Neues Gesetz zur Ganztagsbetreuung: Gemeinden am Limit!

Neues Gesetz zur Ganztagsbetreuung: Gemeinden am Limit!

Achstetten, Deutschland - In der Grundschule Achstetten wird ein umfangreiches Betreuungsangebot bereitgestellt, das von Montag bis Donnerstag von 7 bis 17 Uhr zur Verfügung steht. Großteils ist dieses Angebot kostenfrei, da Lehrkräfte die Nachmittagsbetreuung übernehmen. Es gibt jedoch kostenpflichtige Zeitfenster, wie beispielsweise zwischen 7 und 7.30 Uhr und ab 15.40 Uhr, sowie in der Mittagspause. Am Freitag ist die Betreuung bis 15.40 Uhr möglich, jedoch ab 11.45 Uhr kostenpflichtig. Während der Sommerferien wurde ein Betreuungsangebot für drei Wochen eingerichtet. Ab dem Schuljahr 2026/27 tritt ein neuer Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen in Baden-Württemberg in Kraft, der eine Betreuung von acht Stunden an fünf Tagen vorsieht, auch in den Ferien, bei maximal vier Wochen Schließzeit pro Jahr.

Die Rektorin der Grundschule, Claudia Siegel, äußert Bedenken hinsichtlich der Herausforderungen, insbesondere am Freitag und in den Ferien. Derzeit nimmt etwa 25% der Erstklässler das Angebot außerhalb der Unterrichtszeit in Anspruch, während der geschätzte Bedarf an Ganztagsbetreuung bei 30% der Kinder liegen könnte. Laut dem Regierungspräsidium wird sogar im ländlichen Raum mit einer Nachfrage von bis zu 50% gerechnet. Aktuell besuchen 256 Kinder in elf Klassen die Grundschule, wobei für 2026/27 mit einer Erhöhung auf 280 Kinder gerechnet wird.

Herausforderungen der Umsetzung

Die Entscheidung darüber, ob Ganztagsschulbetrieb verbindlich wird oder ob Eltern weiterhin Betreuung außerhalb der Unterrichtszeit wählen können, obliegt den Schulträgern. In Achstetten wäre eine verpflichtende Ganztagsschule aus Platzgründen allerdings nicht realisierbar. Eine mögliche Lösung könnte die Ganztagsschule nach Paragraf 4a sein, die als kostengünstige Variante angesehen wird, da mehr Lehrerwochenstunden bei höherem Bedarf zugewiesen werden können. Dennoch gibt es Bedenken seitens von Lehrkräften und Eltern, insbesondere bezüglich der Organisation des Nachmittagsunterrichts und dem Personalmangel.

Claudia Siegel schlägt eine Mischform der Betreuung vor, die jedoch vom Schulamt als unzulässig eingestuft wurde. Bürgermeister Dominik Scholz kritisiert die Entscheidung, diese Last den Kommunen aufzubürden. Während Gemeinderat Michael Schick Vorteile in individuellen Lösungen sieht, bleibt abzuwarten, wie das Thema in den kommenden Monaten weiter behandelt wird.

Qualität und Rhythmisierung im Ganztagsschulbetrieb

Die Rhythmisierung von Unterricht und Ganztagsangeboten stellt einen wesentlichen Qualitätsfaktor für einen kind- und jugendgerechten Schultag dar. Diese Rhythmisierung umfasst einen Wechsel zwischen Konzentrations- und Entspannungsphasen, Bewegung und Ruhe sowie theoretischem und praktischem Lernen. Experten sind der Meinung, dass gebundene Ganztagsschulen, in denen Unterricht und Ganztagsangebote inhaltlich besser verknüpft werden können, effektiver sind zur Ausgleichung von Bildungsungerechtigkeiten. Erzieherinnen und Erzieher arbeiten häufig mit Lehrkräften zusammen, um individuelle Förderbedarfe zu erkennen.

In der Debatte um den Ganztagsausbau sind räumliche und personelle Bedingungen entscheidend. Während einige Schulen bereits innovative Raumkonzepte entwickelt haben, kämpfen andere, wie die Grundschule auf dem Süsteresch in Niedersachsen, mit Herausforderungen in der personellen Ausstattung, da sie auf Freiwilligendienstleistende und Praktikanten zurückgreifen. Die Diskussion um die Umsetzung und Qualität der Ganztagsbetreuung wird von vielen Seiten aufmerksam beobachtet, und die Notwendigkeit einer durchdachten Planung bleibt unumstritten.