellte das erste geplante Massaker an jüdischen Menschen dar. Laut Historikern wurden zwischen 1940 und 1941 allein in den Euthanasieeinrichtungen mindestens 70.273 Menschen ermordet, während die Zahl der Opfer insgesamt auf rund 250.000 geschätzt wird. Dabei verließen sich die Nationalsozialisten auf ausgeklügelte Methoden, um die Tötungen zu verschleiern.ushmm.org
Insgesamt bleibt die Gedenkstätte in Brandenburg an der Havel ein wichtiger Ort des Erinnerns, der nicht nur die vergangenen Gräueltaten thematisiert, sondern auch gegenwärtige gesellschaftliche Herausforderungen thematisiert. Der niederschmetternde Blick in die Geschichte mahnt uns, auch in der Gegenwart für Menschlichkeit und Gerechtigkeit zu kämpfen.