Spargelernte in MV: Gute Qualität, aber hohe Kosten drücken Betriebe

Spargelernte in MV: Gute Qualität, aber hohe Kosten drücken Betriebe
Gülzow-Prüzen, Deutschland - Die Spargelsaison 2025 in Mecklenburg-Vorpommern neigt sich dem Ende entgegen. Am 24. Juni schließen sich die Tore für die Ernte der köstlichen Knollen, die die Region seit Jahren prägt. Der Familienbetrieb SaBö in Nantrow und Tieplitz, mit einer beachtlichen Anbaufläche von 60 Hektar, kann von einer gelungenen Ernte berichten. Betreiber Sebastian Böckmann äußert sich jedoch auch besorgt über die wirtschaftlichen Herausforderungen, die viele Bauern plagen.
In den letzten Jahren hat die Anbaufläche für Spargel in der Region allerdings drastisch abgenommen. Statt der 182 Hektar von vor sechs Jahren sind es heute nur noch knapp 140 Hektar, was eine bemerkenswerte Rückentwicklung darstellt. Die Gründe hierfür sind vielfältig, jedoch hauptsächlich durch steigende Produktions- und Personalkosten sowie die Abhängigkeit von Erntehelfern aus dem Ausland bedingt. „Wir haben kaum noch Arbeitskräfte hierzulande“, erläutert Böckmann, der auf die Unterstützung aus Osteuropa angewiesen ist.
Wirtschaftliche Herausforderungen
Die Preise für Spargel liegen aktuell bei bis zu 15 Euro pro Kilo, fast auf dem Niveau des Vorjahres. Doch auch wenn die Qualität der Ernte stimmt, leiden viele Betriebe unter finanziellen Belastungen. Hohe Produktionsmittel- und Energiekosten setzen den Bauern zu. Wie das Landwirtschaftsministerium in Schwerin bestätigt, sind insbesondere die Betriebe, die den Lebensmitteleinzelhandel beliefern, von dieser Situation betroffen. Der Einzelhandel zahlt oft weit weniger, als für eine wirtschaftliche Produktion erforderlich ist.
Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus zeigt sich optimistisch und hebt die gesundheitlichen Vorteile von Spargel hervor. Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen ermutigt er die Verbraucher, regionalen Spargel zu kaufen, um die Betriebe zu unterstützen. Dies ist auch nötig, da die Konsumfreude in der Bevölkerung zurückhaltend ist. 2024 kauften die Haushalte lediglich 1,23 kg deutschen Bleichspargel, was einen Rückgang von 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr darstellt.
Arbeiterproblematik und Mindestlohn
Ein weiteres Problem stellt der bevorstehende Mindestlohn von 15 Euro pro Stunde ab 2026 dar, der die Situation für die Spargelbauern weiter verschärfen könnte. Die Branche fordert bereits Ausnahmen vom Mindestlohn, vor allem für den arbeitsintensiven Gemüsebau. Einige Betriebe in der Region haben die Reißleine gezogen und den Spargelanbau stark reduziert oder ganz aufgegeben. Aktuell gibt es noch 14 aktive Spargelbetriebe in Mecklenburg-Vorpommern, vor vier Jahren waren es noch 19.
Die Ernte selbst bleibt weiterhin handarbeitlich geprägt, da Maschinen die empfindlichen Spargelstangen beschädigen können. Bauern wie Böckmann fordern daher politische Maßnahmen zur Verbesserung der Produktionsbedingungen, um den Rückgang der Anbauflächen zu stoppen.
Am Montag stach Dr. Backhaus gemeinsam mit Landrat Sebastian Constien das erste Spargel auf dem SaBö-Hof in Gülzow-Prüzen, was trotz aller Herausforderungen einen positiven Glanz auf die Saison wirft. Mit einem durchschnittlichen Ertrag von 5,0 Tonnen pro Hektar ist die Ernte in 2024 im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen, jedoch stehen die Produzenten unter hohen Druck.
In den letzten Jahren hat sich Mecklenburg-Vorpommern als eine der kleineren Spargelanbauregionen in Deutschland etabliert. Während im Nachbarbundesland Niedersachsen mehr als 4000 Hektar beackert werden, bleibt der Spargelanbau in MV vergleichsweise klein. Dennoch wird die Ernte hier geschätzt, und der SaBö-Hof bleibt ein wichtiger Akteur in der regionalen Landwirtschaft.
Schlussendlich ist die Spargelsaison nicht nur ein Höhepunkt in der Region, sondern auch ein Spiegelbild der Herausforderungen, denen sich die heimische Landwirtschaft gegenübersieht. Es bleibt zu hoffen, dass die Politik die Stimme der Betriebe gehört und Maßnahmen trifft, um den Spargelanbau in Mecklenburg-Vorpommern nachhaltig zu fördern.
Für weitere Informationen lesen Sie auch die Berichte von NDR, Müritzportal und Nordkurier: NDR, Müritzportal, Nordkurier.
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Ort | Gülzow-Prüzen, Deutschland |
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