TikTok-Beschäftigte bereit für Streik: Protest gegen Kündigungen!

TikTok-Beschäftigte bereit für Streik: Protest gegen Kündigungen!

Berlin, Deutschland - Am 17. Juli 2025 fanden in Berlin leidenschaftliche Proteste vor der TikTok-Zentrale statt. Die rund 60 Beschäftigten und Unterstützer:innen, die an der Kundgebung teilnahmen, fanden sich unter dem Motto „We trained your machines – pay us what we deserve!“ zusammen. Der Anlass für den Aufstand sind die aktuell geplanten Entlassungen, die etwa 150 Mitarbeiter:innen der Trust and Safety-Abteilung sowie rund 15 Beschäftigte im Bereich TikTok-Live betreffen, wie cityreport.pnr24-online.de berichtet.

Hinter den drohenden Kündigungen steht die Strategie des Unternehmens, die Content-Moderation zunehmend durch künstliche Intelligenz (KI) und Drittanbieter auszulagern. Diese Entscheidung sorgt nicht nur für große Unsicherheit bei den Angestellten, sondern stellt auch die bereits angespannten Arbeitsbedingungen in der Branche infrage. Laut ver.di sind insbesondere die Arbeitsbedingungen für Content-Moderatoren bei Dritt-Anbietern sehr belastend, da sie häufig mit traumatisierenden Inhalten konfrontiert sind, was zu ernsthaften Gesundheitsrisiken führen kann.

Kritik an KI und Arbeitsbedingungen

Die Gewerkschaft kritisiert zudem, dass der Einsatz von Algorithmen in der Moderation oft zu gefährlichen Fehlentscheidungen führt. Ein Beispiel ist ein Algorithmus, der Beiträge mit Regenbogenfahnen fälschlicherweise als „kontrovers“ markiert hat. Solche Vorfälle zeigen, wie sehr das Verständnis für gesellschaftliche Kontexte bei KI fehlt und welche Auswirkungen dies auf die Arbeit von Content-Moderatoren hat. Auch die Loyalität zwischen TikTok und seinen Kreator:innen könnte unter den Veränderungen leiden, da die Verkleinerung des Live-Operations-Teams, das den direkten Kontakt pflegt, auch die Reichweite und Monetarisierung negativ beeinflussen könnte, wie ver.di hinweist.

Die Gesundheitsgefahren für die Moderatoren sind alarmierend. Höhere Raten an Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen und Selbstmordgedanken sind unter den Beschäftigten keine Seltenheit. Das Arbeitsumfeld wird weiter durch unrealistische Leistungsziele und die Unsicherheit befristeter Verträge belastet. Die Gewerkschaft setzt sich für eine Verlängerung der Kündigungsfrist auf ein Jahr und Abfindungen in Höhe von drei Jahresgehältern ein, doch TikTok zeigt sich bislang unnachgiebig und hat Verhandlungen mit ver.di abgelehnt.

Internationale Zusammenarbeit der Gewerkschaften

Im größeren Rahmen zeigt sich ein weltweiter Kampf gegen die Prekarisierung in der Content-Moderation. Im April wurde in Nairobi die erste globale Gewerkschaftsallianz von Content-Moderator:innen ins Leben gerufen, unterstützt von der UNI Global Union. Diese Allianz zielt darauf ab, existenzsichernde Löhne, sichere Arbeitsbedingungen und ein starkes gewerkschaftliches Gap zu schaffen. Unterschiede in den Arbeitsbedingungen, auch bei Unternehmen wie Alphabet und Meta, gleichen sich weltweit an, da die Moderation oft an Subunternehmen mit prekären Bedingungen ausgelagert wird.

Die Situation bei TikTok ist der Anfang eines wichtigen Kampfes für die Rechte der Beschäftigten in einer Branche, die von enormen wirtschaftlichen Interessen geprägt ist. Kathlen Eggerling, die Verhandlungsführerin von ver.di, hat deutlich gemacht, dass die Beschäftigten bereit sind, sich gegen die Blockadehaltung des Managements zu wehren und dass das Streikpotential bereits hoch ist. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiterentwickelt und ob TikTok endlich auf die berechtigten Forderungen der Beschäftigten eingehen wird.

Details
OrtBerlin, Deutschland
Quellen

Kommentare (0)