Silberstift aus dem 15. Jahrhundert: Sensationelle Entdeckung in Himmelpforte!
Archäologen entdeckten im Kloster Himmelpforte bei Wernigerode einen seltenen Silberstift des 15. Jahrhunderts und weitere Funde.

Silberstift aus dem 15. Jahrhundert: Sensationelle Entdeckung in Himmelpforte!
Archäologen haben im Kloster Himmelpforte bei Wernigerode einen ganz besonderen Fund gemacht: einen Silberstift aus dem 15. Jahrhundert, wie Focus berichtet. Der Silberstift, der 11,1 Zentimeter lang ist, wurde im Bereich der Terrassenböschung des Ostflügels des ehemaligen Klosters entdeckt. Besonders interessant ist das Material: Der Schaft besteht aus einer Rotgusslegierung, während die Spitze aus Silber mit einem Kupferanteil von etwa fünf Prozent gefertigt ist. Diese Mischung zeigt sich in den Schleifspuren und Luftblasen, die auf eine Herstellung in flüssiger Form hinweisen.
Silberstifte waren im 15. und 16. Jahrhundert gängige Schreib- und Zeichengeräte, jedoch sind sie im archäologischen Kontext außergewöhnlich selten. Künstler wie Rogier van der Weyden und Albrecht Dürer nutzten diese Werkzeuge für feine Skizzen und Entwürfe. Bis ins 17. Jahrhundert blieb die Technik zur Herstellung von Silberstiften gebräuchlich. Neben dem Silberstift fanden die Archäologen auch andere Schreibwerkzeuge sowie zwei Bücher aus der Klosterbibliothek. Diese Funde zeugen von der ausgeprägten Bildungsaffinität und der Schriftkultur der Augustinereremiten, die im Kloster lebten.
Spannende Neufunde am Kloster
Bei den Grabungen am Kloster Himmelpforte wurden weitere spannende Funde gemacht. So berichtete Zeit, dass die Archäologen Grundmauern freilegten, die teilweise über zwei Meter hoch sind. Projektleiter Felix Biermann vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt erwähnt, dass in der Klosterkirche hochrangige Mitglieder und adelige Wohltäter bestattet wurden. Besondere Bestattungen, wie die von Gerrun von Königstein, bieten Einblicke in die Vergangenheit und das Leben im Kloster.
In den Gräbern im Kreuzgang, die vermutlich Augustiner-Eremiten gehören, fanden sich bronzene Schnallen und eiserne Nägel, die auf Särge hindeuten. Viele der Toten stammen aus dem 13. bis 16. Jahrhundert und bleiben anonym. Der beliebte Bestattungsort am Rechteckchor der Kirche barg auch Gräber von Kindern, Frauen und Männern, die meistens Bewohner der Klostergüter waren. Zu den Funden zählen auch über ein Dutzend Silbermünzen, Tongeschirr, Ofenkacheln, Buchbeschläge und ein Ohrlöffel aus Knochen. Diese Objekte geben wertvolle Einblicke in den alltäglichen Klosterbetrieb.
Einblicke in die Klosterschreibkunst
Die Vielfalt der Schriftkultur im Kloster wird zusätzlich durch die Rolle des Skriptoriums verdeutlicht, einem zentralen Bestandteil vieler Klöster, wie Wikipedia erklärt. In diesen Schreibstuben wurden handschriftlich sakrale und profane Texte dupliziert. Oft waren die Skriptorien mit Universitäten verbunden und die dort tätigen Mönche waren für die Ausführung der Aufträge verantwortlich. Gerade zu Zeiten vor dem Buchdruck hatte das Skriptorium eine herausragende Bedeutung.
Die Neufunde am Kloster stehen im Kontext eines Citizen-Science-Projekts, bei dem über 40 ehrenamtliche Mitarbeiter zwischen 12 und 77 Jahren gemeinsam Gräber und Bauwerke freilegen. Die Unterstützung durch die Stadt Wernigerode sowie durch die Bundesregierung zeigte, wie wichtig die Erforschung solcher historischer Stätten ist, insbesondere im Gedenken an die turbulente Geschichte des Klosters, das im Bauernkrieg von aufrührerischen Bauern geplündert wurde.
Der Silberstift wird Teil einer größeren Ausstellung im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale) sein, die vom 28. Juni bis 30. November 2025 unter dem Titel „Klöster. Geplündert. In den Wirren der Bauernaufstände“ stattfinden wird. Ein Grund mehr, sich sowohl für Historie als auch für archäologische Funde zu interessieren!