Rotorblatt-Abbruch erschüttert Uckermark: Was steckt dahinter?

Ein 75 Meter langes Rotorblatt einer Windkraftanlage in der Uckermark brach unerwartet ab. Betroffene fordern Aufklärung.
Ein 75 Meter langes Rotorblatt einer Windkraftanlage in der Uckermark brach unerwartet ab. Betroffene fordern Aufklärung. (Symbolbild/NAG)

Rotorblatt-Abbruch erschüttert Uckermark: Was steckt dahinter?

Uckerland, Deutschland - Ein lauter Knall ließ Carmen Flemming, Betreiberin des Rosenhofes Flemming in Karlstein, aufhorchen. Dieser kam von einer Windkraftanlage im nahegelegenen Windpark Lübbenow 3, wo ein etwa 70 Meter langes Rotorblatt abgebrochen ist. Der Vorfall ereignete sich während der Inbetriebnahme der Anlage, die seit dem 26. September 2019 in Betrieb ist und eine Nabenhöhe von 123 Metern aufweist. Verunsichert durch den plötzlichen Knall, der sie beim Wässern der Pflanzen erschreckte, hat sie nun große Bedenken hinsichtlich der Sicherheit von Windkraftanlagen in der Umgebung, besonders wenn es um die Geräuschkulisse geht, die für ihre Gäste unerträglich wäre.

Die Ursache für das Unglück ist bislang unbekannt. Eine Anfrage beim Betreiber Notus Energie in Potsdam blieb unbeantwortet. Auch in der Vergangenheit gab es in der Region ähnliche Vorfälle. So brach beispielsweise am 3. Januar 2017 ein Rotorblatt einer bereits seit 2003 in Betrieb befindlichen Anlage ab. Der Betreiber, die EnergieKontor AG Bremen, zeigte sich damals ebenfalls überrascht und beauftragte ein Gutachten zur Ursachenerforschung, da ein Defekt an einem Sensor der Pitch-Regelung als mögliche Erklärung galt.

Defekte und Sicherheitsbedenken

Vor diesem aktuellen Vorfall wurden bereits mehrere Unfälle an Windkraftanlagen in Brandenburg registriert. Eine Kleine Anfrage der CDU-Fraktion im August 2023 zählte in nur zweieinhalb Jahren fünf solche Vorfälle. Zudem ist auffällig, dass es keine umfassende Statistik über Unglücksfälle an Windkraftanlagen in Brandenburg gibt. Auch die Landesregierung räumt ein, dass es keine vollständigen Daten über den Rückbau von Windkraftanlagen vorliegen.

Dieser Vorfall steht im Kontext des stetigen Ausbaus der Windenergie in Deutschland. In den späten 1980er- und frühen 1990er-Jahren nahm die Windkraft als bedeutende Energiequelle ihren Anfang, und seitdem hat sich der Markt ständig weiterentwickelt. Laut Windbranche.de erfährt die Branche seit 2021 eine Stabilisierung auf einem niedrigeren Niveau, nachdem es in den vergangenen Jahrzehnten sowohl Höhen als auch Tiefen gab. 2024 sind hohe Ausschreibungsmengen von über 11.000 MW geplant, was den Zubau der Anlagen ankurbeln könnte. Bis Ende 2024 sind in Deutschland bereits über 30.000 Windkraftanlagen mit insgesamt rund 72.700 MW in Betrieb.

Der Blick in die Zukunft

Die Windenergie hat für Deutschland weiterhin eine Schlüsselrolle, nicht nur aus Umweltgründen, sondern auch wirtschaftlich. Der Beschäftigungsbereich in der Windbranche, der 2016 mit 164.500 Beschäftigten einen Höhepunkt erreichte, hat sich aktuell auf rund 124.600 Beschäftigte verringert. Doch mit den ambitionierten Ausbauzielen ist der Fachkräftebedarf wieder im Steigen begriffen. Informationen zu den personellen Entwicklungen in der Branche können bei wind-energie.de eingesehen werden.

Neue Stahlplatten, die für den Transport weiterer Windkraftanlagen zwischen Prenzlau und Uckerland verlegt wurden, deuten darauf hin, dass der Ausbau in der Region weiterhin voranschreitet. Die Skepsis von Carmen und Maik Flemming hinsichtlich der Lärmbelästigung bleibt allerdings ein ständiges Thema. Die Balance zwischen einer nachhaltigen Energiezukunft und der Lebensqualität der Anwohner wird wohl eine der Herausforderungen sein, mit denen sich die Region in den kommenden Jahren auseinandersetzen muss.

Details
OrtUckerland, Deutschland
Quellen