Krise in der Geburtshilfe: Mecklenburg-Vorpommern fordert Lösungen!

Krise in der Geburtshilfe: Mecklenburg-Vorpommern fordert Lösungen!
Schwerin, Deutschland - Was geht in Mecklenburg-Vorpommern? Die Situation in der Geburtshilfe wird immer kritischer, und das sorgt für gemischte Gefühle in der Bevölkerung. Nach dem Fall der Berliner Mauer hat sich die Zahl der geburtshilflichen Abteilungen in Mecklenburg-Vorpommern seit 1991 praktisch halbiert. Damals gab es noch 30 Krankenhäuser, die Entbindungen anboten, während es im Jahr 2001 schon nur noch 22 waren. Aktuell bieten lediglich 15 Einrichtungen landesweit die Möglichkeit zur Geburt an. Diese Entwicklung hängt eng mit dem Rückgang der Geburtenzahlen zusammen, die von 2018 bis 2023 um satte 26 Prozent gesunken sind. Im Jahr 2023 wurden gerade einmal rund 9.360 Geburten registriert, was die wirtschaftliche und organisatorische Situation in den betroffenen Kliniken erheblich belastet.
Egentlich liegt die Schwelle für eine wirtschaftlich tragfähige Geburtshilfe bei 600 Entbindungen pro Jahr. Doch fast die Hälfte der 15 verbleibenden Standorte in Mecklenburg-Vorpommern verzeichnete 2023 weniger als diese Zahl. Henning Kutzbach, Landesgeschäftsführer der Barmer in MV, äußerte jüngst Besorgnis über die rückläufigen Geburtenzahlen und deren Folgen für die Region. Die Problematik hält auch der Landesfrauenrat nicht für unbeachtet: Sie fordern ein umfassendes Konzept, das eine qualitätsgesicherte und wohnortnahe Versorgung rund um Schwangerschaft und Geburt garantiert. Anfang 2024 wurde bereits das Zielbild „Geburtshilfe und Pädiatrie 2030“ festgelegt, um den Herausforderungen entgegenzutreten.
Reformmaßnahmen in der Geburtshilfe
Doch was plant die Regierung konkret? Die Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) hat erste Reformziele klar umrissen. Laut den Erläuterungen auf NDR wird es in Zukunft keine langfristige Garantien mehr für Geburtsstationen geben. Die Schaffung medizinischer Zentren für verschiedene Leistungen sowie die Ausweitung ambulanter Angebote in den Krankenhäusern zählt zu den Vorschlägen, um der Misere zu begegnen.
Darüber hinaus wird die Telemedizin zunehmend in den Fokus gerückt: Fachärzte, darunter auch Kinderärzte, sollen zukünftig Sprechstunden in Hausarztpraxen abhalten. Einige dieser Ideen finden bereits in Modellprojekten Anwendung, um ihre Praxistauglichkeit auf den Prüfstand zu stellen.
Die Herausforderungen für werdende Mütter
Ein zentrales Anliegen der neuen Maßnahmen ist die Sicherstellung guter und erreichbarer Strukturen in der Geburtshilfe und Pädiatrie. Die durchschnittliche Anfahrt zur Klinik liegt derzeit bei 27 Minuten, wobei in 90 Prozent der Regionen die nächste Klinik innerhalb von 40 Minuten erreichbar ist. In ländlichen Regionen wie der Mecklenburgischen Seenplatte stellt dies jedoch eine erhebliche Herausforderung dar. Hier denkt man über zentrale Boardinghäuser nach, in denen Schwangere vor der Entbindung untergebracht werden könnten.
In diesem Zuge wurde auch eine Expertenkommission gegründet, um Konzepte für die zukünftige Gesundheitsversorgung zu erarbeiten. Diese wird neben Vertretern des Gesundheitsministeriums auch Mitglieder aus der Kassenärztlichen Vereinigung und der Landeskrankenhausgesellschaft umfassen. Hintergrund sind die zahlreichen Schließungen von Geburts- und Kinderstationen, die nicht nur wirtschaftlich motiviert sind, sondern auch Unmut in der Bevölkerung wecken. Die Schließung der Geburtshilfe im Kreißsaal von Crivitz 2019 geschah unter Protest und verdeutlicht die angespannten Verhältnisse.
Mit den neuen Reformansätzen und dem Engagement verschiedener Akteure hofft die Landesregierung, die Weichen für eine zukunftsfähige Geburtshilfe in Mecklenburg-Vorpommern richtig zu stellen. Wie die Pläne jedoch in der Praxis ankommen werden, bleibt abzuwarten.
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Ort | Schwerin, Deutschland |
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