Handwerksmeister Ziesecke: Bürokratie-Wahnsinn gefährdet Kleinbetriebe!

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Bürokratie im Havelland: Handwerksmeister Michael Ziesecke kritisiert übermäßige Vorschriften und plant Reformen für Kleinbetriebe.

Bürokratie im Havelland: Handwerksmeister Michael Ziesecke kritisiert übermäßige Vorschriften und plant Reformen für Kleinbetriebe.
Bürokratie im Havelland: Handwerksmeister Michael Ziesecke kritisiert übermäßige Vorschriften und plant Reformen für Kleinbetriebe.

Handwerksmeister Ziesecke: Bürokratie-Wahnsinn gefährdet Kleinbetriebe!

In Falkensee, im Havelland, spricht der 58-jährige Michael Ziesecke, Metallbaumeister und Inhaber eines kleinen Betriebs, mit ernsten Worten über die Bürokratie im Handwerk. Der Handwerksmeister, der in seinem Familienunternehmen fünf Mitarbeiter beschäftigt, hat über die Jahre eine Vielzahl von Vorschriften kennengelernt, die er als belastend empfunden hat. In einem Gespräch mit maz-online.de kritisiert Ziesecke, dass Kleinbetriebe wie sein eigener oft wie Großunternehmen behandelt werden. Eine Vielzahl an Vorschriften, von täglichen Kontrollen der Führerscheine seiner Mitarbeiter bis hin zu spezifischen Sicherheitsmaßnahmen für alltägliche Tätigkeiten, macht es ihm schwer, den Fokus auf das Wesentliche zu behalten.

So fordert er beispielsweise die Verwendung von Atemschutzmasken beim Tonerwechsel und feuerfeste Unterlagen für Kaffeemaschinen – Regelungen, die er als übertrieben empfindet. Ziesecke sieht zwar die Bedeutung von Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, doch wünscht er sich mehr Eigenverantwortung und weniger behördliche Eingriffe. “Arbeiten wir zusammen, müssen wir nicht wie Kinder behandelt werden,” sagt er und fügt hinzu, dass überflüssige Schilder zur Veranschaulichung selbstverständlicher Sicherheitsmaßnahmen unnötige Kosten verursachen.

Bürokratieabbau als Zukunftsprojekt

Ab dem 1. Januar 2026 möchte Ziesecke eine neue Rolle annehmen: Er wird Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Havellands und hat bereits angekündigt, seinen Fokus auf den Bürokratieabbau zu legen. „Nach 123 Jahren Familienbetrieb ist es an der Zeit für einen Wechsel“, so der Metallbaumeister, der hofft, etwas bewegen zu können. Viele seiner Kollegen, insbesondere in kleinen Unternehmen, fühlen sich durch die Bürokratie erdrückt. In Deutschland sind laut tagesschau.de etwa 10.000 Vorschriften im Arbeitsschutz zu beachten, was eine erhebliche Belastung für Betriebe darstellt.

Annegret Vogelsang-Foley, Geschäftsführerin eines Handwerksbetriebs mit 25 Angestellten, schildert ähnliche Erfahrungen. Sie berichtet von häufigen Handverletzungen und unterstreicht, dass der Aufwand durch umfangreiche Sicherheitsvorgaben immer weiter zu nimmt. Wöchentliche Schulungen und umfangreiche Dokumentationspflichten kosten Zeit und Geld, während die Effizienz darunter leidet. Schließlich gibt es Hunderttausende Sicherheitsbeauftragte, die diese Vorschriften überwachen, was besonders für kleine Unternehmen schwierig ist.

Ein Ausblick auf Arbeitsunfälle und Reformen

Trotz der strengen Vorschriften zeigen die Zahlen, dass die Anzahl der Arbeitsunfälle in Deutschland rückläufig ist. 2024 ereigneten sich rund 750.000 Unfälle, was 21 Unfällen pro 1.000 Beschäftigte entspricht – ein Drittel weniger als vor 20 Jahren und unter dem EU-Durchschnitt. Dies könnte auch mit dem Strukturwandel in der Arbeitswelt zusammenhängen. Zukunftsgerichtet betont Anke Kahl von der Uni Wuppertal, dass auch arbeitsbedingte Erkrankungen in die Debatte um den Arbeitsschutz einfließen sollten. Digitale Schulungen und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz zur Erstellung von Sicherheitsplänen könnten innerhalb der nächsten Jahre standardisiert werden.

Die aktuelle politische Agenda, die im Koalitionsvertrag von Union und SPD verankert ist, sieht bereits Maßnahmen zur Vereinfachung und zum Bürokratieabbau vor, die für 2025 geplant sind. Doch der Weg dorthin scheint steinig, wie die Erfahrungen von Ziesecke und seinen Kolleg:innen zeigen. “Wir brauchen eine Veränderung, die die Arbeitssicherheit ernst nimmt, aber auch praktikabel bleibt,” so der Metallbaumeister.

Während in Falkensee die Diskussion über Bürokratie und Sicherheit im Handwerk immer intensiver wird, könnte Zieseckes neue Rolle als Gestalter vielleicht der richtige Schritt in die richtige Richtung sein.