Zerrissene Gesellschaft: Lena Elfers in der AfD-Hochburg Erfurt

Journalistin Lena Elfers dokumentiert in Erfurt politische Spannungen und Vorurteile im Umgang mit Geflüchteten 2025.
Journalistin Lena Elfers dokumentiert in Erfurt politische Spannungen und Vorurteile im Umgang mit Geflüchteten 2025. (Symbolbild/NAG)

Zerrissene Gesellschaft: Lena Elfers in der AfD-Hochburg Erfurt

Erfurt, Deutschland - Eine spannende Reise zur Werteergründung findet derzeit in Erfurt statt, wo die Journalistin Lena Elfers ein zehn-tägiges Experiment in einer Stadt durchführt, die häufig im politischen Fokus steht. Mit dem Ziel, den Dialog zwischen Einheimischen und Geflüchteten zu fördern, lebt Elfers im Stadtteil Herrenberg, wo bei der letzten Bundestagswahl fast 50% der Wähler:innen ihr Kreuzchen bei der AfD gemacht haben. In ihrer Reportage „Ausländer kriminell, Ossis rassistisch?“ beleuchtet sie die Differenzen in den politischen Ansichten und dem Alltagsleben vor Ort. Thüringen24 berichtet.

Während ihres Aufenthalts in Herrenberg wird Elfers immer wieder mit der Ablehnung und den Ängsten konfrontiert, die die politische Stimmung in Ostdeutschland prägen. Im Gespräch mit Bewohner:innen wird deutlich, dass oft die geflüchteten Menschen für ihre Sorgen um den Verlust des Heimatgefühls verantwortlich gemacht werden. So äußert eine Anwohnerin namens Miri, dass sie nicht die Migrant:innen, sondern primär die Männer als Problem sieht. Anwohner ohne Migrationshintergrund berichten ebenfalls von ihren Ängsten, die durch gesellschaftliche Umbrüche geschürt werden, während Lena versucht, die Perspektiven der Menschen zu verstehen und ins Gespräch zu kommen.MDR ergänzt.

Einblicke in die Unterbringung von Geflüchteten

Am Herrenberg wohnt Lena in einer Unterkunft, die von Monika Fiege betrieben wird. Diese äußert sich skeptisch über die Geflüchteten und wird von vielen Senioren in der Umgebung unterstützt, die ähnliche Ansichten vertreten. Es ist ein Bild der Missstimmung, das die Sorgen und Ängste der Bürger:innen widerspiegelt. Elfers führt in der Unterkunft Gespräche mit Geflüchteten, darunter Egosha aus Nigeria, der die Diskriminierung schildert, die er täglich erlebt. Die syrische Geflüchtete Seba hingegen hebt hervor, dass sie arbeiten und lernen möchte, um sich in die Gesellschaft einzugliedern.

Diese Erfahrungen zeigen, wie wichtig es ist, einen respektvollen Dialog zu führen und Brücken zu bauen. Elfers macht auch Behördengänge und Arztbesuche mit Geflüchteten, um deren Herausforderungen und den bürokratischen Dschungel verständlicher zu machen. Dabei bemalt sie Ostereier mit den Bewohner:innen eines Plattenbaus – eine kleine, aber bedeutende Geste der Annäherung.Die Bundeszentrale für politische Bildung berichtet über die tief sitzenden Vorurteile und die Herausforderungen, die sich dabei zeigen.

Gesellschaftlicher Kontext und Herausforderungen

Die Debatten und Spannungen in Ostdeutschland sind komplex. Die Soziolog:innen Naika Foroutan und Daniel Kubiak postulieren eine Analogie zwischen der Lage von Migrant:innen und Ostdeutschen, die beide als Opfer von gesellschaftlichen Ausschlüssen wahrgenommen werden. Viele Ostdeutsche, die den Wandel nach der Wende erlebt haben, fühlen sich ebenfalls benachteiligt und oft als Bürger:innen zweiter Klasse, während gleichzeitig diese Erfahrungen im übergeordneten Diskurs kaum Beachtung finden.

Nach dem Ende der DDR leidet die soziale Gewebestruktur noch heute unter den Folgen von Privatisierung und einem fehlenden strategischen Austausch. Diese Gemengelage führt dazu, dass es eine Repräsentationslücke gibt, die sich sowohl auf geflüchtete Menschen als auch auf die ostdeutsche Bevölkerung auswirkt. Die Herausforderung liegt darin, eine differenzierte, wertschätzende Erzählung über die Lebensrealitäten und Identitäten aller Beteiligten zu entwickeln.

Solche Reportagen wie die von Lena Elfers sind dringend notwendig, um die Diskussion über Akzeptanz und Zusammenleben neu zu entfachen. Während sie ihren Feierabend in Herrenberg verbringt und die Erlebnisse dokumentiert, wird klar, dass Miteinander in einer gespaltenen Gesellschaft nicht nur möglich, sondern notwendig ist. Wir dürfen auf die weitere Entwicklung dieser spannenden Geschichte gespannt sein.

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OrtErfurt, Deutschland
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