70 Jahre Bundeswehr: Die Gründungsgeschichte im Überblick!
Am 12. November 1955 begann die Geschichte der Bundeswehr mit der Ernennung der ersten Soldaten in Bonn durch Minister Blank.

70 Jahre Bundeswehr: Die Gründungsgeschichte im Überblick!
Heute, am 12. November 2025, blicken wir auf die Anfänge der Bundeswehr zurück, die am selben Datum im Jahr 1955 mit der Ernennung von 101 Freiwilligen als Soldaten in der Bonner Ermekeil-Kaserne begann. Bundesverteidigungsminister Theodor Blank hielt damals eine bewegende Rede, in der er zur Besinnung auf die Vergangenheit aufrief und der neue Armee ein Gesicht gab, wenngleich die uniformierten Soldaten aufgrund verspäteter Lieferungen in dunkle Anzüge gekleidet waren. So viel zur Eleganz der ersten Tage der Bundeswehr. Präsident Konrad Adenauer war maßgeblich für die Schaffung der Streitkräfte verantwortlich. Er drängte auf eine rasche Einsetzung neuer militärischer Strukturen, während die Wehrgesetzgebung noch heiß im Bundestag diskutiert wurde. Im Eiltempo erarbeitete er ein Freiwilligengesetz, um tatsächlich von den ersten Soldaten berichten zu können, ohne auf eine Grundgesetzänderung zu warten.
Die Ängste um die deutsche Wiederaufrüstung nahmen nach dem Tod Stalins und im Kontext der wachsenden sowjetischen Ambitionen zur deutschen Einheit zu. Adenauer, der im Januar 1956 gleich mehrere Kompanien der aufgestellten Bundeswehr besuchte, betonte, dass die neue Armee nicht „Wehrmacht“ genannt werden sollte. Dennoch war der Anspruch, an militärische Traditionen anzuknüpfen, ein einvernehmlicher. Blank zitierte den Militärdenker Gerhard von Scharnhorst in seiner Rede, um die Tradition der neuen Armee zu unterstreichen.
Die Herausforderung der frühen Bundeswehr
Die Eignung der Offiziere, etwa von Hans Speidel und Adolf Heusinger, die beide Wehrmachtsvergangenheit hatten, war ein strittiges Thema. Damit keine Schatten der Vergangenheit auf die neue Truppe fielen, prüfte ein Personalgutachterausschuss sorgfältig die Bewerbungen von Offizieren. Von 600 geprüften Bewerbungen wurden immerhin etwa 100 abgelehnt. Diese gründliche Prüfung war nötig, um mit dem Selbstverständnis des „Staatsbürgers in Uniform“ eine klare Linie in Bezug auf die Werte des Grundgesetzes zu zeichnen.
Ein weiteres Element war die Kontrolle der Bundeswehr. Adenauer wollte eine Armee unter der Kontrolle der Regierung, während die Sozialdemokraten und Teile der Union stärkere parlamentarische Aufsicht forderten. Letztendlich wurde die Kontrollpflicht im Grundgesetz verankert, was dem Verteidigungsausschuss des Bundestages weitreichende Rechte einräumte. Die Argumente für die Wiederbewaffnung bekamen zudem Auftrieb durch den Überfall Nordkoreas auf Südkorea und die steigenden Anforderungen der NATO, die eine Truppenstärke von 500.000 Mann forderte.
Ein Streit über die Militarisierung
Die Frage der Wiederbewaffnung war jedoch nicht unumstritten. Widerstand kam vor allem von der SPD und der evangelischen Kirche, die Bedenken zur Militarisierung der Gesellschaft äußerten. Trotz dieser Bedenken begann am 1. April 1957 die Ära der Wehrpflicht, als die ersten Wehrpflichtigen in die Kasernen eintrafen, um die Bundeswehr personell ergänzen zu können. Diese Entscheidung stand nicht einmal im Verdacht, mit weniger als einer umfangreichen Planung und Strategie für Deutschlands Sicherheit auszukommen.
Die Grundlage der Bundeswehr wurde nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch intern unterschiedlich diskutiert. Ehemalige Wehrmachtoffiziere arbeiteten an den konzeptionellen Grundlagen und prägten das erste Führungspersonal der Bundeswehr. Dokumente aus dem Bundesarchiv zeigen, wie feinsinnig die Planungen waren, die der bundesdeutschen Verteidigungspolitik ihren Rahmen gaben. Denn nach dem Zweiten Weltkrieg sollte die neue Bundeswehr nicht an die Tradition der Wehrmacht anknüpfen, sondern sich vollständig in die neu entstehende demokratische Ordnung einfügen.
So zeigt sich, dass die ersten Schritte der Bundeswehr ein komplexes Zusammenspiel aus politischen, gesellschaftlichen und sicherheitspolitischen Überlegungen waren. Die Werte des Grundgesetzes, das am 23. Mai 1949 in Kraft trat und 2024 sein 75-jähriges Bestehen feiern wird, bildeten die Grundlage für die Identität der neuen Streitkräfte. Die Ewigkeitsklausel schützt wesentliche demokratische Grundsätze, die auch die Bundeswehr prägen sollten, was bis heute von Bedeutung ist.