Vom Opfer zum Helfer: Magdeburger Sanitäter findet neuen Lebenssinn in Hessen

Vom Opfer zum Helfer: Magdeburger Sanitäter findet neuen Lebenssinn in Hessen
In einer beeindruckenden Wende nach dem Schrecken des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg am 20. Dezember 2024, sieht Phillip Peplau eine Zukunft als Notfallsanitäter. Der 30-Jährige war an jenem verhängnisvollen Tag als Rettungssanitäter vor Ort und erlebte hautnah das Grauen, als ein Auto mit voller Geschwindigkeit in die Menschenmenge raste. Sechs Menschen ließen dabei ihr Leben und rund 300 wurden verletzt. Diese traumatischen Erlebnisse ließen ihn zunächst nach Hessen ziehen, um Abstand von seiner Heimatstadt zu gewinnen, doch der Wunsch zu helfen ist ungebrochen. Derzeit absolviert er seine Ausbildung zum Notfallsanitäter beim Deutschen Roten Kreuz in Groß-Gerau, wie hessenschau.de berichtet.
Ein tiefgehendes Erlebnis für Phillip war die medizinische Betreuung einer schwerverletzten Frau, die er leider nicht retten konnte. Dies hinterließ Spuren, aber die Erinnerung an den Einsatz als Helfer half ihm, beim Wiederaufbau seines Lebens nicht zusammenzubrechen. Unterstützung erhielt er von Diana Meyer, einer Notfallseelsorgerin und Traumatherapeutin, die ihm half, die Erlebnisse zu verarbeiten. Er plant sogar, selbst in die Notfallseelsorge einzusteigen, um anderen in Krisensituationen beizustehen.
Langfristige Unterstützung für Betroffene
Die Aufarbeitung solcher traumatischen Erlebnisse ist von zentraler Bedeutung. Pascal Kober, der Opferbeauftragte der Bundesregierung, ist seit kurzem in Magdeburg aktiv und setzt sich für den Aufbau nachhaltiger Strukturen zur Unterstützung der Anschlagsopfer ein. „Oft melden sich Betroffene erst nach längerer Zeit“, erklärt Kober und betont die Wichtigkeit von langfristiger Notfallseelsorge. Seelsorger Justus Münster, der bereits beim Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz im Einsatz war, empfiehlt, über die Erlebnisse zu sprechen. So können die Betroffenen leichter mit ihren Erfahrungen umgehen, berichtet MDR.
Ein weiteres Augenmerk liegt auf der psychischen Gesundheit von Kindern, denn auch sie nehmen die Verhaltensänderungen der Erwachsenen wahr. Hier setzt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Informationsmaterial ein, um Kindern diesen schwierigen Themenbereich verständlich zu machen.
Das Bedürfnis nach Hilfe
Die Nachfrage nach psychologischen Hilfsangeboten ist in Deutschland gestiegen. Allein in Bayern verzeichneten Krisendienste im Jahr 2024 rund 97.816 telefonische Hilfsanfragen. Diese Zunahme spiegelt das Bestreben wider, Menschen dazu zu bewegen, ihre eigenen Erfahrungen in Krisensituationen zu teilen und sich professionelle Hilfe zu suchen. Im Rahmen der bayernweiten Kampagne „Mut in der Krise“ werden Betroffene ermutigt, sich an Krisendienste zu wenden, wie es auf der Website der Krisendienste Bayern beschrieben wird Krisendienste Bayern.
Phillip Peplau und andere haben durch die schrecklichen Anschläge gelernt, dass Hilfe oft in unerwarteten Formen kommt und dass der Weg zum seelischen Wohlbefinden oft über das Teilen und Sprechen von Erlebnissen führt. Ihr Engagement, sei es als Notfallsanitäter oder in der Notfallseelsorge, bietet einen Hoffnungsschimmer für viele.