Protest gegen Lenin-Denkmal: Schwerin gedenkt der Opfer von Gewaltherrschaft

Protest gegen Lenin-Denkmal: Schwerin gedenkt der Opfer von Gewaltherrschaft
Schwerin, Deutschland - In Schwerin haben am 14. Juni 2025 etwa drei Dutzend Vertreter von Opferverbänden an einer Protestaktion gegen das Lenin-Denkmal teilgenommen. Ziel der Kundgebung war es, die öffentliche Ehrung von Personen der Gewaltherrschaft — insbesondere des früheren sowjetischen Staatsführers — abzulehnen. Burkhard Bley, der Landesbeauftragte für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, verwies auf die Verbindung Lenins zum „Roten Terror“ und erinnerte an die 35.000 deutschen Zivilisten, die in der sowjetischen Besatzungszone und der frühen DDR politisch verfolgt wurden. Zu diesem Thema kündigte er eine Tagung für Ende September in Schwerin an, wie n-tv.de berichtet.
Stefan Krikowski, der Vorsitzende der Lagergemeinschaft Workuta, äußerte scharfe Kritik am Festhalten an dem Denkmal und forderte dessen Abbau. In seinen Ausführungen regte er an, an dieser Stelle ein Denkmal für Arno Esch zu errichten, der 1950 von einem sowjetischen Militärtribunal zum Tode verurteilt wurde. Eine bedrückende Bilanz: Zwischen 1950 und 1953 fanden in Schwerin über 100 Todesurteile durch sowjetische Militärtribunale statt. Die Aktion erinnerte an diese Opfer, indem ihre Namen verlesen wurden.
Lenin-Denkmal als umstrittenes Symbol
Das Lenin-Denkmal, das 1985 an der damaligen Leninallee, heute Hamburger Allee, errichtet wurde, ist immer wieder Gegenstand heftiger Debatten. In der Vergangenheit wurde es bereits mehrfach mit Farbe besprüht. Trotz dieser Vorkommnisse beschloss die Stadt Schwerin, das Standbild nicht abzubauen. Stattdessen wird es nun von einer erklärenden Tafel begleitet. Diese Tafel soll dazu dienen, die Geschichte und die damit verbundenen Kontroversen zu beleuchten.
Zusätzlich zur Protestaktion wurde im Dokumentationszentrum für Diktatur-Opfer, das auf dem Gelände der ehemaligen Stasi-Untersuchungshaftanstalt eingerichtet wurde, eine Wanderausstellung mit dem Titel „Mauern – Gitter – Stacheldraht“ eröffnet. Diese Ausstellung beleuchtet die politische Verfolgung in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR und bietet einen tiefen Einblick in das Schicksal vieler Menschen.
Die andere Sicht: Verteidigung des Denkmals
Ungeachtet der Proteste gibt es auch Stimmen, die sich für den Erhalt des Lenin-Denkmals einsetzen. Die „Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft e.V.“ (UOGK) plante gleichzeitig eine Aktion zur Verhüllung des Denkmals. Sie fordert: „Weg mit der Leninstatue! Keine öffentlichen Ehrungen für Verbrecher!“. In einem Artikel von rf-news.de wird erwähnt, dass die UOGK auch die aktuellen politischen Entwicklungen in Deutschland thematisiert, insbesondere den Aufstieg der AfD und eine wachsende faschistische Gefahr.
Der Artikel hebt zudem die historischen Errungenschaften der Leninschen Regierung hervor, die nach Meinung der Verfechter noch immer relevant seien, etwa die Beendigung des Ersten Weltkriegs, das Recht auf Selbstbestimmung der Völker und die Einführung eines Acht-Stunden-Arbeitstags. Infolgedessen wird ein Aufruf zur Verteidigung des Denkmals und zur Bildung einer antifaschistischen Einheitsfront ausgegeben.
Dass das Lenin-Denkmal ein solch umstrittenes Symbol darstellt, deutet nicht nur auf die tiefen Wunden in der deutschen Geschichte hin, sondern zeigt auch, wie die Relevanz der Vergangenheit bis in die heutige Zeit hinein besteht. Welche Wege die Erinnerungs- und Gedenkkultur hier einschlagen wird, bleibt abzuwarten.
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Ort | Schwerin, Deutschland |
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