Auflösung der Missbrauchskommission: Protest und Unmut in Ostdeutschland!

Auflösung der Missbrauchskommission: Protest und Unmut in Ostdeutschland!
Dresden-Meißen, Deutschland - In einem aufsehenerregenden Schritt haben die Bischöfe der drei ostdeutschen Bistümer – Berlin, Görlitz und Dresden-Meißen – die Interdiözesane Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs (IKA) aufgelöst. Dies geschah Ende Mai 2023, kurz bevor eine bedeutende Aufarbeitungsstudie vergeben werden sollte. Die Entscheidung hat nicht nur die Betroffenen überrascht, sondern auch eine Welle der Kritik ausgelöst. Wie Kirche-und-Leben berichtet, waren Rücktritte von Mitgliedern sowie „anhaltende kommunikative Probleme“ die Hauptgründe für die Auflösung. Laut Bischof Wolfgang Ipolt (Görlitz), Erzbischof Heiner Koch (Berlin) und Heinrich Timmerevers (Dresden-Meißen) endet die Amtszeit der verbleibenden Mitglieder am 31. Mai.
Die unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Kerstin Claus, kritisierte die Auflösung als „klaren Bruch der Vereinbarung“ und bezeichnete sie als „fatalen Signal“. Sie ist besorgt, dass den Betroffenen der Boden für eine unabhängige Aufklärung entzogen wird. Die Bischöfe betonten zwar, dass sie weiterhin zur Aufarbeitung bereit seien, doch die Skepsis bleibt hoch. Die Betroffenenvertreter hatten bereits im Voraus Bedenken geäußert, dass die Kommission den Anforderungen an eine transparente und partizipative Untersuchung nicht gerecht wurde.
Die Hintergründe der Kommission
Die IKA, die am 10. Mai 2023 gegründet wurde, bestand aus neun Mitgliedern, darunter Vertreter von Landesregierungen und Bistümern. Ihre Aufgabe war es, das Ausmaß sexueller Gewalt in der katholischen Kirche zu ermitteln und präventive Maßnahmen zu fördern. Die Auflösung der Kommission wirft Fragen zur Rechtsgrundlage und zur Zukunft der Aufarbeitung auf. Die Betroffeneninitiative Eckiger Tisch äußerte ebenfalls Bedauern und fordert weiterhin eine unabhängige Aufarbeitungskommission. Hier sind einige der kritischen Punkte, die im Zuge der Debatte angesprochen wurden:
- Rücktritte von Kommissionsmitgliedern und dysfunktionale Arbeitsweise, wie im Jahresbericht festgestellt.
- Probleme in der Kommunikation zwischen den Mitgliedern.
- Ein Mangel an Lösungen und Alternativen für die Betroffenen.
- Unklare Aussichten auf zukünftige Kommissionen auf Bistumsebene.
Was sind die nächsten Schritte? Die Diözese Dresden-Meißen erwägt die Einrichtung einer neuen Studie und Kommission auf Bistumsebene, um die Aufarbeitung fortzusetzen. Dies könnte ein wichtiger Schritt sein, um den Betroffenen zu zeigen, dass ihre Stimmen gehört werden.
Der Widerstand wächst
Die katholische Reformbewegung Maria 2.0 fordert eindringlich eine umfassende Vergabe der Missbrauchsstudie. Der Missbrauchsskandal von 2010 hat viele Betroffene dazu bewegt, ihre Stimmen zu erheben, und die Aufarbeitung ist inzwischen ein zentrales Thema in der Kirche. Berichte von Betroffenen und Zeitzeug*innen zeigen, dass sexuelle Gewalt oftmals in verschiedenen Einrichtungen wie Gemeinden, Heimen oder Schulen stattgefunden hat. Die Machtstrukturen innerhalb der Kirche und eine unzureichende Thematisierung von Sexualität in Priesterseminaren begünstigten diese Taten.
Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs hat bis Juli 2023 bereits 221 Betroffene und Zeitzeug*innen gehört, und ihre Empfehlungen für eine transparente Aufarbeitung wurden veröffentlicht. Die Bischöfe sind gut beraten, angesichts dieser gewichtigen Erkenntnisse und dem Druck der Öffentlichkeit darauf zu achten, dass die Aufarbeitung nicht nur eine leere Hülle bleibt. Die in Aufarbeitungskommission gesammelten Ergebnisse dokumentieren eindringlich, wie wichtig eine offene und ehrliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist und dass die Betroffenen einen Platz in diesem Prozess verdienen.
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Ort | Dresden-Meißen, Deutschland |
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