Marseille: Ein Film über Zusammenhalt nach der Tragödie!

Marseille: Ein Film über Zusammenhalt nach der Tragödie!

Kreuzung Rue d’Aubagne und Rue Jean Roque, Marseille, Frankreich - Der neue Film von Robert Guédiguian mit dem Titel „Das Fest geht weiter!“ rückt die Rue d’Aubagne in den Fokus und thematisiert den Zusammenhalt in Marseille nach dem tragischen Gebäudeeinsturz im November 2018, bei dem acht Menschen ums Leben kamen. Am Standort, an der Kreuzung der Rue d’Aubagne und Rue Jean Roque, nahe dem Alten Hafen, wird eine Büste des Dichters Homer auf einer hohen Säule sowie eine Plakette für die „Phokaier“, die antiken Gründer der Stadt, gezeigt. Guédiguian, der als Chronist dieser Stadt gilt, sieht Marseille als Mikrokosmos und schöpft seine Inspiration aus der reichen Geschichte und den sozialen Herausforderungen der Stadt, die unter anderem aus der multikulturellen Bevölkerung, den sozialen Spannungen und der politischen Mobilisierung resultieren.

Der Film, der am 15. November 2023 in die Kinos kommt, ist nicht einfach ein Thriller, sondern ein Werk, das die Solidarität und die Gemeinschaft im Viertel nach der Katastrophe in den Mittelpunkt stellt. Die Hauptfigur, Rosa, die von der Schauspielerin Ariane Ascaride, Guédiguians Ehefrau, gespielt wird, ist eine verwitwete Matriarchin eines armenischen Clans. Sie kämpft für die Belange der Armen und betrachtet eine Kandidatur für ein progressives Bündnis bei den Kommunalwahlen, obwohl sie skeptisch über die Tragfähigkeit dieser Koalition ist.

Der künstlerische Kontext und die Inspiration

Guédiguian hat den Film zusammen mit dem Schriftsteller Serge Valletti co-geschrieben. Die Charaktere sind inspiriert von realen Personen, darunter politische Figuren wie Michèle Rubirola und Jean-Marc Coppola. Der Regisseur beschreibt seinen filmischen Ansatz als optimistisch, indem er die positive Entwicklung und den gemeinsamen Zusammenhalt in der Nachbarschaft nach den tragischen Ereignissen betonen möchte. Der Hintergrund des Films, geprägt durch die ergreifenden Ereignisse der Rue d’Aubagne, ist nicht nur ein schmerzhafter Rückblick, sondern eine Hommage an das Entstehen einer neuen Solidarität.

Im Sommer 2023 fand eine Retrospektive von Guédigians 23 Filmen im Mucem statt, während zeitgleich eine Ausstellung über seine 40-jährige Karriere in der Friche Belle de mai gezeigt wurde. Hier wird der Blick auf die filmische Reise des Regisseurs geworfen, die eng mit den sozialen und politischen Themen der Stadt verknüpft ist.

Geschichte und Gegenwart von Marseille

Marseille selbst hat eine bewegte Geschichte. Die Stadt wurde im 6. Jahrhundert v. Chr. von Griechen gegründet und wuchs schnell zu einem bedeutenden Handelszentrum heran. Trotz zahlreicher Rückschläge, wie Zerstörungen durch Römer und Araber, hat sich Marseille stets schnell erholt. Heute ist die Stadt mit etwa 850.000 Einwohnern die zweitgrößte in Frankreich. Sie darf sich nicht nur als kultureller Schmelztiegel sehen, sondern hat sich auch als europäisches Zentrum für Gespräche zwischen verschiedenen Kulturen etabliert, was mit ihrer Ernennung zur Europäischen Kulturhauptstadt 2013 betont wurde.

Die sozialen Spannungen in der Stadt, verstärkt durch das Aufkommen der rechtspopulistischen Partei Rassemblement National, zeigen sich in ihrer politischen Landschaft. Dennoch ist die multikulturelle Identität Marseilles stark. Die Stadt beherbergt Einwanderer aus Nordafrika und südeuropäischen Ländern, was zu einer Vielzahl von kulturellen Einflüssen führt. Der Sportstar Zinédine Zidane, geboren in Marseille als Sohn algerischer Einwanderer, ist ein Beispiel für den multikulturellen Charakter der Stadt.

Mit „Das Fest geht weiter!“ hat Guédiguian einen Film geschaffen, der nicht nur unterhält, sondern auch an die tragischen Geschehnisse der letzten Jahre erinnert und das Licht der Hoffnung auf eine bessere Gemeinschaft innerhalb der Stadt wirft. Er einmal mehr zeigt, dass Kunst und Film kraftvolle Mittel sind, um die Resilienz und den Aufbruch einer Gemeinschaft zu illustrieren.

FAZ, mesinfos, planet wissen

Details
OrtKreuzung Rue d’Aubagne und Rue Jean Roque, Marseille, Frankreich
Quellen

Kommentare (0)