Malchin setzt Bundeswehr-Besuche an Schulen aufs Spiel: Bürgermeister wehrt sich!

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In Malchin, Mecklenburgische Seenplatte, wird die Bundeswehr an Schulen durch einen Mehrheitsbeschluss der Stadtvertretung ausgeschlossen.

In Malchin, Mecklenburgische Seenplatte, wird die Bundeswehr an Schulen durch einen Mehrheitsbeschluss der Stadtvertretung ausgeschlossen.
In Malchin, Mecklenburgische Seenplatte, wird die Bundeswehr an Schulen durch einen Mehrheitsbeschluss der Stadtvertretung ausgeschlossen.

Malchin setzt Bundeswehr-Besuche an Schulen aufs Spiel: Bürgermeister wehrt sich!

In Malchin, einer Stadt im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte, brodelt es in der Bildungspolitik. Kürzlich wurde beschlossen, dass die Bundeswehr künftig nicht mehr an städtischen Schulen über ihre Arbeit informieren darf. Dieser Beschluss, der von einer Mehrheit aus der BSW, der Linken und der AfD gefasst wurde, sorgt für Aufsehen und spaltet die Gemüter. Bürgermeister Axel Müller von der CDU hat gegen diese Entscheidung Widerspruch eingelegt und punkto Zuständigkeit Bedenken angeregt, da die Stadt nur Träger von zwei der vier Schulen in Malchin ist, wie ndr.de berichtet.

Müller argumentiert, dass das Thema Bildung nicht in die Hände der Stadtvertretung gehört und er sieht auch rechtliche Probleme. Laut dem Landesschulgesetz liegt das Hausrecht bei den Schulleitern und nicht bei den Stadtvertretern. Im Gegenzug sieht die Fraktion BSW/Linke die Werbung für den Soldatenberuf als problematische Vermischung von Berufsorientierung und sicherheitspolitischer Einflussnahme. Daher haben sie Anträge gestellt, um militärische Einflussnahme in den Schulen zu unterbinden.

Widerstand und Unterstützung

Bürgermeister Müller gibt sich kämpferisch und erinnert daran, dass eine politische Bildung für Schüler wichtig sei und auch die Aufgaben der Bundeswehr dazu gehören. Der Widerspruch gegen den neuen Beschluss wird in der nächsten Sitzung der Stadtvertretung im Oktober behandelt. Diese Entscheidung hat jedoch auch Auswirkungen auf Schulen, die nicht in die Zuständigkeit der Stadt fallen, wie beispielsweise das Gymnasium und die Förderschule. Einige Stadtvertreter sehen in der Entscheidung der Stadtvertretung den Versuch, Einfluss auf die schulische Bildung zu nehmen, was nicht in ihrem Zuständigkeitsbereich falle.

Die Debatte über die Rolle der Bundeswehr an Schulen hat nicht nur in Malchin an Regsamkeit zugenommen. Im gesamten Bundesgebiet sind besuche von Militärangehörigen in Klassenräumen ein heiß umstrittenes Thema. Dies wird besonders durch die veränderte Sicherheitslage in Europa, etwa durch den russischen Überfall auf die Ukraine, verstärkt. Organisationen wie die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) äußern Bedenken, dass solche Besuche als Werbung für den Militärdienst wahrgenommen werden und eine Militarisierung der Gesellschaft fördern, so zdf.de.

Politische Bildung oder Militärwerbung?

Um eine ausgewogene Sicht auf das Thema zu gewährleisten, ist es wichtig zu verstehen, dass Jugendoffiziere der Bundeswehr seit 1958 in Schulen aktiv sind, um die Notwendigkeit eines NATO-Beitritts und der Wiederbewaffnung zu vermitteln. Ihre Teilnahme erfolgt jedoch ausschließlich auf Einladung der Lehrer. Im Jahr 2022 hielten sie über 4.300 Vorträge vor mehr als 100.000 Schülern in Deutschland. Die Bundeswehr ist zu einem der größten Arbeitgeber im Land geworden, und viele Menschen sehen hier ihre berufliche Zukunft.

Die Diskussion um die Rolle der Bundeswehr in der Bildung ist ein komplexes und emotional beladenes Thema, das sowohl Befürworter als auch Kritiker hat. Der Beutelsbacher Konsens von 1976 fordert die Förderung einer selbstständigen Urteilsbildung der Schüler und hat die Auflage, dass Einflussnahme ausgeschlossen werden muss. In diesem Kontext ist die Entscheidung in Malchin nur ein weiterer Schritt in einer Debatte, die es verdient, von allen Seiten beleuchtet zu werden, während die Bildung unserer Jugend auf dem Spiel steht.