Jacinda Ardern: Zwischen Bewunderung und Ablehnung – Ein Rückblick

Jacinda Ardern reflektiert in ihrem Buch über Herausforderungen als Premierministerin Neuseelands und ihren empathischen Führungsstil.
Jacinda Ardern reflektiert in ihrem Buch über Herausforderungen als Premierministerin Neuseelands und ihren empathischen Führungsstil. (Symbolbild/NAG)

Jacinda Ardern: Zwischen Bewunderung und Ablehnung – Ein Rückblick

Christchurch, Neuseeland - Jacinda Ardern, die ehemalige Premierministerin Neuseelands, hat in ihren jüngst veröffentlichten Memoiren „A Different Kind of Power“ das turbulente Ende ihrer politischen Karriere reflektiert. Diese Veröffentlichung wirft nicht nur einen Blick auf ihre Zeit an der Spitze, sondern beleuchtet auch die Herausforderungen, die sie bewältigen musste. Ardern wurde 2022 auf einem Flughafen von einer Frau konfrontiert, die ihr Vorwürfe machte, was die abnehmende Unterstützung für ihre politische Agenda verdeutlicht.

In den letzten Jahren ihrer Amtszeit erlebte die Labour Party, zu der sie gehörte, einen dramatischen Rückgang der Popularität. Dies wurde maßgeblich von wirtschaftlichen Sorgen, sozialer Ungleichheit und massiven Protesten gegen ihre Corona-Politik beeinflusst. In diesem Kontext trat Ardern im Januar 2023 überraschend zurück, eine Entscheidung, die auch durch persönliche Gesundheitsängste motiviert war, die sich später als Fehlalarm herausstellten. Der Rücktritt führte zu einem verlorenen Stimmenanteil von über 670.000 bei den Wahlen 2023 im Vergleich zu 2020.

Führungsstil und Empathie

Arden war international für ihren empathischen Führungsstil anerkannt. Sie plädierte für eine Form der Führung, die Empathie, Pragmatismus und Verletzlichkeit miteinander vereint. In einem Gespräch mit dem Spiegel betont sie, dass Sensibilität und die Fähigkeit zur emotionale Verbindung keine Schwächen, sondern Stärken sind. Ihr Führungsstil steht in starkem Kontrast zu populistischen und autoritären Führern, die oft auf Angst und Zwietracht setzen.

Nach dem Terroranschlag auf zwei Moscheen in Christchurch im Jahr 2019 zeigte sie besondere Solidarität mit der muslimischen Gemeinschaft und prägte den einprägsamen Satz „They are us“. Diese Worte sind ein starkes Beispiel für ihren Ansatz, Empathie als Grundlage für nationale Einheit zu fördern.

Kritik und Rückblick

Dennoch gab es auch Kritik an Arderns Corona-Politik, die in der Bevölkerung für Spaltung sorgte, trotz der vermeintlichen Rettung vieler Leben durch strenge Maßnahmen. Proteste gegen ihre Politik und die Besetzung des Parlamentsgeländes in Wellington führten zu weiterem Unmut. Kritiker warfen ihr vor, den Dialog mit den Protestierenden zu verweigern.

In ihrem Buch fehlt eine kritische Auseinandersetzung mit umstrittenen Reformprojekten, was einige Analysten als unzureichende Reflexion ihrer Amtszeit interpretieren. Gleichzeitig wird sie als Vorbild für moderne Führung angesehen, insbesondere in einer Zeit, in der viele Führungspersönlichkeiten entweder autoritäre oder populistische Züge annehmen. Ardern sieht sich daher nicht nur als politische Akteurin, sondern auch als Vorkämpferin für einen mitarbeiterorientierten Führungsstil, in dem das Wohlergehen der Menschen und effektive Zusammenarbeit im Mittelpunkt stehen.

In den kommenden Monaten wird Ardern ihre Erfahrungen als Gastwissenschaftlerin an verschiedenen Eliteuniversitäten weitergeben und sich somit weiterhin mit Führungsthemen und den Herausforderungen der modernen Gesellschaft beschäftigen. Ihre Karriere bleibt damit ein spannendes Beispiel für die notwendige Veränderung in der politischen und sozialen Führung.

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OrtChristchurch, Neuseeland
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